25.10.22

Rise up

Deutschland 2022, Regie: von Marco Heinig, Steffen Maurer, Luise Burchard, Luca Vogel, 92 Min., FSK: ab 12

Der Dokumentarfilm eines Regie-Kollektivs kombiniert ein sehr allgemeines Lamento über den Zustand unserer Gesellschaften mit den Äußerungen von fünf Aktivistinnen und Aktivisten. Der clevere Mix der Interviewten verbindet junge Frauen, die in Chile und Kurdistan unbedingt irgendwas verändern wollen, mit einer Befreiungskämpferin aus Südafrika, einer Widerständlerin der DDR und einem Kämpfer für unterdrückte Afroamerikaner. Dabei sind die geäußerten Empfindlichkeiten auf der Kommentarspur zum Teil auf dem Niveau von sehr emotionalem Slam Poetry. Da wird undifferenziert gegen Kapitalismus schwadroniert und auch den Faschismus muss man hier und da aufhalten. Oft beziehungslos werden eifrig gesammelte Demobilder vermischt – es geht mehr um Stimmung als um Analyse. (Die Luxus-Bilder des bösen Systems stammen ironischerweise aus der Film-Mekka Cannes.) Umso wertvoller und interessanter hingegen die Erfahrungen und Enttäuschung derjenigen, die nicht nur wie die Chilenin, Lust verspüren irgendwas anzuzünden, sondern tatsächlich mit ihren Revolutionen etwas bewegt haben. Wenn auch nicht das, was sie wollten.

Rheingold (2022)


Deutschland, Italien, Niederlande, Frankreich 2022, Regie: Fatih Akin, mit Emilio Sakraya, Mona Pirzad, Kardo Razzazi, 138 Min., FSK: ab 16

Der neue Kinofilm des begnadeten Hamburger Regisseurs Fatih Akin („Aus dem Nichts") ist kontrovers – schon in sich selbst: Eine Musiker-Biografie mit recht wenig Musik, ein stellenweise bewegendes Flüchtlingsporträt und dazu in einigen Momenten witzig gemeinte Gewalt-Exzesse wie bei Quentin Tarantino. Trotzdem ist „Rheingold" mehr als nur routinierte Biografie des kurdisch-stämmigen Rappers Giwar Hajabi alias Xatar, auf dessen autobiografischen Roman „Alles oder Nix" der Film basiert.

Das Gefängnis ist Giwars erste Erinnerung und so scheint es nur konsequent, dass er wieder im Gefängnis landet: Der erwachsene Giwar Hajabi landet in einer völlig überfüllten irakischen Zelle. Selbst hier gibt es Grenzen und Regionen, der Kurde muss in die Ecke zu seinen Leuten. Schon als Kind musste er im irakischen Gefängnis erleben, wie sein Vater blutend und zerschnitten nach der Folter zurück in die Zelle kam. Der war berühmter Komponist und Dirigent im Iran, musste vor der Gewalt der Religiösen fliehen. Eine kurze, heftige Szene zeigt die mörderische Übernahme der Barbaren, wenn sie in ein Konzert eindringen und die Kultivierten erschießen. Danach wurde Giwars Mutter Heldin im bewaffneten Kampf der Kurden, gebar den Sohn allein in einer Höhle, während um sie Granaten einschlugen. Das Gefängnis war dann eine Zwischenstation auf der Emigration über Paris nach Bonn.

Der erwachsene Giwar machte nach einer kriminellen Karriere im Getto von Bonn inzwischen seine eigenen Erfahrungen mit dem Knast, doch das Wiedersehen mit schwedischen Gardinen des Irak hat keinen politischen Hintergrund, der Folterer äußert sogar Sympathien mit dem Kurden. Allerdings will er unbedingt wissen, wo das Gold versteckt ist, das der zum Xatar Gewandelte in einem Raubzug erbeutete. (Xatar ist die kurdische Bezeichnung für „Gefahr".) Dieses „Rheingold" wird mit einer Wagner-Ouvertüre zum Leitmotiv.

