30.11.11

Local Heroes - Filmemacher in und aus Aachen sowie drumherum

Wo bitte geht es zum Film?

Was macht man und frau eigentlich, wenn es dem Schicksal gefiel, einen in diesen Westen der Republik zu versetzen und das Leben ohne Film nicht weitergehen soll? Zum Bahnhof und eine Fahrkarte an die Filmhochschulen von München oder Berlin lösen? Ganz einfach schnell werden wir diese Frage auch nicht beantworten können, aber wir fragen mal Menschen, die beim Film und auch aus Aachen sind. Und wenn sie schon mal da sind, zeigen wir auch die Filme dieser „Local Heroes". Den Anfang machen noch im Dezember 2011 Jan Krüger mit seinem brandaktuellen Drama „Auf der Suche" sowie Oliver Schwabe mit „Zärtliche Parasiten" als weitere Aachen Premiere. An drei Terminen (8., 16., 22.12.) zeigen wir zudem ältere und Kurz-Filme der beiden Regisseure. Außerdem gibt es einen exklusiven Auftritt der Band Tin Drum.

Local Heroes wird von Biografien, die vor der eigenen Haustür anfingen aus erster Hand erzählen. Wir wollen „uns" dabei nicht per Nabelschau mit Kamera selbst tolltolltoll finden. Bei erfolgreichem Start des neuen Film- und Gästereigens werden wir regelmäßig kompetente „Player" des Filmemachens einladen, um mit ihren neuesten und wichtigsten Werken Blicke hinter die Kulissen und auf unterschiedliche Wege zum Film zu werfen.

Dabei erweitern wir auch gerne den Blick auf mehrfache Cannes-Sieger in Lüttich (die Brüder Dardenne) oder Grimme Preis-Träger in Lontzen (Bernd Mosblech). Neben solch alten Löwen der gefährlichen Film-Savanne freuen wir uns auf den Nachwuchs. Ausgezeichnete Regisseure, Produzenten, Autoren, Schauspieler, Komponisten, Set-Designer und auch die Region selbst als Kulisse und Drehort - all das ist reichlich vorhanden und wartet auf eine geschlossene Präsentation. Wobei jeder Film nicht nur einfach abgespielt werden soll - die Kreativen werden ihre Werke begleiten und im Gespräch mit dem Publikum kommentieren. Dabei werden international anerkannte Künstler und Kreative mit ihren Anfängen in der Euregio ebenso vorgestellt wie aktuell in der Region Aktive. Die konzentrierte Darstellung kann der Szene einen Treffpunkt und eine Plattform für Austausch sowie zur Entwicklung neuer Projekte bieten.

Stoff gibt es genug: Ab dem 6. Dezember dreht Georg Maas mit Liv Ullmann in Norwegen dem Spielfilm „Zwei Leben", die Geschichte einer ehemaligen DDR Spionin, welche die Liebe ihres Lebens, ihre Familie und ihr ganzes Dasein in Norwegen auf einer gefälschten Identität aufgebaut hat. Der Kinofilm ist eine Co-Produktion von Zinnober Film (Aachen). Am 12. Januar 2012 startet bundesweit „Offroad" mit Nora Tschirner und Elyas M'Barek. Für den Dreh kehrte Elmar Fischer, der Regisseur von Fremder Freund 2010 in seine Heimatstadt Geilenkirchen zurück. In Afrika beschäftigt sich Bernd Mosblech für den abendfüllenden Dokumentarfilm „Der Löwe" mit dem „König der Tiere". In Basel werden Jan Rehwinkel und Axel Schumann die Premiere von „Das verlorene Paradies" feiern. Ein Film-Fest, für alle, die den Vorgänger „Die versunkene Stadt" in der faszinierenden Mischung aus Animation und Realfilm, aus Doku und Fiktion kennen. Es gibt viel zu sehen, laden wir sie ein....

Aachen, Eden 5, Franzstr.

Do, 8.12.: 20 Uhr
Aachen-Premiere von
„AUF DER SUCHE" (2011)
Anschließend Werkstattgespräch mit Jan Krüger

Fr, 16.12.: 18 Uhr
Kurzfilmprogramm
„VERFÜHRUNG VON ENGELN"
4 Kurzfilme von 2000 bis 2007,
3 davon mit Oliver Schwabe an der Kamera. Gesamtlänge ca. 70min
Anschließend Werkstattgespräch mit Oliver Schwabe und Jan Krüger;
danach ca. 21 Uhr: Spielfilm „RÜCKENWIND" (2009) von Jan Krüger

Do, 22.12.: 20 Uhr
Double Feature Aachen-Premiere von „ZARTE PARASITEN" (2010)
und „EGOSHOOTER" (2004) von Oliver Schwabe und Christian Becker.
Werkstattgespräch mit Oliver Schwabe und Christian Becker

CSI-Boxen

Universum Film

TV-Krimi

Das Böse ist immer und überall ... Diese Kommissar-Weisheit von Falko kann man auf New York, Miami und Las Vegas konkretisieren, wo laut „CSI" Verbrechen besonders raffiniert stattfindet. Die Serie wuchert über verschiedene Ableger, haufenweise Sender und Sendeplätze. Gut, dass es die Folgen auch schön geordnet als DVD- und BluRay-Boxen gibt. Hier finden sich die unvermeidlichen Crossover-Folgen, eine unerlässliche Variante bei so heftiger Diversifizierung. (Wie einst bei Tatort-Opa Krug und den Ost-Kollegen vom Polizeiruf, liebe ältere Krimifans.) Prominente Darsteller wie Gary Sinise als New Yorker Detective Mac Taylor, in Las Vegas Laurence Fishburne als lässiger Dr. Raymond Langston und der mit einer Switch-Parodie geehrte David Caruso als Horatio Caine in Miami sind Aushängeschilder, werden aber kaum noch mit ihren Filmen identifiziert. (Wer war Pillen-Verkäufer in „Matrix"?) In Miami ist man bei Season 8 angekommen, CSI: NY bei Season 6 und in Las Vegas schon bei der 10. Staffel. Jeweils um die 1000 Minuten mit reichlich Boni sorgen für soviel Fernseh-Untersuchung, dass einem glatt der Weihnachtsbaum weggeklaut werden kann, ohne dass es der Krimi-Fan merkt. Vor allem bei den Navy-Varianten von CSI sollte man vielleicht öfter die Verbrechen der Soldaten in Einsatzländern wie Irak oder Afghanistan verfolgen. Aber was Serien-Unterhaltung angeht, steht diese Jerry Bruckheimer-Produktion an der Spitze der Kriminalität-Statistik.

29.11.11

Shark Night

USA 2011 (Shark Night 3D) Regie: David R. Ellis mit Sara Paxton, Dustin Milligan, Chris Carmack 91 Min. FSK ab 16

Exploitation Filme nennt man billige Streifen, die simpel und billig ein paar niedere Triebe bedienen. Billig ist es nicht mehr, wenn man dem 3D-Hype aufsitzt, aber ansonsten liefert „Shark Night" genau, was der Titel verspricht: Ein paar knapp bekleidete, junge Menschen werden zu Fischfutter. Völlig überraschend im amerikanischen Studenten-Milieu angesiedelt, darf man wieder raten, wer den Ferien-Ausflug auf eine kleine Insel überlebt. In Konkurrenz zu den schützenswerten Killern der Meere treten die üblichen Hinterwäldler - in den Versionen debil und durchgedreht. Das Ganze wird realisiert mit Darstellern, bei denen man froh ist, dass sie nicht vor Stolz über ihre Rolle direkt in die Kamera schauen. Allerdings wird beim Sub-Genre mit den vielen Unterwasseraufnahmen die Brutalitätsschraube heftig angedreht: Hier übernimmt der Hai die Rolle von Freddy Krueger oder Jigsaw. Kein Wunder, denn der Regisseur David R. Ellis verantwortete schon „Final Destination 2 + 4", sowie den hochfliegenden „Snakes on a Plane" und die Produzenten beschmutzen sich die Hände mit dem Blut von „Hostel" und dem „Texas Chainsaw Massacre".

London Boulevard

USA, Großbritannien 2010 (London Boulevard) Regie: William Monahan mit Colin Farrell, Keira Knightley, David Thewlis, Anna Friel, Ben Chaplin, Ray Winstone 107 Min. FSK ab 16

Gerade noch terrorisierte er als Vampir in „Fright Night" die Nachbarschaft, nun macht Colin Farrell den Bodyguard für Keira Knightley, die hier Charlotte heißt. Aber die wirklich große Nummer in diesem coolen Männerfilm ist David Thewlis als Charlottes Manager Jordan. Das Regiedebüt des Drehbuchautors William Monahan („Königreich der Himmel", „Departed") im Stile von Guy Ritchie und seinen satten Gangster-Komödien trifft genau zwischen die Augen und Ohren.

Mitchel (Colin Farrell) scheint ein grundanständiger Typ zu sein. Trotzdem wird er, kaum aus dem Knast, respektiert, in Gangster-Kreisen gar gefürchtet. Schnell tritt er ansehnlich im Anzug auf, kann sich aber auch äußerst brutal durchsetzen. Während er die noch freundlichen Angebote alter Kumpel ablehnt, nimmt er einen Job als Bodyguard an. Sein Objekt ist Charlotte (Keira Knightley), ein Star in sehr frühem Ruhestand, der zu Bob Dylan ein wenig malt und ansonsten versucht, den Paparazzi zu entkommen. Aber auch der Gangster-Boss Gant („Sexy Beast" Ray Winstone) will ihn haben und nebenbei noch die eindrucksvolle Autosammlung in Charlottes Garage (selbstverständlich mit E-Type neben dem Rolls). Auch wenn hier Leidenschaft ausbricht, ist dies nicht „Bodyguard". „London Boulevard" wird am Ende sehr hässlich. Nicht nur ist die Mischung aus Prominenz und Verbrechen hochexplosiv, auch der Kampf zwischen Gant und Mitchel geht bis in die letzte Runde.

Bei kräftigem Brit-Rock gelang William Monahan in seinem Regiedebüt ein exzellent gestylter Gangsterfilm (Kamera: Chris Menges!). Die Geschichte eines guten Kerls auf Abwegen zeigt richtige Charaktere mit Ecken und Kanten, etwas Seele gibt es auch dazu. Monahan zelebriert seine Nebenfiguren, grandios bei dem unter all seiner vollendeten Form noch äußerst gefährlichen Gangster Gant und vor allem bei David Thewlis mit der Attitüde einer verwelkten Film-Diva, der Weisheit eines spirituellen Lehrers und der Entschlossenheit einer abgefeuerten Kugel.

Aduni - Fremde Heimat

BRD, Luxemburg 2011 Regie: Samira Radsi mit Irina Potapenko, Florian Lukas, Tilo Prückner 91 Min.

Zwischen den Kulturen - da findet man viele Filme. Einige gut, die Mehrzahl gut gemeint. Gut an diesem „Anduni" ist die Hauptdarstellerin Irina Potapenko und sind ein paar atmosphärische Momente. Der Rest ist wohlbekannt: Als der Vater der Studentin Belinda (Potapenko) stirbt, wird sie sich anlässlich des komödiantischen Chaos ihres armenisch-türkischen Familienclans ihrer Wurzeln bewusst. Die Beziehung mit dem verheimlichten deutschen Freund Manuel (Florian Lukas) läuft gerade nicht rund, weil der sich selbst verwirklichen will. Zwar funktionieren die Kuppelversuche der aufdringlichen Tante, die immer auf Familienbande pocht, auch nicht, doch Nachdenken ist deutlich ins Gesicht und in die Szenen geschrieben. Der nette Onkel Levon (Tilo Prückner) lässt Lebensweisheiten ab und deutet das türkische Massenmorden an den Armeniern an. Irgendwann kommt es, wie in diesen Filmen immer, zur gemeinsamen Reise nach Armenien, wo Belinda sich ein Stückchen selbst und am Berg Ararat auch die Liebe wiederfindet.

