USA/Großbritannien, 2012 (Marley) Regie und Buch: Kevin Macdonald 145 Min. FSK ab 6
Der Schotte Kevin Macdonald erzählt in mehr als zwei packenden Stunden das Leben der Reggae-Legende Bob Marley (1945-1981). Obwohl aus Marleys Jugend in ärmsten Verhältnissen auf Jamaika kaum Dokumente existieren, schafft es der Regisseur vom „Last King of Scotland" und Cutter der You-Tube-Kompilation „Life in a Day" mit vielen originellen Geschichten ein ambivalentes Bild des weltweit verehrten Musikers zu zeichnen. Dabei müssen die Hits wie „One Love" oder „No woman, no cry" gar nicht ausgespielt werden, ebenso faszinierend wie der musikalische Siegeszug eines von allen Seiten verachteten Mischlings - „German Boy" nannte man den Weißhäutigen - ist die religiöse Komponente des Rastafari und die persönliche eines Mannes, der immer behauptete, keinen Ehrgeiz zu haben, aber seine elf Kinder von sieben Frauen beim Wettrennen immer schlagen musste. In kommentierenden Einblendungen und über die pointiert gewählten Aussagen der Zeitzeugen steckt keine Mystifizierung sondern überraschend viel Humor. Sogar bis zum tragischen Ende, als der schwer krebskranke Jamaikaner, der zwischendurch auch mit der Miss World 1976 zusammen war, ausgerechnet in der Klinik eines obskuren holistischen Arztes im oberbayrischen Rottach-Egern eingeschneit zu sehen ist.
Macdonald ist Enkel der Regie-Legende Emeric Pressburger und feiert die Premiere des Films bei der Berlinale 2012 während seine Frau Tatiana am gleichen Abend in London den Britischen Filmpreis für das beste Produktions-Design erhielt.