Es ist eine wilde Geschichte, die der erfolgreiche Rapper Xatar in seiner Biografie „Alles oder Nix" erzählt. Idealer Filmstoff und Fatih Akin gelingt es, in einem lebendigen Hin und Her gleichzeitig die vielen Ereignisse packend darzubieten und als formend für die Person Xatars aufzuzeigen: Vom mittlerweile wieder als Dirigent arbeitenden Vater wird Giwar zum Klavierspiel gedrängt. Doch dass seine Mutter, einst Musikantin, für die Klavierstunden putzen muss, macht den Jugendlichen zum Dealer. Die erste heftige Prügel, die er einstecken muss, führt zu einer Veränderung von Körper und Mentalität. Xatars brutale Rache ist eine Gangster-Bio von Scorsese in Kurzform. Ohne dass noch wirklich viel in Giwars Kopf passiert, werden in Folge nur Drogen-Mengen und Ego größer. Zwar gibt es immer wieder ein Interesse des raffinierten Geschäftsmannes am Rap, nebenbei wird Schwesta Ewa in einem Bordell entdeckt. Doch was Xatar berühmt gemacht hat, das erste, im Knast aufgenommene Album, ist auf die letzten fünfzehn Minuten komprimiert.

Fatih, der im Jahr 2008 die Karlsmedaille für Europäische Medien zusammen mit dem französischen Regisseur Abdellatif Kechiche erhielt, hat sich in seinen Filmen ebenso engagiert und klug mit Gewalt von Radikalen beschäftigt wie mit Literaturverfilmungen für gemischte Reaktionen gesorgt. „Der goldene Handschuh" (2019), die Hamburger Serienmörder-Geschichte nach dem Roman von Heinz Strunk, schockierte mit extremen Szenen und Morden. Gleichzeitig begeisterte das genau gestaltete und gespielte Milieu um die Szene-Kneipe des Titels. „Aus dem Nichts" (2017) beschäftigte sich mit Diane Kruger in der Hauptrolle eindringlich mit den Folgen des vom „Nationalsozialistischer Untergrund" (NSU) verübten Kölner Bombenanschlags, ähnlich wie „Atlas" in dieser Kinowoche. Auch das Meisterwerk „Auf der anderen Seite" (2007) drehte sich um Terror und Tod. Bei den Internationalen Filmfestspiele von Cannes 2007 gab es dafür den Preis für das beste Drehbuch und den Preis der Ökumenischen Jury.

Frühere Erfolge wie „Kurz und schmerzlos" (1998) über eine Freundes-Gang aus Einwanderer-Kindern, das italienische Liebesdrama „Solino" (2002), die griechisch kulinarische Filmkomödie „Soul Kitchen" (2009) mit Moritz Bleibtreu oder das filmische Erdbeben „Gegen die Wand" (2004) mit einem überwältigenden Birol Ünel könnte man in die Schublade „Immigranten-Kino" stecken, hätte sich nicht Akin auch ganz bewusst mit einer enormen Vielfalt dagegen gewehrt.

Der enorm talentierte Fatih Akin kann kaum einen schlechten Film machen. Selbst so gefährliches Terrain wie das Biopic eines Prominenten meistert er mit einfühlsamen Entwicklungsmomenten eines Immigranten-Schicksals. Trotzdem überzeugt „Rheingold" nicht durchgehend: Wiewohl klasse gespielt, inszeniert und montiert sind die Gangster-Geschichten mit den Tarantino-Brutalitäten Leerlauf für die interessantere Figur. Die Xatar-Fans wird das nicht stören, sie hätten allerdings mehr Musik ihres ambivalenten Idols erwartet.