Selbstverständlich füllt der Film der TV-Regisseurin Samira Radsi auch noch viele Details des Immi-Lebens in Deutschland an, ist mit Kölner Beamten, die auch Untertitel brauchen, mal lustig. Doch mitreißen kann dieses Lamento, dem man nur ansieht, was es will, so gut wie nie. Jeder der alten Egoyan-Filme lässt diesen Schmerz viel stärker spüren, hier aber fehlt das Ganze, das mehr als die Summe der brav aufgezählten Lebens-Teile ist.

Jane Eyre

Großbritannien, USA 2011 (Jane Eyre) Regie: Cary Joji Fukunaga mit Mia Wasikowska, Michael Fassbender, Jamie Bell, Sally Hawkins, Judi Dench 121 Min. FSK ab 12

Man muss mal abergläubig auf das Holz des Bücherregals klopfen: Die Literaturverfilmungen der letzten Zeit verwöhnen die Kinogänger durchgehend. Dass Mel Gibson als Hamlet seinen Hintern hinhält, scheint endgültig überstanden. Mit „Bright Star - Meine Liebe. Ewig" zeigte Jane Campion die letzten Monate im Leben von Keats wie ein Gedicht von Keats. Andrea Arnold begeisterte in Cannes mit einer naturgewaltigen „Sturmhöhe" nach Emily Brontë. Nun „Jane Eyre" von der Schwester Charlotte Brontë, statisch gesehen sowieso immer in den Top 10 der Literaturverfilmungen.

Regisseur Cary Joji Fukunaga ist die erste Überraschung - überzeugte er doch mit der latein-amerikanischen Gangster-Geschichte „Sin Nombre", aber man würde ihm daraufhin nicht unbedingt einen Kostüm-Klassiker zutrauen, der 1847 erstmals veröffentlicht wurde. Zu unrecht, denn wenn Fukunaga die melodramatische Geschichte der Gouvernante Jane Eyre (Mia Wasikowska) auch chronologisch umkrempelt und gezwungenermaßen einkürzt, bleibt er dem Werk erstaunlich treu: Die völlig erschöpfte Frau, die sich im Haus ihres Retters Vikar St. John Rivers („Billy Elliot" Jamie Bell) als Jane Elliot ausgibt, erinnert sich an eine grausame Kindheit. Als unschuldiges Mädchen, das sich gegen Unrecht wehrt, wird sie von einer hartherzige und hinterhältigen Tante (herrlich gemein: Sally Hawkins) in ein düsteres Waisenhaus abgeschoben. Brutale Prügelstrafen und Erniedrigungen sind hier täglich Brot, Janes einzige Freundin stirbt unter den erbärmlichen Bedingungen.

Doch Jane überlebt - in rascher Zusammenfassung - diese harte Schule und wird als Gouvernante auf dem Herrensitz Thornfield Hall angestellt. Es wäre mit der Haushälterin Mrs. Fairfax (Judi Dench) fast ein freundliches Frauenhaus, wenn nicht der düstere Hausherr Edward Rochester (Michael Fassbender) immer mal wieder vorbei schauen würde. Aber in der neuen Gouvernante mit dem direkten Blick und der offene Sprache findet der grimmige, ältere Mann eine Seelenverwandte. Jane muss noch eine Weile auf den Heiratsantrag warten, aber dann kann auch das dunkle Geheimnis von Rochester für einen neuerlichen Schicksalsschlag sorgen.

Die neue „Jane Eyre" ist eine BBC-Produktion, doch das bedeutet nicht wie bei uns, wenn Fernsehen draufsteht, dass es meist minderwertig auf dem einen oder anderen oder gleich auf jedem Gebiet ist. Mit der jungen Australierin Mia Wasikowska, die perfekt unauffällig faszinierend wirkt, als Hauptdarstellerin eines sehr eindrucksvollen Casts passt alles in diesem Rahmen der Roman-Verfilmung. Man schwelgt neugierig in dessen (extrem guten) Bildern, in den Räumen, in den Gesichtern und den Leben. Die Geistergeschichte entfaltet ihre Wirkung (mit genial eingesetzten kargen Licht), ein paar Schreckmomente dürfen auch sein. Wieder brilliert Michael Fassbender. Nach der Rolle des C.G. Jung in Cronenbergs „Eine gefährliche Methode" pflegt er hier das verbitterte Selbstmitleid Rochesters und man darf durchaus im gleichen Satz erwähnen, dass der große Orson Welles diese Rolle einst spielte. Diese „Jane Eyre" kann man sich - nicht nur für den Englischunterricht - merken, genau wie den Namen Cary Joji Fukunaga.

In Time – Deine Zeit läuft ab

USA 2011 (In Time) Regie: Andrew Niccol mit Amanda Seyfried, Justin Timberlake, Cillian Murphy, Vincent Kartheiser, Olivia Wilde 109 Min.

Zeit ist Geld! Dieser meist falsch verstandene Spruch wurde in der Zukunftswelt von „In Time" so kurzgeschlossen, dass Zeit direkt zur Währung wird. Lebenszeit wohlgemerkt! Das oft gehörte „Keine Zeit fürs Frühstück" heißt hier ganz einfach, keine Geld-Minuten, um Kaffee und Brot zu bezahlen. Eine Busfahrt kostet zwei Stunden, die Strecke zu Fuß gehen, würde zwei Stunden dauern. Das hört sich gerecht an, aber eine unverschämte Inflation lässt den armen Menschen nichts zum Leben übrig. „Ich habe keine Zeit mehr" wird existenziell, die Straßen sind mit Leichen gepflastert. Abgerechnet wird nicht mehr futuristisch über das Handy, sondern direkt aus dem Zeit-Konto einer in den Arm implantieren Digitaluhr. Dabei könnte es das Paradies sein: Die Körper hören mit 25 auf zu altern, alle bleiben gleich alt, doch die Lebens-Zeit läuft weiter. Wenn die Countdown-Uhr zum 25. startet, ist es für alle ein Schock. Sie versichern sich im Spiegel ihrer nun endlichen Existenz.

Will Salas (Justin Timberlake) gehört zu den armen Menschen im Getto Dayton. Er lebt von der Hand im Mund - selten zeigt seine Lebensuhr mehr als einen Tag Restguthaben an. Nachdem er in der raschen Erzählung einem uralten und lebensmüden Zeit-Millionär ein letztes Mal das Leben rettete und seine Mutter nicht mehr rechtzeitig ihr Guthaben aufladen konnte, dringt Will mit Hilfe eines Zeitgeschenks in New Greenwich, die heftig gesicherte Zeitzone (sic!) der Reichen ein. Denn wie im guten Science Fiction seit H. G. Wells' „Zeitmachine" gibt es die Elois und Morlocks, gibt es eine Unter- und Oberwelt. Die dekadente Gesellschaft dort pokert mit Lebensjahren. Das wirkt besonders pervers - und sehr spannend, wenn Will alles auf die letzte Sekunde setzt. Schnell erwischen ihn die bedrohlichen Zeitjäger, doch mit Sylvia (Amanda Seyfried), Tochter des millionenschweren Konzernchefs Weis, flieht er zurück ins Getto, wo wieder die Regeln des Survival of the fittest herrschen. Die verwöhnte Göre findet Spaß am rauen Typen sowie am Bonnie und Clyde-Spiel, denn die beiden machen bald auf Robin Hood und kämpfen gegen das System.

„In Time" fesselt mit einer hervorragenden Sci Fi-Geschichte, bei der man gar nicht glauben will, dass sie mal nicht von Philip K. Dick geschrieben wurde. Autor Andrew Niccol ist verantwortlich und auch der perfekte Regisseur, konnte er doch schon bei „S1m0ne" (2002) und „Gattaca" (1997) mit glaubwürdigen Zukunfts-Atmosphären überzeugen. Der Unterschied und die Ausbeutung zwischen den Zeitzonen thematisieren treffend die sozialen Diskrepanzen unserer Gegenwart: Die Reichen bekommen immer mehr Zeit, die Armen sterben. Bei Widerstand drohen die Machthaber mit Systemversagen, doch die Menschen verlassen schließlich ihr Gefängnis wie beim Fall der Mauer in Berlin.

Justin Timberlake spielt dabei ganz anständig einen Messias, der eine neue Zeitrechnung einführt, nicht nur nimmt, sondern gibt. Aber vor allem Cillian Murphy („The Wind That Shakes the Barley", 2006) ist großartig gefährlich und mysteriös als Zeitjäger Raymond Leon. Außerdem glänzt „In Time" mit Retroautos wie Jaguar E-Type und Citroen DS, auf Partys läuft Nouvelle Vague, der Soundtrack von Craig Armstrong will Blade Runner-Erinnerungen hervorrufen. Die (in der Originalfassung) guten Dialoge erfreuen konstant mit Zeit-Wortspielen. Der Film ist seine Laufzeit wert!

23.11.11

Breaking Dawn - Bis(s) zum Ende der Nacht (Teil 1)

Biss 4 1/2

Nach vielen Schmerzen ist die Verwandlung abgeschlossen, ein neues Wesen tritt in die Welt: Darth Vader wird am Ende von Episode 3 zum Schalentier, das „Star Wars" geprägt hat! Oops - falscher Film, man kann aber auch durcheinanderkommen bei den vielen verlängerten Enden im aktuellen Kino. Also, nach vielen Schmerzen ist die Verwandlung abgeschlossen, ein neues Wesen tritt in die Welt, Bella öffnet ihre Augen und rote Pupillen verraten: Ich will Blut, Menschenblut!

Bis es dazu kommt, ist „Biss 4 1/2" allerdings fast eine Stunde lang ein Heiratsfilmchen mit ganz, ganz viel Schmalz und ohne eine Spur von Hämoglobin. Die Kamera ist vor lauter Glück zwischen Edward und Bella so trunken, sie hört gar nicht mehr auf zu kreisen. Echte Männer sagen da längst wie Werwolf und Zweitliebhaber Jake: „Ich weiß, wie das endet und ich werde nicht hier bleiben und zusehen!"

Ein reiner Frauenfilm, wenn nicht der Bräutigam vor der Hochzeit gestehen würde, dass er früher, als noch James Whales „Frankensteins Braut" im Kino lief, massig Massenmörder leer gesaugt hat. Und wenn nicht ein schön schrecklicher Albtraum in weiß und Blut mit den Volturi und einer Menge Leichen Schlimmes voraus deutete. Doch erst muss der Nicht-Fan eine Hochzeitsreise mit Traumurlaubsbildern durchstehen, die nur von den unerträglich kitschigen Musik untertroffen wird. (Im Saal fließen schon Tränchen...) Dazu unendlich viel Gerede, denn dass der Mann beim Sex zum bissigen Tier wird, ist hier mal nicht erwünscht. Obwohl, Sex ist hier wieder in kindergartentauglicher Form dargeboten. So wundert man sich eher, dass Bella überhaupt schwanger ist, als dass der kleine Vampir in ihr lebensgefährlich rasant heranwächst.

Bislang wurde die Zeit für einen zweiten Teil gestreckt, es dauert fast eine Stunde, bis das Drama beginnt und dann ein Jahr bis es mit dem zweiten Teil 4 im Kino beendet wird - Vampirtempo halt. Jetzt überstürzt sich alles, eine ins Mythische übertragene, aber ansonsten veritable Abtreibungsdiskussion beginnt, bei der Männer den Frauen sagen wollen, was zu tun ist. Gleichzeitig bricht die Vereinigung von Mensch und Vampir den Waffenstillstand zwischen Saugern und werwölfischen Beißern. So belauern die immer noch furchtbar schlecht animierten Zotteltiere das Glashaus, in dem die Vampirfamilie völlig ausgehungert um Bellas Leben bangt. Jake gibt den Doppelagenten und ein komplexes Finale um Leben und Sterben, um das weibliche und das vampirische Lebengeben, sowie um den Kampf zwischen höheren Wesen und den Tieren (den Edel-Designern des Hauses Cullen und den Proletariern vom Stamme Wolf) endet enttäuschend mit einem Deus ex machina namens Prägung.

Das geriet immer mal wieder lustig, wenn die blasse Verwandtschaft mit leichter Hand den Hochzeitspavillon aufbaut und man über alte Feindschaften schmunzelt - man stellt sich zwischendurch die entsprechende Situation zwischen übermäßig siedelnden Zionisten und ebenso militanten Palästinensern vor. Aber „Biss 4 1/2" ist Lichtjahre davon entfernt, sarkastisch zu sein. Bis zur Diskussion über Kindernamen bedient er sein weibliches Zielpublikum, verbrämt unglaublich altbacken die Angst vor der „ersten Nacht" und transponiert auch andere, durchaus brisante Themen in den Kosmos alter bekannter Fangzahn-Nutzer. Dass dies wenigstens in der zweiten Hälfte der ersten Hälfte vom vierten Teil noch ganz gut unterhält, ist Planerfüllung. Der Stachel wurde vorher mit einem kleinen Film in Film gesetzt: „Frankensteins Braut" verweist auf das Meisterwerk „Gods and Monsters" des Biss-Regisseurs Bill Condon, gegen den dies alles nicht nur ein bisschen blutleer bleibt.

Die Mühle und das Kreuz

Schweden, Polen 2011 (The mill and the cross / Mlyn i krzyz) Regie: Lech Majewski mit Rutger Hauer, Michael York, Charlotte Rampling 95 Min. FSK ab 12

Der Kummer von Flandern, Teil 2

Das Bild als Geschichte - wie es Greenaway mit der Nachtwache machte, wird hier „Die Kreuztragung Christi" von Pieter Brueghel dem Älteren, entstanden 1564 in Flandern, wieder ins Leben gerufen. (Oder in eine neue Kunstform transformiert.) Aus den hunderten Figuren der Gemälde-Totalen pickt sich Lech Majewski2, ein polnischer Künstler, der bereits vom MOMA in New York ausgezeichnet wurde, einige Menschen heraus.

Es ist der Tag des Gemäldes, in dem auch der Maler, gespielt von der niederländischen Legende Rutger Hauer („Blade Runner") herumwandelt. Der Alltag bei den Brueghels beginnt mit einer Vielzahl von Kindern, die sich aus den dicken Deckbetten schälen. Holzfäller schlagen den Baum für das Kreuz. Komisch wirkt das durch den Wald gerollte Rad, das später grausames Folterinstrument wird. Denn spanische Inquisitoren mit roten Mänteln verbreiten reitend Terror im Land. Im Hintergrund mal echte, karstige Landschaften, mal auf riesiger Leinwand die Grundierung des Gemäldes. Dabei schafft Majewski selbst immer wieder faszinierend Visionen, etwa indem er zu der hoch auf einem kahlen Berge stehende Windmühle das tief im Gestein liegenden Räderwerk (der Welt) belebt. Einige Bilder haben die nachhaltige Wirkkraft guter Gemälde, die ganze Komposition saugt in das große Zeitbild, das bis in kleinste Details historisch nachfühlbar und glaubwürdig nachgestellt wurde. Nur drei Figuren sprechen, neben Brueghel auch Michael York als Kunstsammler Nicholas Jonghelinck und Vanessa Redgrave als klagende Maria. „Die Mühle und das Kreuz" erzählt Geschichten und Geschichte eines Bildes auf faszinierende Weise, bei der die Grausamkeiten der Zeit ebenso wenig ausgespart werden wie einfache Freuden. Gleichzeitig ist das Meisterwerk eine spannende, auf einem Buch von Michael Francis Gibson basierende Bildinterpretation, die immer wieder von Stillleben der Figuren unterstützt wird.

22.11.11

Bullhead

Belgien, Niederlande 2011 (Rundskop) Regie: Michaël R. Roskam mit Matthias Schoenaerts, Jeroen Perceval, Jeanne Dandoy, Barbara Sarafian 129 Min. FSK ab 16

Der Kummer von Flandern, Teil 1

Der belgische Oscar-Kandidat ist ein moderner Heimatfilm: So flämisch, dass es niederländische Untertitel braucht. So dunkel, dass man gerne pharmazeutische Aufheller hätte. Wenn man nicht danach nie wieder was von illegalen Mitteln wallonischer Apotheker wissen will. „Bullhead" erzählt von der Hormon-Mafia in Belgisch-Limburg, die zu neugierige Polizisten umbringt. Und von Jacky Vanmarsenille (Matthias Schoenaerts), einem Bauern, der mittendrin steckt. Als dessen Limburger Gang Kontakte mit ähnlich gelagerten Kriminellen aus Ost-Flandern aufnimmt, treffen sich zwei alte Bekannte mit besonders düsterer Vergangenheit. Was vor zwanzig Jahren passierte, zeigt eine Rückblende und stellt Belgien in Erinnerung an Dutroux und die „Bende van Nijvel" wieder als Brutalistan dar. Ein extrem brutaler flämisch-wallonischer Kinderkrieg an der Sprachgrenze zerschmettert ein Leben und führt zu einem unlösbaren Zwiespalt zwischen Rache und Leidenschaft.

Die Helden in „Bullhead" sind Tiere, die Tiere sind Opfer. Irgendwie bekommen sie die gleichen Wachstumshormone, was wohl auch ihre Intelligenz nivelliert. Das könnte komisch werden, ist aber tragisch ernst. Auch weil das flämische Drama auf beeindruckende Weise Krimi und persönliches Drama verknüpft. Da gibt es Zeitlupen im Leone-Stil bei großen Momenten, depperte Autodiebe aus Lüttich für ein wenig „comic relief", eine Steilvorlage für alle, die gerne Gotteslästerung rufen, und in einem magischen Geburtsmoment sogar etwas vom Flandern des Bruno Dumont. So ist „Bullhead" verständlicherweise seit seiner Premiere in Cannes 2010 im Gespräch - auch als heißer Oscar-Kandidat.

30 Minuten oder weniger

USA 2011 (30 Minutes or less) Regie: Ruben Fleischer mit Jesse Eisenberg, Danny McBride, Aziz Ansari 83 Min. FSK: ab 16

Nach der flotten und witzigen Horror-Parodie „Zombieland" (2009) liefert Regisseur Ruben Fleischer ein gleich mehrfach misslungenes B-Filmchen ab, die Gauner-Komödie sein will. Immerhin ein interessantes Studienobjekt zu Einigem, das beim Filmen schief gehen kann. Die Grundidee ist ok: Rasender Pizzabote Nick (Jesse Eisenberg) wird von zwei Idioten unter Affenmasken überwältigt und wacht mit einer „Bomben-Jacke" auf. Es habe zehn Stunden, um 100.000 Dollar aufzutreiben, ansonsten macht es Bumm! Außerdem würde man ihn genau im Auge behalten. Nun versöhnt sich Nick erst mit seinem Freund, verabschiedet sich dann von dessen Schwester, in die er verliebt ist, klaut ein Auto, holt etwas zu essen und beraubt eine Bank. Erst bei der Übergabe der Beute an einen Killer (welcher eigentlich den Vater eines der Affen ermorden soll) geht es schief, denn auch Nick findet wohl, dass die Situation nicht wirklich bedrohlich, der Film überhaupt nicht spannend und auch nur selten lustig ist.

Wenn sich einige Leute dämlich kriminell und auch kriminell dämlich verhalten, ist dies längst noch kein „Fargo". Dazu müsste man vielleicht die Figuren besser besetzen. Wenn man eine Stunde nach dem Film die große Liebe und den besten Freund des Helden nicht mehr erinnern kann, stimmt da was nicht. Emma Stone aus „Zombieland" zum Beispiel erkennt man seitdem immer wieder. Jesse Eisenberg, der prinzipiell melancholisch und minimal intelligenter aussieht, als sich seine Figuren verhalten müssen, dient hier nur als Markenzeichen für zottige Blödelfilme. Diesmal sind selbst pure Slapstick-Figuren wie Fred Ward als zu ermordender Idioten-Vater mit militärischer Deformation verschenkt. Man denke nur kurz an John Goodman, Steve Buscemi oder John Turturro in „The Big Lebowski". Doch die Meßlatte muss gar nicht auf Coen-Höhe liegen, etwas Spaß und Spannung hätten gereicht - Fehlanzeige. Seltsam mechanisch funktionieren nur die Verfolgungs-Szenen mit eingebauter Verschrottung: Das ist Realismus pur, der Raser-Wahnsinn auf unseren Straßen findet nicht wegen Räuber und Gendarm statt. Piazza-Service oder Paket-Dienst verpulvern Verkehrsregeln und die Sicherheit auf den Straßen.

21.11.11

Der Gott des Gemetzels

Frankreich 2011 (Carnage) Regie: Roman Polanski mit Christopher Waltz, Jodie Foster, Kate Winslet, John C. Reilly 79 Min.

Hinter dem wunderbar ironischen Titel „Gott des Gemetzels" verbirgt sich eine herrliche Gesellschaftskomödie. Roman Polanskis Kammer-Quartett mit zwei New Yorker Elternpaaren, die zivilisiert die Prügelei ihrer Söhne klären wollen, ist schon ein unterhaltsamer Lacherfolg, noch bevor bei fortschreitender Entwicklung unter Alkoholeinfluss die letzten Masken fielen. Christopher Waltz spielt mit wenig zurückhaltender Ironie seiner aalglatten Anwaltsfigur tatsächlich etablierte Weltstars wie Jodie Foster, Kate Winslet und John C. Reilly an die fein dekorierte Wand (Produktions-Design: Dean Tavoularis).

Das zugrunde liegende Theaterstück von Yasmina Reza lässt unterschiedliche Charaktere aufeinanderprallen und zurückgehaltene Wahrheiten entgleiten. Obwohl die Eltern des „Täters", Nancy und Alan (Winslet, Waltz), eigentlich schon aus der Tür raus sind, will man noch einen Kaffee trinken. Dazu gibt es selbstgemachten Kuchen von Penelope (Foster) und Streit. Kleine Spitzen schleichen sich in die bemüht freundlichen Sätze, die Masken des zivilisierten Umgangs verrutschen zusehends, obwohl Michael (Reilly) geradezu mitleiderregend um Ausgleich bemüht ist. War der Stock, der zwei Zähne kostete, eine Waffe? Und hat das Kind von Nancy und Alan vielleicht echte Probleme? Alan sagt geradeheraus, sein Sohn sei ein Verrückter, dem könne man nicht helfen. Aber Formulierungen eines absichtlichen Angriffs verbittet er sich, wenn es sein Handy erlaubt. Denn parallel muss der Anwalt die Krise eines Pharma-Unternehmens managen, deren Blutdruck-Medikament ein paar Opfer zuviel gefordert hat. Dass ausgerechnet Michaels Mutter dieses Medikament nimmt, gehört zu den vielen humoristischen Volltreffern des Skripts. Ein Knaller ist es auch, wenn Nancy in hohem Bogen auf Penelopes geliebte Teatable-Kunstbücher kotzt. War Penelopes Kuchen schuld? Aber keine Angst: Kotzen auf Kokoschka ist neben dem grunzenden Lachen von Waltz ein seltener Moment groben Humors in diesem gefährlichen Feld scharfer Wort-Spitzen. Zuerst bricht die Solidarität der Ehepartner auf, dann sorgt ein alter Scotch für einen Männerbund und alle verbünden sich gegen Alan als sein Handy endlich in der Blumenvase versenkt wird.