24.10.22

See How They Run


Großbritannien 2022, Regie: Tom George, mit Sam Rockwell, Saoirse Ronan, Adrien Brody, 98 Min., FSK: ab 12

„Die Mausefalle", das am längsten ununterbrochen aufgeführte Theaterstück der Welt, hätte fast nach der 100. Aufführung jede Ambition auf diesen Rekord vergessen müssen. Denn ausgerechnet zur Jubiläumsfeier des Suspense-Bühnenhits im Londoner West End gibt es 1953 einen Mord. Klar, den gibt es allabendlich auf der Bühne des Agatha Christie-Stücks, doch diesmal liegt der bekannte und berüchtigte US-amerikanische Regisseur Leo Kopernick (Adrien Brody) tot in der Kostümabteilung. Während er noch gerade den üblichen Werdegang eines solchen Krimis geringschätzig kommentierte. Denn er soll den Bühnenerfolg für den Erfolgsproduzenten von „African Queen", John Woolf (Reece Shearsmith), verfilmen. Selbstverständlich nicht so langweilig wie üblicherweise mit Mord, Verhör der vielen Verdächtigen und Gegenüberstellung mit Auflösung in einem einsam gelegenen Landhaus.

„See How They Run" bietet uns nun genau das: Mord, Verhör der vielen Verdächtigen und Gegenüberstellung mit Auflösung in einem einsam gelegenen Landhaus. Nicht nur in der „Mausfalle", sondern auch im anderen Falle von Kopernick. Der machte sich allein auf der Jubiläums-Party so viele Feinde, dass Tom Georges Krimi-Komödie ein schieres Vergnügen daran hat, all die herrlich überzeichneten Figuren vorzustellen, zu verdächtigen und zu befragen. War es doch erst die Prügelei mit dem Hauptdarsteller Richard Attenborough (Harris Dickinson), die Kopernick in die Torte und das Büffet fliegen ließ und ihn zum Wechseln der Klamotten in die fatale Kostümabteilung brachte. Auseinandersetzungen über das radikal geänderte Drehbuch gab es mit dem überkandidelten Autoren Mervyn Cocker-Norris (David Oyelowo) schon „Drei Wochen vorher". Solche Rückblenden mag dieser ebenso wenig wie die anderen Änderungen des Regisseurs. So wenig, dass es sogar eine Morddrohung gab.

Grandios komisch sind die personellen Ergänzungen der üblichen Verdächtigen: Sam Rockwell gibt den Theater-ignoranten Inspector Stoppard, der erst mal den Tatort untersucht – den Tatort des Bühnenstücks! In Splitscreens des Privatlebens beschäftigt sich Stoppard mit Laubsägearbeiten, so wie der einsame Ober-Rechercheur Gibbs aus der Krimi-Serie „NCIS" im Keller an seinem Boot arbeitet. Während der nicht allzu engagierte und trinkende frustrierte Stoppard in Anflügen von Trotteligkeit an Inspector Clouseau aus „Der rosarote Panther" oder Rowan Atkinsons „Johnny English" erinnert, ist Saoirse Ronan als überambitionierte Nachwuchs-Kriminalistin Constable Stalker kaum wiedererkennbar und trotzdem umwerfend komisch. Die clevere Polizistin, die eine wandelnde Film-Enzyklopädie ist, tritt dauernd in Fettnäpfchen, meist wunderbar falsche Formulierungen. „Cherchez la femme, wie die Belgier sagen". Rockwells Figurenname Stoppard verweist auf die postmodernen, selbstreflektiven Stücke von Tom Stoppard. Da turnen bei „Rosencrantz and Guildenstern are Dead" beispielsweise Shakespeares Nebenfiguren unter und über der Handlung von „Hamlet" rum. Das gleiche Prinzip sorgt auch bei „See How They Run" für den Rahmen, mit dem die uralte Krimi-Handlung aufgefrischt wird. Klasse wird es aber vor allem durch die irrwitzigen Dialoge, die vielen Querverweise und durchgehend exzellentes Schauspiel.

Atlas (2021)


Schweiz, Belgien, Italien 2021, Regie: Niccolò Castelli, mit Matilda De Angelis, Helmi Dridi, Irene Casagrande, 90 Min., FSK: o.A.