Ob wir tatsächlich alle Tiere oder Egoisten sind und ob Männer sich auf den John Wayne-Typus reduzieren lassen, bleibt offen und diskutabel. Derweil macht diese überraschende Enthüllung wahrer Persönlichkeitszüge durchgehend viel Spaß. Der neue Polanski ist fast ein Woody Allen. Bei diesem humorigen Quartett-Spiel stellt sich selbstverständlich die Frage, wer wen sticht. Bei den Figuren darf jeder mal jeden. Bei den Schauspielern erweist sich Waltz als eindeutiges As - vielleicht auch, weil er wieder das Aas spielt. Die Rolle des fiesen Zynikers gibt ihm die besten Karten, doch wie er mit kleinen Gesten, mit nur einer Bewegung des Fingers Pointen setzt, ist großartig. Betrunken spielt er noch viel besser als die anderen. Jodie Foster bleibt dagegen leider insgesamt unter ihrem Vermögen. Ihre Hysterie wirkt gezwungen, während Winslet den Typ eines frustrierten Edelweibchens sehr schon den Bach runter gehen lasst. Das „Gemetzel" belohnt kurz und kurzweilig mit intelligentem Spaß und unaufdringlicher Reflektion über das wahre Wesen des Menschen.

20.11.11

ghj: Breaking Dawn - Bis(s) zum Ende der Nacht (Teil 1)

*** eine ghj-kritik **************************************

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Breaking Dawn - Bis(s) zum Ende der Nacht (Teil 1)

Biss 4 1/2

Nach vielen Schmerzen ist die Verwandlung abgeschlossen, ein neues Wesen tritt in die Welt: Darth Vader wird am Ende von Episode 3 zum Schalentier, das „Star Wars" geprägt hat! Oops - falscher Film, man kann aber auch durcheinanderkommen bei den vielen verlängerten Enden im aktuellen Kino. Also, nach vielen Schmerzen ist die Verwandlung abgeschlossen, ein neues Wesen tritt in die Welt, Bella öffnet ihre Augen und rote Pupillen verraten: Ich will Blut, Menschenblut!

Bis es dazu kommt, ist „Biss 4 1/2" allerdings fast eine Stunde lang ein Heiratsfilmchen mit ganz, ganz viel Schmalz und ohne eine Spur von Hämoglobin. Die Kamera ist vor lauter Glück zwischen Edward und Bella so trunken, sie hört gar nicht mehr auf zu kreisen. Echte Männer sagen da längst wie Werwolf und Zweitliebhaber Jake: „Ich weiß, wie das endet und ich werde nicht hier bleiben und zusehen!"

Ein reiner Frauenfilm, wenn nicht der Bräutigam vor der Hochzeit gestehen würde, dass er früher, als noch James Whales „Frankensteins Braut" im Kino lief, massig Massenmörder leer gesaugt hat. Und wenn nicht ein schön schrecklicher Albtraum in weiß und Blut mit den Volturi und einer Menge Leichen Schlimmes voraus deutete. Doch erst muss der Nicht-Fan eine Hochzeitsreise mit Traumurlaubsbildern durchstehen, die nur von den unerträglich kitschigen Musik untertroffen wird. (Im Saal fließen schon Tränchen...) Dazu unendlich viel Gerede, denn dass der Mann beim Sex zum bissigen Tier wird, ist hier mal nicht erwünscht. Obwohl, Sex ist hier wieder in kindergartentauglicher Form dargeboten. So wundert man sich eher, dass Bella überhaupt schwanger ist, als dass der kleine Vampir in ihr lebensgefährlich rasant heranwächst.

Bislang wurde die Zeit für einen zweiten Teil gestreckt, es dauert fast eine Stunde, bis das Drama beginnt und dann ein Jahr bis es mit dem zweiten Teil 4 im Kino beendet wird - Vampirtempo halt. Jetzt überstürzt sich alles, eine ins Mythische übertragene, aber ansonsten veritable Abtreibungsdiskussion beginnt, bei der Männer den Frauen sagen wollen, was zu tun ist. Gleichzeitig bricht die Vereinigung von Mensch und Vampir den Waffenstillstand zwischen Saugern und werwölfischen Beißern. So belauern die immer noch furchtbar schlecht animierten Zotteltiere das Glashaus, in dem die Vampirfamilie völlig ausgehungert um Bellas Leben bangt. Jake gibt den Doppelagenten und ein komplexes Finale um Leben und Sterben, um das weibliche und das vampirische Lebengeben, sowie um den Kampf zwischen höheren Wesen und den Tieren (den Edel-Designern des Hauses Cullen und den Proletariern vom Stamme Wolf) endet enttäuschend mit einem Deus ex machina namens Prägung.

Das geriet immer mal wieder lustig, wenn die blasse Verwandtschaft mit leichter Hand den Hochzeitspavillon aufbaut und man über alte Feindschaften schmunzelt - man stellt sich zwischendurch die entsprechende Situation zwischen übermäßig siedelnden Zionisten und ebenso militanten Palästinensern vor. Aber „Biss 4 1/2" ist Lichtjahre davon entfernt, sarkastisch zu sein. Bis zur Diskussion über Kindernamen bedient er sein weibliches Zielpublikum, verbrämt unglaublich altbacken die Angst vor der „ersten Nacht" und transponiert auch andere, durchaus brisante Themen in den Kosmos alter bekannter Fangzahn-Nutzer. Dass dies wenigstens in der zweiten Hälfte der ersten Hälfte vom vierten Teil noch ganz gut unterhält, ist Planerfüllung. Der Stachel wurde vorher mit einem kleinen Film in Film gesetzt: „Frankensteins Braut" verweist auf das Meisterwerk „Gods and Monsters" des Biss-Regisseurs Bill Condon, gegen den dies alles nicht nur ein bisschen blutleer bleibt.

Günter H. Jekubzik * guenter@jekubzik.de

Breaking Dawn - Bis(s) zum Ende der Nacht (Teil 1)

Biss 4 1/2

Nach vielen Schmerzen ist die Verwandlung abgeschlossen, ein neues Wesen tritt in die Welt: Darth Vader wird am Ende von Episode 3 zum Schalentier, das „Star Wars" geprägt hat! Oops - falscher Film, man kann aber auch durcheinanderkommen bei den vielen verlängerten Enden im aktuellen Kino. Also, nach vielen Schmerzen ist die Verwandlung abgeschlossen, ein neues Wesen tritt in die Welt, Bella öffnet ihre Augen und rote Pupillen verraten: Ich will Blut, Menschenblut!

Bis es dazu kommt, ist „Biss 4 1/2" allerdings fast eine Stunde lang ein Heiratsfilmchen mit ganz, ganz viel Schmalz und ohne eine Spur von Hämoglobin. Die Kamera ist vor lauter Glück zwischen Edward und Bella so trunken, sie hört gar nicht mehr auf zu kreisen. Echte Männer sagen da längst wie Werwolf und Zweitliebhaber Jake: „Ich weiß, wie das endet und ich werde nicht hier bleiben und zusehen!"

Ein reiner Frauenfilm, wenn nicht der Bräutigam vor der Hochzeit gestehen würde, dass er früher, als noch James Whales „Frankensteins Braut" im Kino lief, massig Massenmörder leer gesaugt hat. Und wenn nicht ein schön schrecklicher Albtraum in weiß und Blut mit den Volturi und einer Menge Leichen Schlimmes voraus deutete. Doch erst muss der Nicht-Fan eine Hochzeitsreise mit Traumurlaubsbildern durchstehen, die nur von den unerträglich kitschigen Musik untertroffen wird. (Im Saal fließen schon Tränchen...) Dazu unendlich viel Gerede, denn dass der Mann beim Sex zum bissigen Tier wird, ist hier mal nicht erwünscht. Obwohl, Sex ist hier wieder in kindergartentauglicher Form dargeboten. So wundert man sich eher, dass Bella überhaupt schwanger ist, als dass der kleine Vampir in ihr lebensgefährlich rasant heranwächst.

Bislang wurde die Zeit für einen zweiten Teil gestreckt, es dauert fast eine Stunde, bis das Drama beginnt und dann ein Jahr bis es mit dem zweiten Teil 4 im Kino beendet wird - Vampirtempo halt. Jetzt überstürzt sich alles, eine ins Mythische übertragene, aber ansonsten veritable Abtreibungsdiskussion beginnt, bei der Männer den Frauen sagen wollen, was zu tun ist. Gleichzeitig bricht die Vereinigung von Mensch und Vampir den Waffenstillstand zwischen Saugern und werwölfischen Beißern. So belauern die immer noch furchtbar schlecht animierten Zotteltiere das Glashaus, in dem die Vampirfamilie völlig ausgehungert um Bellas Leben bangt. Jake gibt den Doppelagenten und ein komplexes Finale um Leben und Sterben, um das weibliche und das vampirische Lebengeben, sowie um den Kampf zwischen höheren Wesen und den Tieren (den Edel-Designern des Hauses Cullen und den Proletariern vom Stamme Wolf) endet enttäuschend mit einem Deus ex machina namens Prägung.

Das geriet immer mal wieder lustig, wenn die blasse Verwandtschaft mit leichter Hand den Hochzeitspavillon aufbaut und man über alte Feindschaften schmunzelt - man stellt sich zwischendurch die entsprechende Situation zwischen übermäßig siedelnden Zionisten und ebenso militanten Palästinensern vor. Aber „Biss 4 1/2" ist Lichtjahre davon entfernt, sarkastisch zu sein. Bis zur Diskussion über Kindernamen bedient er sein weibliches Zielpublikum, verbrämt unglaublich altbacken die Angst vor der „ersten Nacht" und transponiert auch andere, durchaus brisante Themen in den Kosmos alter bekannter Fangzahn-Nutzer. Dass dies wenigstens in der zweiten Hälfte der ersten Hälfte vom vierten Teil noch ganz gut unterhält, ist Planerfüllung. Der Stachel wurde vorher mit einem kleinen Film in Film gesetzt: „Frankensteins Braut" verweist auf das Meisterwerk „Gods and Monsters" des Biss-Regisseurs Bill Condon, gegen den dies alles nicht nur ein bisschen blutleer bleibt.

15.11.11

Submarine

Großbritannien, USA 2010 (Submarine) Regie: Richard Ayoade mit Craig Roberts, Yasmin Paige, Sally Hawkins, Noah Taylor, Paddy Considine 97 Min. FSK ab 12

Als Jugendlicher hat man's schwer: Nicht nur muss man die Gratwanderung zwischen Außenseiter und Schul-Bully meistern, auch gilt es, die Ehe der Eltern zusammen zu halten. Oliver Tate (Craig Roberts) kontrolliert dafür regelmäßig den Dimmer im heimischen Schlafzimmer - zu seinem Entsetzen ist das Licht immer viel zu hell für gesunde Ehehygiene. Färbt der skurrile Kauz Oliver auf den Film ab oder umgekehrt? Auf jeden Fall ist sind beide sehr vergnüglich. Mal stellt der walisische Teenager sich seinen Tod vor, samt Kerzen, Trauerparade und TV-Reportage. Zwischen durch gibt der Tagträumer mit Blick in die Kamera schon mal Tipps, wie man nicht gehänselt wird. Was ihm gut gelingt, bis er Jordana Bevan (Yasmin Paige) näher kommt. Zuerst gibt es in dieser besonderen Beziehung ein Kuss auf Polaroid, um ihren Ex-Freund eifersüchtig zu machen. Dann beeindruckt Oliver sie doch nachhaltig mit seinem Heldentum. Eine Romanze spielt sich vor betont unromantischen Hintergründen etwa von Hafenanlagen ab. Statt Aufklärung vom Vater gibt es eine Kassette mit Kuschel-Musik. Dann verwandelt Oliver seine Eindrücke direkt in eine Super8-Erinnerungssequenz. Klingt albern, funktioniert aber trotzdem. Doch seine Eltern sind noch seltsamer als er. Der ungelenke Vater, ein depressiver Meeresbiologe, weiß nicht, wohin mit seinen Händen. Als gibt er eine von ihnen immer seinem Sohn zum Schütteln. Die Mutter (wieder schrill: Sally Hawkins) lässt sich mit Stichworten aus ihrem Buch über gestörte Jugendliche gekonnt beschäftigen, doch irgendwann zieht ihre Jugendliebe, ein alberner Esoteriker, ins Nebenhaus. Nun muss Oliver sich entscheiden, ob er mit zu Jordanas Mutter ins Krankenhaus kommt oder die Ehe der Eltern zu retten versucht...

Schöne Bilder, tolle Musik, origineller Schnitt, der auch mal in voller Aktion stoppt. Richard Ayoade zieht in seiner ersten Kinoregie alle Register einer humorigen und gefühlvollen Komödie mit Tiefgang. Oliver ist eine alberne Figur, die äußerlich an Harold aus „Harold und Maude" erinnert. Alles um ihn ist schräg, aber man wünscht sich doch, dass er mal eine Weile lang das Richtige macht. Aber auch er droht in Unentschlossenheit zu verharren, ähnelt darin sehr seinem Vater. Vor dem erfährt er, Depression fühle sich an wie unter Wasser, so heißt der Film „Submarine". Er findet aber mit Kinderspielen am Strand ein schöne eigene Art, sich zu versöhnen und zu verzeihen. Genau in solchen Momenten, weniger im sehr betonten Spiel mit der Kamera, die mal statisch frontal, dann frei kreisend arbeitet, liegt die Stärke dieses sehenswerten Films.

Der ganz normale Wahnsinn - Working Mum

USA 2011 (I Don't Know How She Does It) Regie: Douglas McGrath mit Sarah Jessica Parker, Pierce Brosnan, Greg Kinnear 89 Min. FSK o.A.

Da ackert sich eine Frau an allen Fronten ab, eifrig, fleißig und vor allem bemüht. Doch richtige Anerkennung ist ihr nicht gegönnt. Gemeint ist nicht die Hauptfigur dieses Films, Kate Reddy, sondern Sarah Jessica Parker, die nach „Sex and the City" als richtige Schauspielerin in anderen Rollen anerkannt werden will. Vergebens! So muss man sich nicht nur über eine ausgesprochen dämliche Argumentation in Sachen Herdprämien-Diskussion aufregen. Es ist auch ernüchternd, wie blass Sarah Jessica Parker angesichts von Mitspieler Pierce Brosnan bleibt.

Kate Reddy ist eine Karrierefrau mit dauerhaft schlechtem Gewissen, weil entweder die Familie, der Job oder der Mann zu kurz kommen. Der Kuchen für den Flohmarkt der Kinder soll ja enorm wichtig für deren Entwicklung sein, deshalb wird der gekaufte albern auf selbergemacht umgestaltet. Der Kindergeburtstag will geplant sein, während für die Investmentfirma Geschäftsreisen an der Tagesordnung sind. In witzigen Animationen und Situationen darf die beleidigte Tochter zicken und der Babysitter wird wichtigste Person im Haushalt. Jetzt macht auch der Mann Karriere und den gesteigerten Stress kommentieren sowohl schreckliche Momsters (Mum + Monster) wie auch der eklige Konkurrent aus dem Büro direkt in die Kamera. Da erweist sich Kates Plan, den Sparern das letzte Geld aus der Tasche zu leiern, als Hit. Trotz Chaos in der Handtasche mit Handy und Kinderkram, trotz eines Pitchings mit akutem Läusebefall darf sie mit dem Ober-Investor Jack Abelhammer (Pierce Brosnan) in New York ein neues Produkt entwickeln. Der Stress nimmt zu, bis sich Kate ein Wochenende frei nimmt und sich zu Familie bekennt.

Auf lustig gemacht sollen alltägliche Probleme berufstätiger Frauen mit der Serien-Ikone Sarah Jessica Parker einen erfolgreichen Frauenfilm ergeben. Darf deshalb das Drehbuch so hirnrissig sein wie die Familienpolitik der Regierung zwischen Von der Leyen und Schröder? Obwohl die Vorlage von Aline Brosh McKenna stammt, der Autorin von „Der Teufel trägt Prada", baut der Film völlig auf das Gefühl des Sich-Verstanden-Fühlens ohne wirklich Probleme oder Lösungen aufzuzeigen. Es hat sich nicht viel geändert seit Doris Day und Sandra Bullock.

Tom Sawyer

BRD 2011 Regie: Hermine Huntgeburth mit Louis Hofmann, Leon Seidel, Heike Makatsch, Benno Fürmann, Joachim Król 109 Min. FSK ab 6

Ein ewig junger Jugendstoff kommt wieder ins Kino. Doch im Vergleich zur gefeierten neuen Übersetzung des Romans „Die Abenteuer des Tom Sawyer" von Mark Twain durch Andreas Nohl lässt der Film von Hermine Huntgeburth („Die weiße Massai", „Bibi Blocksberg") viel von dem Freien und Rebellischen vermissen, mit dem Tom und Huck Generation nach Generation neu begeistern.

In warme Farben schöner Jugenderinnerungen kommt „Tom Sawyer" schnell witzig und spannend mit üblen Streichen daher. Von einem Schiff wird Kaviar geklaut, einem einfältigen Alkoholiker macht Tom weiß, er sei bereits tot. Dann dümpelt die Handlung umher, bevor Indianer Joe (Benno Fürmann) ebendiesem Muff Potter (Joachim Król) einen Mord in die Schuhe schiebt, den er selbst begangen hat. Nun muss der Lausbub Tom als Zeuge mit der Wahrheit ringen, während ihm der wahrlich erschreckende Joe drohend sogar in seinen Träumen auftaucht. Nebenbei steht der Junge zwischen zwei Mädchen seiner Klasse, zwischen der streng strafenden Religion und dem Aberglauben Hucks, zwischen der braven Tante Polly und dem wilden Leben in der Natur.

Gerade hier lässt die neue Verfilmung viel vom Geiste Twains vermissen: Bei all der Handlung kommt das freie Erleben der Natur zu kurz. (Ganz eilig wird übrigens auch gerade schon die Fortsetzung „Huck Finn" gedreht.) So ahnt man nur eine Szene die großartig sein könnte: Tom haut rennend von der förmlichen Kaffeetafel bei Becky Thatcher ab und entledigt sich im Rennen seiner schicken Klamotten. Diese doppelte Befreiung ist kein Fest, nur noch eine nette Szene in der für Mississippi auffallen hügeligen Landschaft.

Ansonsten hängt das Gelingen der auch landschaftlich eingedeutschten Szenen von den Darstellern ab, die teilweise exzellent agieren, andererseits aber auch sehr unauffällig besetzt sind. Benno Fürmann beeindruckt als beängstigend gut geschminkter Indianer Joe nachhaltig. Heike Makatsch passt die Tante Polly, aber schon Joachim Król pflegt als aufgedunsener Trinker zu sehr seine Aussprache. Es fehlt nur noch Peter Lohmeyer als Richter Thatcher und schon ist der kalkuliert bekannte All Star-Cast der deutschen Leinwand fertig. Bei den Nebendarstellern stellt sich ganz schnell das Bad Segeberg-Gefühl mit Fremdschämen für ambitionierte Laien ein. Dabei muss gerade wegen des hervorragenden Fürmann in bösen Albträumen und bei der Mord-Szene über die Kinder-Eignung nachgedacht werden. Ab 6 Jahren ist da eine Garantie für schlimme Träume auch beim Publikum.

Arthur Weihnachtsmann 3D

Großbritannien, USA 2001 (Arthur Christmas) Regie: Sarah Smith 98 Min. FSK o.A.

Zu dieser Zeit drohen dem Filmkritiker mannigfaltige Gefahren: Akute Stichverletzungen durch Tannennadeln, Zuckerschock wegen übersüßer Filme und vor allem ein Jetlag, hervorgerufen von vorzeitigen Weihnachtsfilmen! Diesmal rennt „Arthur Weihnachtsmann" als erster die Türe ein, vor der Weihnachten noch lange nicht steht. Aber man kann dem zurückhaltenden jungen Tollpatsch Arthur gar nicht böse sein - zu sympathisch begeistert er sich für die Freude der Kinder in aller Welt und zu heldenhaft kämpft er noch für das letzte Päckchen, während sich die etablierte Verwandtschaft längst zu Ruhe gesetzt hat...

Dieser Weihnachtsfilm aus dem Animations-Hause Aardman ist von anderer Art! (Mann!) Nicht dass uns hier Verwandte von „Wallace & Gromit" anspringen oder dass „Hennen rennen" jetzt aussieht, wie „Elfen helfen". Nur dieser verrückte britische Aardman-Humor springt uns wieder direkt an, wenn abertausend Elfen in Tom Cruise-Manier über der Stadt abgeseilt werden, um in Sekundenschnelle alle Geschenke an den richtigen Fleck zu liefern. Damit wäre auch die Frage nach der Mission Impossible geklärt, wie der Weihnachtsmann in nur einer Nacht alle (Christen-) Kinder beschenken kann, ohne - im Stile heutiger Paketboten - die Hälfte von ihnen über den Haufen zu fahren (Ups...). Einen Schlitten benutzt Weihnachtsmann, der Zwanzigste, auch schon lange nicht mehr. Nur die Form des gigantischen und hypergalaktisch schnellen Raumschiffs S1 erinnert entfernt an altmodische Transportmittel. Hinter der ganzen generalstabsmäßigen Aktion steht in der Schaltzentrale am Nordpol Steve Claus, der Sohn vom Weihnachtsmann, der auch gut in einem Action-Film neben Stallone oder Dwayne „The Rock" Johnson spielen könnte. Mit neuester Technik und militärischem Führungsstil bringt er die Operation Weihnachtsnacht über die Bühne und freut sich, dass er bald selbst Weihnachtsmann wird. Doch Papa, der nur noch symbolisch ein einziges Geschenk ablegt und dabei sogar ein Kind aufweckt, will noch weitermachen. Das gibt Ärger bei der Familie Claus. Beim Streiten merkt nur der schmächtige Arthur, dass ein Paket vergessen wurde. Zusammen mit seinem anarchischen Großvater, der den Ruhestand nicht verkraftet, und dem superwitzigen Verpackungs-Elfen Bryony („Für eine Schleife ist immer Zeit") starten sie sich auf einem vergessenen Schlitten in eine verrückte Nacht...

Von Anfang an begeistert „Arthur Weihnachtsmann" als rasante und immer wieder herrlich komische Animation, die niemals Weihnachts-Schmalz ansetzt. Dazu überzeugen die erstaunlich lebensecht angelegten Figuren, die gleich einen multiplen Generationen-Konflikt austragen. Hier haben Kinder und Erwachsene viel Spaß. Die Kleinen sehen zudem, wie man seinen richtigen Platz im Leben findet, die Großen können sich eventuell Gedanken drüber machen, den angestammten Platz mal abzugeben. Oder wenigstens ein Plätzchen. Nur das 3D ist so sinnvoll oder sinnlos wie die S1 - der alte Schlitten mit der Magie und dem Zauberstaub des Kinos tun's genauso. Die Brille stört, ohne einen großen Mehrwert zu liefern.