„Frei" erschallt das erste Wort im Film. Die kletterbegeisterte Allegra (Matilda De Angelis) gibt ihrer Seilschaft dieses Signal, aber die Freiheit der Bergsteiger über den Wolken ist euphorisch und überträgt sich durch die Bilder von Kameramann Pietro Zuercher ins Kino. Dann schneidet der Film auf eine nicht mehr leuchtende, eine düstere und schweigsame Allegra. Sie wurde Opfer eines Terroranschlags, bei dem drei ihrer Freunde ums Leben kamen. Zu sehen ist die verheerende Explosion erst spät im einfühlsamen Film: In der klugen Montage von Esmeralda Calabria gehört es zum Heilungsprozess, dass sich die äußerlich und innerlich Verletzte nicht dem furchtbaren Ereignis stellt - wir sehen es also auch nicht. Dafür erleben wir dank einer grandiosen Schauspielleistung von Matilda De Angelis („Der Göttliche Andere", „Der Schatz des Duce") jeden Schritt der Rehabilitation intensiv mit. Vor allem das im Gebirge so wichtige Greifen muss Allegra mit verletztem Arm neu erlernen, aber auch ihr Gleichgewicht wieder finden. Ganz praktisch auf der Slackline und ebenfalls im übertragenen Sinn. Parallel muss sich die junge, einst lebenslustige Frau mit ihren vorwurfsvollen Gefühlen gegenüber den Tätern auseinandersetzen, ohne in die platte Fremdenfeindlichkeit des Vaters zu verfallen. Dabei träumte sie vom Besteigen des Atlas-Gebirges in Marokko und ist jetzt fasziniert vom Oud-Spieler Arad (Helmi Dridi), einem Flüchtling aus dem Nahen Orient.

Regisseur Niccolò Castelli erarbeitete den Stoff zusammen mit seinem Koautor Stefano Pasetto nach einem wahren Ereignis, einem Terroranschlag in Marrakesch, bei dem drei Tessiner umkamen. Er interviewte die Überlebende und sieht die Angst der Allegra als eine aktuelle Erscheinung unserer Gesellschaften. Unabhängig von weitergehenden Bedeutungen packt die mühsame Heilung der jungen Frau durch intensives Spiel und hervorragende Inszenierung. Dass sich im fühlbaren Unterschied zwischen dunklem Luganer Stadtleben und den eindrucksvollen Aufnahmen freier Berg-Landschaft ein Weg ins Licht abzeichnet, nimmt nichts von der Eindringlichkeit dieses konzentrierten Porträts eines getroffenen Menschen und eines extremen Zustands.

Werner Herzog - Radical Dreamer


Deutschland 2021, Regie: Thomas von Steinaecker, 90 Min., FSK: o.A.

Die Zeitschrift „Time" zählt Werner Herzog zu den 100 einflussreichsten Menschen der Gegenwart. Wim Wenders und Volker Schlöndorff, die Kollegen aus der Film-Generation des Neuen Deutschen Kinos, loben seine Einzigartigkeit. Junge Regie-Stars wie Chloé Zhao und Joshua Oppenheimer schließen sich an. Prominente wie Robert Pattinson, Christian Bale und Nicole Kidman hören gar nicht auf, von völlig durchgeknallten Episoden zu erzählen.

Die Person Werner Herzog, der im September seinen 80. Geburtstag feierte, ist schwer zu fassen: als Filmemacher vom abenteuerlichen „Fitzcarraldo" (1982) bis zu Hollywood-Aufträgen wie das Remake „Bad Lieutenant" (2009), als Schauspieler zuletzt die schon legendären Auftritte im Star Wars-Universum von „The Mandalorian" (2021). Der herzogliche Einfluss und seine Popularität vor allem in den USA sind enorm, vielleicht ist der Auftritt bei „The Simpsons" als Walter Hotenhoffer mehr Adelsschlag als ein Stern auf dem Hollywood walk of Fame. Die wunderbare Dokumentation „Werner Herzog - Radical Dreamer" schafft es erstaunlicherweise recht gut, den modernen Mythos Werner Herzog mit sehr persönlichen Momenten zu verbinden. Poetisch zieht sich das Traummotiv durch den ganzen sehr sehenswerten Film.

18.10.22

Der Nachname


Deutschland 2022, Regie: Sönke Wortmann, mit Iris Berben, Christoph Maria Herbst, Florian David Fitz, Caroline Peters, Justus von Dohnányi, 87 Min., FSK: ab 0

Die ersten zwei Minuten erzählen wie im Serienfernsehen den ersten Film nach. Deshalb auch hier, was bisher im „Nachname"-Vorläufer „Der Vorname" geschah: Beim Familientreffen kündigte der werdende Vater Thomas (Florian David Fitz) an, sein Kind Adolf nennen zu wollen. Schon beim Aperitif kochte so der Abend bei Schwester Elisabeth (Caroline Peters) und Schwager Stephan (Christoph Maria Herbst) hoch. Letzterer, Germanistik-Dozent und prinzipien-steifer Bildungsbürger, verwies auf diesen Hitler und dass gerade in rechtslastigen Zeiten dieser Name tabu, wenn nicht gar verboten sei. Mit dabei im streitlustigen Familien-Patchwork war der adoptierte Bruder René (Justus von Dohnányi), dessen Liebesbeziehung zur Mutter Dorothea (Iris Berben) am Ende aufflog.

Reichlich Aufregung also und „Der Nachname" scheint die vier Jahre später mit jeder Pore übertreffen zu wollen: Diesmal findet das disharmonische Familientreffen auf der Insel Lanzarote statt. Mutter Dorothea und Adoptivsohn René haben ins geliebte Familiendomizil geladen und wollen etwas verkünden. Doch schon im Leihwagen dorthin gibt es Streit zwischen dem Ehepaar Stephan und Elisabeth sowie den frisch gebackenen Eltern Thomas und Anna. Also unter den Partnern und auch noch mit dem anderen Paar. Vor allem für Thomas ist es ein Schock, wie René das Landgut verändert hat. Der erste von überbordend vielen Knallern ist dann, dass Dorothea und René ihren Kinderwunsch verkünden. „Mit einer Leihmutter", legen sie vor den verblüfften Kindern nach. „Aber ohne Reagenzglas" ist dann der Schlusspunkt der ersten dicken Überraschung. Erst später wird Thomas erfahren, dass die attraktive Tochter der Haushälterin, der er gerade noch nachstellte, lesbisch und die Leihmutter ist.

Dies ist wie gesagt, erst der erste von zu vielen Momenten, die alles auf den Kopf stellen sollen. Nur mit Hilfe von Mutters Haschkeksen, an denen sich bald alle vergreifen, bleibt es zwischendurch mal kurz ruhig. Dass es ja noch eine Heirat gegeben hat und Mami jetzt nicht mehr Böttcher heißt, wäre der nächste Aufreger. Und dann muss für die neue Erbfolge erweiterte Bruchrechnung zu Rate gezogen werden, was sowohl den karrieremäßig geknickten Erbsenzähler Stephan als auch den erektil verklemmten Vielverdiener Stephan brüskieren.

An dem titelgebenden Problem von „Der Nachname" ist zu erkennen, wie rückständig die an den Haaren herbeigezogenen Streitgründe eigentlich sind. Schon der Schriftzug der Filmtitel sah nach 60er-Jahre aus und dass Frauen nicht den Namen ihres Mannes annehmen wollen, war tatsächlich damals ein Diskussionsthema. Ebenso sind Probleme mit Zugewinngemeinschaften und Eheverträgen aus gutem Grund schon lange nicht mehr auf der Leinwand zu sehen gewesen. Hängt hier Drehbuch-Autor Claudius Pläging noch zu sehr in der Vergangenheit seines „Catweazle"? Auf jeden Fall fehlt der verkrampften Komödie eine eigentliche Substanz. Es wird nur um des Dauerstreitens willens dauernd gestritten. Was im amerikanischen Film als Utopie eines Patchwork-Zusammenlebens interessant gemacht wird, ist hier allein kleinbürgerliches Aufeinanderrumhacken.