14.11.11

Halt auf freier Strecke

BRD 2011 Regie: Andreas Dresen mit Steffi Kühnert, Milan Peschel, Talisa Lilli Lemke, Mika Nilson Seidel, Ursula Werner 110 Min. FSK ab 6

Film ist, dem Tod bei der Arbeit zuschauen

Vor weniger Wochen zeigte Gus van Sants „Restless" eine poetische, zarte Annäherung an das Sterben. Im Vergleich zu „Halt auf freier Strecke" von Andreas Dresen wird daraus allerdings eine schöne Lüge, die US-Version von Schöner Sterben. Denn Dresen, der Regisseur von „Wolke 9", „Sommer vorm Balkon" oder „Halbe Treppe" wirft einen nüchternen Blick auf ein baldiges, wirklich nicht schönes Sterben. Auch diesmal lässt ein Hirntumor nur noch ein paar Monate Leben. Das Ehepaar Lange erfährt es von einem eher uninteressierten Arzt, der sogar zwischendurch telefoniert. Die Kamera hingegen bleibt konzentriert dabei und fängt die Tränen von Simone (Steffi Kühnert) auf. Was sagt man den Kindern? "Wie es ist. Es ist sozusagen das Schicksal", antwortet die psychologische Niete im Kittel. Wie sagt es Andreas Dresen, lautet die zusätzliche Frage. Zu allererst ist es gut, dass Dresen Sterben zeigt. Um noch einen der vielen gewöhnlich wirkenden, aber doch sehr gewichtigen Sätze zu zitieren: Frank (Milan Peschel) solle, auch wenn seine Aus- und Anfälle es allen schwer machen, zu Hause bleiben, damit die Kinder sähen, dass Sterben nichts Schreckliches ist und damit sie nicht ihr Leben lang Angst vor dem Tod hätten. Damit trifft der Film einen wunden Punkt unserer Gesellschaft und auch des Unterhaltungskinos. Es wird zahlreich gestorben, aber man sieht nie, was Sterben bedeutet.

Nach „Restless" und dem schwedischen Meisterwerk „Eine Familie" bekommt der Hirntumor wieder eine Hauptrolle, tritt sogar personifiziert bei Harald Schmidt auf! Abgesehen von dieser schrägen Idee und einigen iPhone-Spielereien führt Dresen den Niedergang eines Menschen und einer Familie nüchtern vor und lässt nichts dabei aus. Nicht die Übelkeit bei der Chemotherapie, nicht das verwirrte Pinkeln im Zimmer der Tochter, nicht peinliche Therapeuten mit albernen Sprüchen. Aber auch nicht die hervorragende Ärztin der letzten Tage. (Alle Mediziner und Helfer werden übrigens von echten Medizinern und Helfern gespielt!) Franks Frau und die beiden Kinder versuchen wie der Film einige Situation noch mit Humor zu nehmen, das gelingt immer weniger. Beim Weihnachtsessen im neuen, stark von Ikea verstrahlten Eigenheim lässt man ihn doch lieber oben im Bett liegen. Da hat er wenigstens noch eine schöne Aussicht. Irgendwann fragt auch der Sohn: „Ist es wahr dass du stirbst? Krieg ich dann dein iPhone?" Vielleicht bitter, aber auch banal, denn das Leben geht weiter. So lautet nach diesem sicher nicht „schönen", aber guten und wichtigen Film der ganz prosaische Schluss-Satz der Tochter „Ich muss zum Training."

11.11.11

Rembrandt gespiegelt

Spieglein, Spieglein an der Wand,
wer ist der schönste Stich bei Rembrandt?

Spekulieren über die richtige Richtung bei unerkannt bleibenden Spekulatius

„Rembrandt gespiegelt" im Suermondt-Ludwig-Museum Aachen (12.11.2012 - 5.2.2012)

Das Kunstwerk im Zeitalter seiner einfachen Reproduzierbarkeit führt zu einer Ausstellung, in der man doppelt sieht: Um die Verdrehtheit einer Situation deutlich zu machen, bei der ein Künstler für Radierungen seitenverkehrt denkt - oder auch nicht - wurden Radierungen von Rembrandt (1606-1669) neben ihre seitenverkehrten Fotografien gehängt. Eine simple Versuchsanordnung mit verblüffendem Effekt, ein Augenspiel (Museumsdirektor und Rembrandts Landsmann Peter van den Brink), eine „Schule des Sehens" (Kurator Dr. Heinrich Becker): Welche Version sieht besser, überzeugender aus? Meist scheint es eindeutig, wobei eine kulturübergreifende Empfindung sehr deutlich wird. Die dunklen Wolken links von der Baumgruppe wirken bedrohlich. Rechts angeordnet, scheint das Gewitter vorüber gezogen. Wir schauen von links nach rechts, in diese Richtung geht es voran, die andere ist Vergangenheit. Links und rechts hat Bedeutung als gute oder schlechte Seite. Auch hier zeigt sich bei Rembrandt eine irritierende Auffälligkeit, in einem Kreuzigungsbild sind diese Bedeutungen vertauscht, in einer anderen Radierung sind Jesus und andere linkshändig oder bei einer Stadtansicht wurde die Reihenfolge der Kirchen verkehrt!

Diese schizophrene Sichtweise ist gerade bei Rembrandt reizvoll, da er die meisten Radierungen als Originale eigenhändig angefertigt hat, im Gegensatz zu etwa Rubens, der Radierungen seiner Gemälde von Lehrlingen anfertigen ließ, um sie als günstigere Kopie zu verkaufen. Ein Jahr lang beschäftigte sich Rembrandt sogar nur mit Radierungen, auch als er nach der „Nachtwache" keine Aufträge für Porträts mehr bekam, brauchten die Stiche Geld ein. Und fast immer hat Rembrandt selbst auf der Platte gearbeitet, dabei im seitenverkehrten Denken originäre Werke erstellt, also nicht andere Zeichnungen umgesetzt. So hilft das Doppeltsehen beim Verstehen, wie der Künstler gedacht hat.

Ein verwirrender Prozess, dessen Entwirren auch nicht ohne ist, wie Kurator Dr. Heinrich Becker bei seiner Vor-Führung für die Presse verdeutlicht. Das Foto ist zwar immer rechts, aber ist die Kopie der Kopie jetzt auch richtig? Kommt die Prozession von links oder rechts ins Bild? Weist die Hand in die Vergangenheit oder voraus? Noch eine Spiegel-Windung im Hirn mehr verursacht das Selbstporträt. An sich schon eine Spiegelung des Malers und jetzt noch mal verdreht? Oder jetzt wieder richtig? All dies erläutert auch der gelungene Katalog zur Ausstellung mit seinen kommentierten Abbildungen. Nur eines wurde von den begeisterten Fachleuten völlig übersehen: Die Spekulatius auf dem Tisch als Radierungen in Holz, abgedruckt in Zucker sind derart artverwandt mit den „Prenten" (Drucke auf Niederländisch, lieber Aachener, der auch hier wieder Süßwaren hört) an der Wand, das sie sich als weitere Irritation ins Gesamtbild schleichen.

9.11.11

Space Dogs

Russland 2010 (Belka i Strelka. Zvezdnye sobaki) Regie: Inna Evlannikova, Svyatoslav Ushakov 85 Min.

Mit schönen Anspielungen auf Laika, der ersten Hündin im All, wird in diesem netten Zeichentrickfilm die russische (Hunde-) Raumfahrtgeschichte geehrt und eine russische Hunde-Raumfahrtgeschichte erzählt. Der zottelige Zirkusstar Belka schießt bei einem unfreiwilligen Raketen-Akt übers Ziel - und Zelt - hinaus. Sie landet bei der Straßentöle Strelka und dessen Kumpel Lyonya, einer frechen Ratte mit Goldzahn auf den Straßen Moskaus. Auf der Flucht vor Bulldog und seinem Handlanger Pug sowie dem Hundfänger geraten alle ins Ausbildungscamp des russischen Weltraumprogramms. Nun werden die kleinen Kläffer richtige Weltraum-Stars... (und jetzt ist wohl auch noch die Milchstraße von Hundkot versaut.)

Es ist immer etwas los in der munteren Trickkomödie aus Russland. Von der Geschichte her erinnert „Space Dogs" an Ben Stassens belgischen „Fly me to the Moon", auch wenn die digitale Machart bei den Russen etwas besser ist. Sie erzählen auf originelle und witzige Weise, hinzu kommt die ungewohnte Kulisse Moskaus, die in sehr detaillierten Hintergründen sorgfältiger gestaltet scheint, als die Menschen im Hintergrund. Die Macher bringen in ihrem prallen Spaß selbst noch den Running-Gag um einen fabelhaften Raben und seinem Stück Käse unter.

Woyzeck DVD

BRD 1979 Regie: Werner Herzog

Es ist ein gewaltiger Zeitsprung von Herzogs aktueller Dokumention „Die Höhle der vergessenen Träume" zu seiner Büchner-Adaption „Woyzeck" aus dem Jahr 1979. Dabei lohnt sich das Wiedersehen nicht nur wegen Kinski in der Hauptrolle und anderen alten Bekannten wie Eva Mattes, Irm Hermann, Herbert Fux oder dem jungen Josef Bierbichler als Tambourmajor. Herzog holt das auf einem authentischen Mordfall des 19. Jahrhunderts basierende Theaterstück (nicht zu verwechseln mit der Adaption von Robert Wilson und Tom Waits!) von der Bühne und siedelt es in einer historischen, kleinen Garnisonsstadt an: Der Offiziersbursche Woyzeck (genial verkörpert von Klaus Kinski) verdient mit allerlei Nebentätigkeiten etwas Geld, um Marie und sein uneheliches Kind zu ernähren. Doch dann betrügt ihn Marie mit einem Major. Woyzecks Eifersucht und Verzweiflung sind grenzenlos...
Der immer wieder sehenswerte Klassiker fasziniert gleichzeitig durch Büchners und Herzogs Gnadenlosigkeit mit einem zum Scheitern verurteilten Individuum. Als Bonus gibt es einen Audiokommentar von Werner Herzog und Laurens Straub, dazu den Kurzfilm „La Soufrière - Warten auf eine unausweichliche Katastrophe". Darin reist der immer wieder für extreme Ideen zu begeisternde Herzog nach Guadeloupe, wo der Vulkan der Insel explodieren soll. Bis auf einen alten Mann haben alle den Ort verlassen. Am Rand des Vulkans - das passt zu Herzog, Kinski und Woyzeck!

Krieg der Götter

USA, 2011 (Immortals) Regie: Tarsem Singh mit Henry Cavill, Stephen Dorff, Isabel Lucas 110 Min.

Bildgewaltig wie kein anderer zeigte sich Tarem Singh in seinen beiden bisherigen Filmen „The Fall" (2006) und „The Cell" (2000). Doch weniger der Regisseur als „die Macher von 300" stehen ein für den simplen und blutigen Film in dem sich Mickey Rourke in griechische Götter- und Heldensagen mischt - Clash of the ehemaligen Boxer.
Rourke spielt den unbarmherzigen König Hyperion, der mit seiner blutdürstigen Armee eine blutige Spur der Verwüstung quer durch ein danach blutrotes und meist totes Griechenland zieht. Zwischen dem Blutgespritze sinnt der junge Krieger Theseus auf Rache und wird dabei gesponsert von dem mächtigen Zeus. Vor allem zum Ende von Film sollte man noch mal Blut erwähnen, doch die Action soll hier auch eindrucksvoll sein. „Soll" weil sich der Verleiher Constantin in Deutschland gescheut hat, den Film vorher der Presse zu zeigen. Und auch in den USA ist es den Machern wohl lieber, dass keiner vorher ein (schlechtes?) Wort über den Film verliert.

Der König der Löwen 3D

USA 1994 (The Lion King) R: Roger Allers, Rob Minkoff, 88 Min.