Dazu ist alles hochgradig unoriginell: Die letzten Überraschungen waren schon zu früh zu ahnen. Damit es noch komplizierter wird, wird eine Halbschwester aus dem Hut gezaubert. Und auch, dass Stephan seinen beim Hinflug verspäteten Koffer pünktlich zur Abreise wieder bekommen würde, wusste man schon nach fünf Minuten. Das viele Reden bringt zumindest ab und zu einen komödiantischen Treffer. Manchmal funkt es im Dialog, etwa wenn Stephan mit Geldsorgen meint, „diese Privatschulen sehen alle aus wie Hogwarts und zaubern einem das Geld aus der Tasche." Deutlich ist „Der Nachnahme" anzumerken, dass die literarische Vorlage fehlt: „Der Vorname" war erst ein Theaterstück, bevor er in Frankreich zum Kinoerfolg und von Sönke Wortmann eingedeutscht wurde. Dem biederen Film-Handwerker der deutschen Regie-Garde fiel auch jetzt wieder nichts Bemerkenswertes ein. Symptomatisch, dass nach (wenigstens) gnädig kurzer Laufzeit niemand eine Idee für einen originellen Abspann hatte. Wir sehen nur Aufnahmen des leeren Hauses und der Innenräume. Das sind die lahmsten „outtakes" in der Filmgeschichte. Und auch der Film hat Chance für Negativ-Hitlisten – trotz der sehr prominenten Darstellerinnen und Darsteller. Es ist nur zu hoffen, dass nicht im Stil der furchtbaren französischen Klamotte um „Monsieur Claude" weitere Folgen drohen.

Lyle - Mein Freund, das Krokodil


USA 2022 (Lyle, Lyle, Crocodile) Regie: Josh Gordon, mit Javier Bardem, Constance Wu, Winslow Fegley, 107 Min., FSK: ab 0

Wie sich der charismatische Magier Hector P. Valenti (Javier Bardem) über den Dienstboten-Eingang in die Talent-Show schleicht, ist eine große Nummer! Doch der eigentliche Zauber-Akt geht kläglich schief, wie scheinbar schon oft vorher. Am Boden zerstört, hört Hector eine tolle Stimme in einer Zoo-Handlung und entdeckt ein kleines singendes und tanzendes Krokodil. Das klaut er umgehend, nimmt es mit nach Hause und träumt von großer Karriere für beide. Aber Lampenfieber lässt das Krokodil erstarren und aus dem Erfolg wird erst mal nichts.

Der Extraklasse-Schauspieler Javier Bardem singt, tanzt und steppt … beim Dreh mit einem unsichtbaren Partner, was seinen Schwung sichtbar nicht bremst. Doch leider will es die Geschichte, dass Bardems nicht besonders vertrauenswürdige Figur für eine Weile verschwindet und damit auch jeder Schwung aus dem Film. Ohne Hector erleben wir, wie Katie (Constance Wu) und Joseph Primm (Scoot McNairy) zusammen mit ihrem Sohn Josh (Winslow Fegley) in die leere Wohnung ziehen. Josh wurde von der übervorsichtigen Mutter zu einem extrem ängstlichen Jungen erzogen, dem auch seine technischen Assistenten nicht in der bedrohlichen neuen Umgebung helfen. Sein Schreck ist besonders groß, als er auf dem Dachboden das lebendige Krokodil Lyle entdeckt. Dabei ist Lyle völlig harmlos und verschluckt nur aus Versehen die dumme Angora-Katze, die ihm ins Maul springt, um sie bald wieder ziemlich durchnässt auszuspucken.

So ist ganz schnell die Angst vorbei und ohne große Überwindung folgt der Junge nächtlich dem Krokodil durch dunkle Gassen der Stadt. Das Containern bei den Restaurants macht Spaß und ignoriert alle Allergie-Vorbehalte der Mutter. Lyle ist das ideale Schreckgespenst für die neurotische Frau, doch einer nach dem anderen werden fast alle Hausbewohner mit einer Gesangsnummer begeistert und zu besseren Menschen. Sogar Familienvater Joseph, der zu viel arbeitet und zu ernst wurde. Lyle bringt ihn dazu, bei Ringkämpfen auf dem Dachboden seine alte Leidenschaft herauszukramen, was ein wenig Slapstick in den müden Film bringt.

Trotzdem bleibt diese Familien-Geschichte lange ohne Schwung und Sehvergnügen. Bis Hector P. Valenti zurückkehrt und erneut das Chaos ausbricht. Vor allem der griesgrämige Nachbar Mr. Grumps (Brett Gelman) aus der Souterrain-Wohnung setzt alles in Bewegung, damit Lyle verschwindet.

„Lyle - Mein Freund, das Krokodil" ist zwar zeitweilig aufwändig und flott gemacht, aber bleibt seltsam, weil die psychologische Entwicklung völlig vernachlässig und auch ansonsten in der Handlung viel rumgeholpert wird. Das Krokodil Lyle ist ein liebenswerter, gutmütiger und immer optimistischer Charakter - kurz: etwas langweilig. Vor allem wenn das beliebte und handgezeichnete Kinderbuch des Autors Bernard Waber maßlos auf Filmlänge gestreckt werden muss. Allerdings kann Lyle nicht sprechen, dafür sehr gut singen. Womit wir beim Grundgesetz des Musicals wären: Worüber man nicht sprechen kann, darüber muss man trällern! Wehmütig denkt man angesichts der schwachen Performance von Lyle an die tanzenden Krokodile aus Disneys „Fantasia" und an die viel lebendigeren Bühnen-Tiere von „Sing".

17.10.22

November (2022)


Frankreich 2022 (Novembre) Regie: Cédric Jimenez, mit Jean Dujardin, Anaïs Demoustier, Sandrine Kimberlain, 107 Min., FSK: ab 12

Am 13. November 2015, als die deutsche Fußballnationalmannschaft im Pariser Stade de France Bombenanschläge in der Innenstadt „überspielt", sterben in Bars, Restaurants und im Club Bataclan 130 Menschen. 683 werden schwer verletzt. „November" zeigt nun die folgenden fünf Tage aus der Perspektive der Einsatzkräfte. Ohne dass die gerade ereigneten Attentate selbst zu sehen sind, verfolgt die Antiterror-Einheit von Héloïse (Sandrine Kiberlain) und Fred (Jean Dujardin) Spuren und vermeintliche Täter. Um solche juristischen Feinheiten, dass für jeden bis zur Verurteilung eine Unschuldsvermutung gilt, kümmert sich „November" als Action-lastiger Film allerdings nicht. In dem dunklen, vor Polizei-Macht strotzenden Werk wird energisch recherchiert und zugegriffen. Falls doch Zweifel aufkommen, wer im Recht ist – es gibt auch erschütternde Befragungen mit überlebenden Opfern im Krankenhaus. Nur ein unsympathischer Waffenhändler darf erwähnen, dass die problematische Integration von Arabischstämmigen vielleicht ein Grund für die Popularität des IS in bestimmten Kreisen ist.

Jean Dujardin („The Artist") spielt mal völlig unironisch den lange Zeit sachlich bleibenden Chef der Einheit. Keine besonders fordernde Rolle, in einem rasant geschnittenen Informationsfeuerwerk, wie es Oliver Stone seit „JFK – Tatort Dallas" auch gerne veranstaltet. Was vorgeblich wie ein neutraler Bericht der resoluten Rache eines Staates erscheint, stellt durchaus eine politische Position dar. Auffällig ist, wie wenig nach Ursachen und Hintergründen gefragt wird. Dabei hatte Oscar-Preisträgerin Kathryn Bigelow im Meisterwerk „Zero Dark Thirty" (mit Jessica Chastain) über die Ergreifung von Osama bin Laden bewiesen, wie differenziert so eine Geschichte gebracht werden kann. Bis zum deftigen Action-Finale, in dem die blinden Maschinengewehrsalven der Einsatzkräfte minutenlang eine Wohnungstür durchlöchern, ersetzt Cédric Jimenez („Bac Nord") in seinem „November" Handlung durch Aktivismus. In den französischen Kinos landete der Film auf Platz 1 der Kino-Charts und erreichte in seiner ersten Kinowoche weit über eine halbe Millionen Besucher.