Dieser Zeichentrickfilm hat in 17 Jahren eine erstaunliche Karriere erlebt, nach vielen Preisen und Verkaufshits gab es wenige Jahre nach der Premiere ein Musical, das seitdem ebenso erfolgreich ist. Die filmischen Fortsetzungen „König der Löwen 1 1/2" und „König der Löwen 2" landeten allerdings direkt im DVD-Regal. Nicht nur wegen der Lieder von Elton John wurde „der Kinderfilm" mittlerweile zum allgemeinen Kulturgut, Wissenschaftler meinten unter anderem rassistische und antisemitische Elemente zu entdecken. Nun gibt es „König der Löwen" wieder im Kino, aber dies ist nicht die Verfilmung des Musicals von Julie Taymor, was typisch wäre („Der ewige Kreis" der Verwertungskette), sondern der digital aufgehübschte Originalfilm. Vom jungen Zielpublikum wird zwar niemand ihn je im Kino gesehen haben, doch riecht die Wiederaufführung in 3D stark nach 'ner schnellen Mark (jetzt in digitalem 3D: Euro) für Disney.

Wie der Kreislauf der Verwertung dreht sich auch der des Lebens in schillernden Farben von Geburt zu Geburt: Simba, Sohn des Löwenkönigs, erblickt mit dem Licht der Welt die riesige Schar seiner zukünftigen Untertanen. Nur Onkel Scar, der neidische, raffinierte aber schwächere Bruder von König Mufasa, brütet in seiner Höhle Rachepläne. Mit Hilfe dreier albern-gieriger Hyänen, die am Rande des Reiches im Elefantenfriedhof-Slum hausen, will Scar König werden. Während Simba sorglos spielend das Reich erkundet, fällt Mufasa einem Anschlag zum Opfer, der Simba galt. Der kleine Löwe flieht vor der ihm von Scar eingeredeten Schuld.

Der Erfolg vom „König der Löwen" basiert auf einer sehr konservativen, eigens für diesen Film geschriebenen Geschichte: Das gute Herrschaftsprinzip heißt Monarchie, die Hyänen dagegen sind eine graue Masse gieriger Idioten. Weil das oft präsente Hyänen-Trio stark an eine Latino-Gang erinnert, gab es in den USA Vorwürfe wegen der Ausgrenzung von Minderheiten. Im Finale stellt dann ein Faustkampf zwischen Löwen den Höhepunkt eines Prinzips der Stärke und der Vermenschlichung dar. Anklänge an „Das Dschungelbuch" und „Bambi" sind nicht zu übersehen.

Allerdings garantiert die Mischung von Spaß, Spannung und nicht zuviel Romantik zusammen mit den Songs von Elton John sowie der afrikanisch-ethnisch eingefärbte Musik von Hans Zimmer die sorglose Unterhaltung. Während Simba wachsend dem Kreislauf des Lebens folgt, schlagen ein ganzen Haufen ulkiger Tierchen um ihn herum umwerfend komische Kapriolen.

7.11.11

Auf der Suche nach Jan Krüger

Der Autor und Regisseur im Gespräch mit Günter H. Jekubzik

Berlin. „Auf der Suche" erzählt von einer Mutter auf der Suche nach ihrem Sohn, der in Marseille verschwunden ist. Wie hast du den Stoff gefunden?
Der Auslöser war sehr konkret. Der Freund eines Freundes hatte sich umgebracht, wie im Film, in Marseille. Daraufhin habe ich dort einige Orte seines Lebens besucht und aus dieser kraftvollen Inspiration die Geschichte entwickelt.

Was suchtest du in Corinna Harfouch, deiner sehr prominenten Hauptdarstellerin?
Das Projekt lief schon eine Weile, aber ich bin immer wieder bei Corinna Harfouch hängengeblieben. Ihr Filmtyp ist oft auch eine brüchige Frau, die wenig Gefühl zulässt. Ich wollte nicht, dass es jemand ist, der seine Gefühle zu leicht zeigt, dann drohte die Geschichte sentimental zu werden.

Wie fandest du die Arbeit mit Harfouch?
Vor dem Dreh sagte sie ganz klar: „Ich hab 80 Filme gedreht, lass mich mal machen!" Letztlich hat es funktioniert, wenn ich Vorschläge gemacht hab, aber man musste drum kämpfen. Was auch nicht so leicht war, weil ich einen wahnsinnigen Respekt vor ihr hatte. Aber das Drehen funktioniert ja immer über das gemeinsame Andocken an die Geschichte.

An welchem Projekt versuchst du dich als nächstes?
Anders als bisher möchte ich mal von einer Figur ausgehen, die aus ihrem Alltag heraus eine Veränderung erfährt. Ohne Ortswechsel wie in „Unterwegs" oder „Rückenwind". Es wird die Geschichte eines Gebäudeverwalters, eines einfachen Angestellten hier aus Berlin. Gleichzeitig entwickle ich ein Tatort-Drehbuch für den WDR - mit den Kölner Kommissaren Max Ballauf (Klaus J. Behrendt) und Freddy Schenk (Dietmar Bär). Bei denen habe ich nicht das Gefühl, dass ich mich verbiegen muss.

Welche Suche stellt der Film „Auf der Suche" für dich persönlich dar?
Einerseits interessiert mich, zu sehen, dass Suchen seine Grenzen hat, dass man nicht immer klare Antworten finden kann. Zudem glaube ich - obwohl ich keine Selbstmordgedanken habe - ist man vielleicht gar nicht so weit von so einer Tat entfernt. Viele Leute können sich in dieser Erfahrung wiederfinden.


Jan Krüger wurde am 23. März 1973 in Aachen geboren. Er studierte an der RWTH Aachen und später an der Kunsthochschule für Medien, Köln. Seinen ersten Film drehte er 1999, das Musikvideo „Verführung von Engeln"; 2001 folgte der Kurzspielfilm „Freunde (The Whiz Kids)", der den Silbernen Löwen der Filmfestspiele Venedig erhielt. Sein erster Langspielfilm „Unterwegs" erhielt u.a. den Tiger Award in Rotterdam. Neben seiner Arbeit als Filmemacher ist Krüger seit 2006 als Dozent für Filmregie und Drehbuch an der KHM Köln tätig.

Auf der Suche

BRD, Frankreich 2011 Regie: Jan Krüger mit Corinna Harfouch, Nico Rogner, Valérie Leroy, Mehdi Dehbi 89 Min.

Er war viel früher fertig, doch Jan Krügers Suche kommt erst nach Jan Schomburgs filmische Vermisstenanzeige „Über uns das All" ins Kino. Die Ähnlichkeiten sind frappant: Ein junger Mediziner aus Deutschland bringt sich in Marseille um und hinterlässt Fragende. (Dass beide Jans auch noch aus Aachen stammen ist ein seltsamer Zufall.) Doch der Ton beider sehr reizvoller Autorenfilme ist ganz unterschiedlich. Während sich bei Schomburg alles um die egozentrische „Witwe" Sandra Hüller dreht, rätseln beim Berliner Krüger („Rückenwind", „Unterwegs") der Ex-Liebhaber und die Mutter über die Leerstelle, die in ihrem Leben entstanden ist.

Ein fast typisches Treffen mit der Schwiegermutter steht am Anfang: Er holt sie in Marseille vom Flughafen ab, sie fahren in die Wohnung des noch vermissten Simon. Die Stimmung ist gereizt, den Liebhaber ihres Sohnes hatte sie nie richtig akzeptiert. Doch sie braucht ihn, weil ihr Französisch eher peinlich ist. Dafür ist ihr Suchen voller Entschlossenheit: Nein, das könne nicht sein, dass ihr Sohn einfach abhaut, das sei nicht seine Art. Auf der neuen Arbeitsstelle im Krankenhaus weiß man ebenso wenig wie bei der Polizei. Doch eine junge französische Kollegin taucht auf, die seine Geliebte gewesen sein will - ein Coming Out rückwärts, dass beide Deutsche überrascht. Langsam gibt Simons Mutter ihr rüdes Verhalten gegenüber dem Begleiter auf und ein ungewöhnliches Dreieck entsteht: Hier müssen sich Menschen finden und jeder hat ein anderes Bild von Simon.

„Auf der Suche" gibt aus Prinzip keine Antwort. Der Film bleibt ganz bewusst fragend, suchend. Jan Krüger präsentierte seine erste große Produktion auf der letzten Berlinale. Die bekannte und exzellente Corinna Harfouch spielt darin die Mutter, die in Marseille ihren anscheinend verschwundenen Sohn Simon sucht. Krüger gelang ein in seiner Form konsequenter Film, mit wenigen kriminalistischen, einigen dokumentarischen und vielen zwischenmenschlichen Elementen.

6.11.11

Another Earth

USA 2011 (Another Earth) Regie: Mike Cahill mit Brit Marling, William Mapother 92 Min.

2011 wird das Jahr der Sternengucker: Nach von Triers „Melancholia" und Malicks „The Tree of Life" beeindruckt nun auch „Another Earth" mit kosmologischer Kinematografie. Während eine eindrucksvolle Himmelserscheinung beim dänischen Drama das Ende bedeutet, erweckt sie bei Rhoda Williams (Brit Marling) neue Hoffnungen. Eine andere, zweite Erde taucht am Firmament auf - und ist nicht ganz unschuldig an einem furchtbaren Unfall mit tödlichen Folgen. Im Partyrausch verursacht Rhoda eine Katastrophe und muss vier Jahre ins Gefängnis. In dieser Zeit ist der Erd-Zwilling näher gekommen, Regierungen versuchen, Kontakt aufzunehmen, und ein Unternehmen bietet schon Weltraum-Riesen zu „Earth 2" an.

Die an Astrologie interessierte Rhoda verschließt sich nach der Haftstrafe. Sie wohnt bei den Eltern, nimmt einen Putzjob an, während ihre alten Kommilitonen eine Unikarriere vermuten. Die junge Frau spricht nicht viel und beschließt, sich beim Überlebenden des Unfalls zu melden. Doch bei der Begegnung an der Haustür des ehemals bekannten Komponisten John Burroughs (William Mapother), der Frau und Kind verlor, verliert sich ihr Quäntchen verzweifelten Mutes. Rhoda erzählt, sie sei von einem Putzdienst und biete eine Probe-Reinigung an, gratis. Zögerlich nimmt John an, die Wohnung des trinkfreudigen Mannes muss tatsächlich dringend aufgeräumt werden. Über diesen Weg nähern sich die beiden zögerlich an, sie nehmen beim Spiel mit der Wii erstmals entspannt Kontakt auf. Rhodas große Hoffnung liegt allerdings auf einem Preisrätsel mit als Hauptgewinn eine Reise zu Earth 2. Denn mittlerweile hat Funkkontakt herausgebracht, dass der Blaue Planet am Himmel eine exakte Kopie ist, auf der sogar die gleichen Menschen leben. Doch vielleicht hat dort der Unfall nicht stattgefunden...

Hauptdarstellerin Brit Marling und Regisseur Mike Cahill entwickelten zusammen das Drehbuch zu diesem Drama mit Science Fiction-Elementen, das beim Sundance Film Festival 2011 den Spezialpreis der Jury und den Alfred P. Sloane Preis erhielt. Ihnen gelang ein schlüssiges und eindrucksvolles Bild des neuen Planeten als zweite Chance. So wie früher Kontinente mit Straffälligen besiedelt wurden, wie Rhoda in ihrer Bewerbung für das Flug-Ticket schreibt. Innere Welten werden auf das All projiziert, die Parallelwelt macht aus Selbstzweifeln ein universales Schauspiel, in dem sich viele Ideen durchdenken lassen: „Wir sind selber unser Spiegelbild", heißt es im Film.

Mike Cahill arbeitet bei seiner Inszenierung mit angerissenen Bildern, viele Überblendungen und Ausschnitten. Trotz des galaktischen Bezugspunktes konzentriert sich der ruhige Film auf seine Figuren. Dabei beeindruckt Hauptdarstellerin Brit Marling enorm. Dazu fügen sich einige berührende Momente wie Johns Solo mit singender Säge und zerrissene Figuren wie Rhodas indianischer Kollege, der sich angesichts einer unerträglichen Welt mit Säure blendet. Cahill und Marling finden für ihre traumatisierten Protagonisten eine andere, überraschende Lösung und ein doppelt offenes Ende.

Eine dunkle Begierde

Kanada, BRD, Großbritannien, Schweiz 2011 (A Dangerous Method) Regie: David Cronenberg mit Michael Fassbender, Keira Knightley, Viggo Mortensen, Vincent Cassel 100 Min. FSK ab 16

Keiras Kiefernkrampf - Psycho hinterm Wortvorhang

Wer Gelegenheit hatte, vor ein paar Wochen „Nachtmeerfahrten", die Jung-Doku für Anfänger, zu sehen, wird sich „Eine dunkle Begierde", den Spielfilm über ein spannendes Personen-Dreieck in der Geschichte der Psychoanalyse nicht entgehen lassen. Freud gegen den jüngeren Jung und als Frau dazwischen die in der Wissenschaftsgeschichte legendäre erste Patientin Jungs, Sabina Spielrein. Eine fesselnde Geschichte - auch ohne die paar SM-Szenen. Nur Hardcore-Fans von David Cronenberg könnten enttäuscht sein, dass sich menschliche Abgründe allein im wissenschaftlich abgesicherten Gespräch zeigen.

Die russische Jüdin Sabina Spielrein (Keira Knightley) war in der Geschichte der Psychoanalyse Carl Gustav Jungs (Michael Fassbender) erste Patientin in der vor hundert Jahren sensationell neuen Methode der Gesprächsanalyse. Jung ist 1904 noch der talentierteste Schüler des bereits berühmten Sigmund Freud (Viggo Mortensen). In einer Schweizer Klinik erkennt Jung die Schläge von Sabinas Vater als Ursache ihrer Probleme, aber auch ihrer Lust. Der von seiner reichen Frau unterstützte Familienvater und Wissenschaftler verleugnet lange die Anziehung zu seiner Patientin. Auch weil ihm nicht gefällt, dass Freud, mit dem er auch über diesen Fall korrespondiert, alles auf die Sexualität zurückführt. Doch es kommt unweigerlich zu einer SM-Affäre, die sich im Laufe der Jahre und nach einer heftigen Krise zu einem wissenschaftlichen Austausch mit der studierten Schülerin Spielrein wandelt. Parallel dazu bricht die Vater-Sohn-Beziehung zwischen Freud und Jung. War der „Fall" Spielrein der Auslöser, wie es der Film mehr als andeutet? Die Verschiedenheit zwischen dem kinderreichen, nicht unbedingt reichen Juden Freud und dem gegenüber Antisemitismus (hier noch nur) ignoranten, sehr wohlsituierten Christen Jung?

Dem Drehbuch des vielfach ausgezeichneten Christopher Hampton liegt sein eigenes Bühnenstück „A Most Dangerous Method" sowie John Kerr Buch „Eine gefährliche Methode: Freud, Jung und Sabina Spielrein" („A Dangerous Method") zugrunde. Cronenberg erzählt damit vielschichtig - über Schichten im Bewusstsein, in der Gesellschaft, im Zwischenmenschlichen. Seine gepflegte Analyse der Psychoanalyse endet vor 1914, der „Große Krieg" ist erst eine dunkle Ahnung für Jung. Ebenso das Mythische, dessen Erforschung in späteren Jahren immer mehr Raum einnimmt und von Freud gar nicht mehr toleriert werden kann. Damit spielt der Titel „Eine dunkle Begierde" zwar auf das „dunkle Unbewusste", einen Schlüsselbegriff Jungs an. Der Film an sich ist allerdings selten dunkel. Eher sehr erhellendes Kopfkino, das nicht mal unbedingt die Herzen packt. So leidet das handwerklich hervorragende und nicht uninteressante Werk an der gleichen Verwandlung von Lust in Kreativität, die auch Jung zur tragischen Gestalt macht. Das überrascht besonders beim Horror-Meister Cronenberg, der bei „Naked Lunch", „Die Unzertrennlichen" oder auch bei dem sehr psychoanalytischen „Spider" immer bewegende Bilder für extreme Seelenzustände fand. Diese für das Publikum un-gefährliche Methode, dieses Freud-volle, intellektuelle Spiel um die Väter der Psychoanalyse bleibt gepflegt - bis auf Keiras ausrastenden Kiefer, wenn sie wieder ihr Gesicht verzerrt, um die Hysterie der Spielrein zu verkörpern.

Cheyenne - This must be the Place

Frankreich, Italien 2011 (This must be the Place) Regie: Paolo Sorrentino mit Sean Penn, Francis McDormand, Judd Hirsch, Eve Hewson, Harry Dean Stanton 118 Min.

„Cheyenne - This Must Be The Place" von Paolo Sorrentino („Il Divo") begeistert mit einem grotesk geschminkten Sean Penn: Seine Figur Cheyenne, ein ehemaliger Rockstar aus Dublin, setzt nach dem Tod des jüdischen Vaters in den USA dessen Suche nach einem deutschen KZ-Wärter fort. Diese Selbstfindung wird von kuriosen Begegnungen und schrägen Blicken auf Amerika bebildert. Ein Augenschmaus der anderen Art, dessen Figuren für emotionalen und intellektuellen Tiefgang sorgen.

Wer Sean Penn mag, kann ihn beim Cannes-Film als „Cheyenne" volle Kanne genießen: Penn gibt die ungemein originell jämmerliche Gestalt des ehemaligen, nicht besonders würdevoll gealterten Rockstars Cheyenne. Mick Jagger habe einst mit ihm gesungen - nicht umgekehrt, wie Cheyenne betont. Ihn als lebende Legende zu beschreiben, wäre übertrieben, weil der von zu vielen Drogen sichtlich Mitgenommene vom Reichtum erdrückt in einem überstilisierten Mausoleum dahinschlurft.

Mausoleum nannte es seine freche Gattin Jane, eine sehr witzige, trotz Drehleiter-Einsatz geerdete Feuerwehrfrau, die mit Frances McDormand perfekt besetzt ist. Seine blasse Goth-Schminke legt der Alt-Rocker immer noch auf und sieht dann aus wie eine schlecht konservierte Kopie des Cure-Frontmannes Robert Smith. Ansonsten schaut er unendlich einsam, grundverstört und sehr, sehr hilflos in die Welt. Diesen Blick kann man sich von niemand anderes als von Sean Penn vorstellen. Der verständliche Grund der Traurigkeit klingt bitter: „Ich habe depressive Lieder für depressive Kinder gemacht und zwei von denen haben sich umgebracht. Mein Schmerz darüber wird trotz der Besuche am Grab nicht geringer."

Die Lösung kommt unerwartet mit der Nachricht vom baldigen Tod seines Vaters in New York. Trotz 30 Jahren Trennung und Angst vor dem Fliegen macht sich Cheyenne auf den Weg. Verloren nimmt er an den Trauerritualen seiner entfernten jüdischen Familie teil und erfährt sehr überrascht, dass sein Vater ein Leben lang den deutschen KZ-Wärter Alois Lange (Heinz Lieven) suchte, der ihm eine tiefe Verletzung zugefügt hatte. Zwar völlig ahnungslos aber spontan entschlossen, setzt Cheyenne diese Suche mit launiger Unterstützung des professionellen Nazi-Jägers Mordecai Midler (Judd Hirsch) fort und tapst wie (Lou Reeds) „Passenger" durch ein skurriles bis absurdes Amerika. Hier findet Sorrentinos scharf sarkastischer Blick, den er schon auf einen faszinierend abstoßenden Kredithai („L'amico di famiglia", 2006) und auf die italienische Regierungskaste („Il Divo", 2008) warf, zahlreiche dankenswerte Objekte. Dabei ist „Cheyenne", die erste englischsprachige Produktion des Neapolitaners, milder und menschlicher. Im Staunen über diese seltsame Welt versteht man den verstörten Blick des Protagonisten immer mehr, identifiziert sich mit dieser nur anfangs lächerlich wirkenden Gestalt.

Sorrentino, der in „Le conseguenze dell'amore" (2004) einen sehr emotionalen Auftragskiller zeigte, fesselt einerseits wieder mit schön ambivalenten Figuren. Diese platziert er dann in Schaukästen skurriler Lebensweisen, die wie beispielsweise der Gegensatz zwischen dem ultramodernen Ufo des Dubliner Fußballstadions und den umgebenden kleinen Einfamilien-Reihenhäusern oft einer aufmerksamen Beobachtung real krasser (Bild-) Verhältnisse entspringen. Das äußerlich Absurde trägt jedoch immer eine innere Sinnigkeit in sich - das gilt auch für Cheyenne. Ein heiliger Narr, der nicht lügen kann und mit seinen immer ehrlichen, im weinerlichen Zeitlupen-Ton vorgetragenen Bemerkungen verstört oder amüsiert. Je nach eigener Geisteshaltung.

1.11.11

Zwei an einem Tag

USA 2011 (One Day) Regie: Lone Scherfig mit Anne Hathaway, Jim Sturgess, Patricia Clarkson 108 Min.

„Harry und Sally" sind beinahe vergessen, da kann man ja die Idee aufwärmen. Basis ist ein gleichnamiger Roman von David Nicholls, den dieser zum Drehbuch umschrieb: Emma und Dex landen nach ihrem Hochschulabschluss zusammen im Bett, etwas peinlich und dann doch nur platonisch. Es ist der 15. Juli 1988, St. Swithin's Day, in England so was wie „Groundhog Day". Hier entscheidet sich , wie das Wetter die nächsten Monate wird. Wie das Verhältnis von Emma und Dex sich entwickelt, entscheidet sich noch lange nicht. Deshalb hat der Film Zeit, jedes Jahr am 15. Juli wieder vorbeizusehen. 1989 mit den beiden beim Umzug, irgendwann mit anderen, in der Logik des Films falschen Partnern. Dann wird Dex zeitweilig zum TV-Ekel voller Drogen. Es gibt viel falsches Leben im romantischen Film.

Der Soundtrack dieser Jahre reicht von Tracy Chapmans „Talking about a revolution" bis „Sparkling Day" von Elvis Costello. Die Telefone verlieren ihre Schnüre, wechselnde Frisuren haben die Maskenbildner schwer beschäftigt. Dabei gibt es von Anfang an viele Gründe zum Fremdschämen, etwa die albernen Versuche, Hollywood-Star Anne Hathaway mit Brille, Zopf und Sackklamotten zum hässlichen Entlein zu machen. Emmas und Dexters Blicke verraten überdeutlich, dass sie eigentlich wollen. Doch aus unerfindlichen Gründen dauert es eine lange Spielfilmlänge bis es doch nicht klappt. Aber der Autor dieser Zeilen versteht ja auch nicht, weswegen Ethan Hawke und Julie Delpy in „Before Sunrise" keine vernünftige Verabredung treffen und Telefonnummern austauschen. Zumindest das zeigt „One Day" mit seinem tragischen Ende - das Leben ist zu kurz für falsche Dinge.

Regisseurin Lone Scherfig hatte nach „Italienisch für Anfänger" (2000) und „Wilbur wants to kill himself" (2002) einen sehr guten Ruf, den sie zuletzt mit „An Education"
(2009) eindrucksvoll bestätigte. „Zwei an einem Tag" ist eine gelackte Enttäuschung, alles - selbst das Entlein - sieht hier gut aus.

Wer das Spiel mit verpassten Chancen wirklich mit vollem Gefühl genießen will, sollte sich Alan Rudolphs „Made in Heaven" mit Timothy Hutton und Kelly McGillis in der Videothek besorgen - eine DVD gibt es noch nicht. Hier bekommt die im Himmel geborene Liebe genau 30 Jahre Zeit, sich auf der Erde zu finden. Danach ist das Leben nur noch elendig. So ungefähr wie die fast zwei Stunden „Zwei an einem Tag".