Anima - Die Kleider meines Vaters


Deutschland 2022, Regie: Uli Decker, 99 Min., FSK: ab 6

Kurz bevor ihr Vater stirbt, erfährt die lesbische Filmemacherin Uli Decker, dass er heimlich gerne Frauenkleider trug. Diese großartige Dokumentation berührt mit zwei sich spiegelnden Schicksalen in der bayrischen Provinz, bei dem beide nichts voneinander wussten, aber sicherlich ahnten, was der und die andere verheimlicht. Auch wenn die Familie meint, es wäre besser, den guten Eindruck zu bewahren, entdeckt die Regisseurin und Tochter nachträglich mit Witz und Mitgefühl das verborgene Leben des Vaters. Dabei gibt es nicht nur alte Fotos und Interviews mit der Ehefrau zu dem sehr überraschenden und spannenden Thema, auch die Zwischenszenen mit kleinen Animationen sind optisch reizvoll gestaltet. „Anima - Die Kleider meines Vaters" ist eine persönliche Dokumentation, die viel über die allgemeine Situation erzählt, in der Franz Josef Strauß den Fernseher dominierte und als „Hilfe" die Einweisung in eine psychiatrische Anstalt drohte, wo „Neigungen kuriert" werden sollten. Eine ungewöhnliche Geschichte, sehr klug beobachtet und einfühlsam erinnert.

11.10.22

Triangle of Sadness

 
Schweden, Deutschland, Frankreich, Dänemark 2022, Regie: Ruben Östlund, mit Harris Dickinson, Charlbi Dean, Woody Harrelson, Iris Berben, Sunnyi Melles, 147 Min., FSK: ab 12
 
Der Cannes-Sieger 2022 „Triangle of Sadness" entführt auf Kreuzfahrt und einsame Insel. Doch statt Traumschiff gibt es Kotz-Orgien im Stil von „Little Britain" und das bitterböse Sezieren gesellschaftlicher Machtverhältnisse. Regisseur Ruben Östlund, der schon mit „The Square" vor fünf Jahren die Goldene Palme gewann, entwirft ein Triptychon rund um die Models Carl (Harris Dickinson) und Yaya (Charlbi Dean), die sich als Influencer in Sachen Schönheit durchs Leben schlagen. Zuerst in einem Streit zu zweit, dann auf einem Luxusschiff im Sturm und schließlich hilflos gestrandet.
 
In die Welt der Models führt uns ein überkandidelter Reporter, während sich Carl für einen Job vorstellt. Am Abend essen Carl und Yaya zusammen in einem luxuriösen Laden. Obwohl – zusammen? Die Influencerin ist eher mit ihrem Handy beschäftigt und ignoriert sowohl ihren Partner als auch die Rechnung auf dem Tisch zwischen ihnen. Was zu einem heftigen Streit führt, bis sie gesteht, dass es für sie ein weibliches Machtspielchen sei, das Bezahlen zu vermeiden. Auch wenn sie einiges mehr verdient als er.
 
Für eine Reise auf einer Luxusjacht reicht es noch, wie der zweite Teil zeigt. Wir sehen das schöne wie eitle Pärchen, aber auch die Scharen von Angestellten, die sie nach Motivationsgeschrei den ganzen Tag von vorne und hinten bedienen. Ein gefundenes Fressen für Ruben Östlund, der die Klassen-Diskrepanz in vielen bösen Szenen ausspielt. Da ist die aufs Abstellgleis geschobene Ehefrau Vera (großartig: Sunnyi Melles) des schweinisch reichen russischen Düngemittel-Herstellers Dimitry (Zlatko Burić), die meint, auch die Angestellten sollten mal schwimmen. Worauf die Köche, Mechaniker, die Stewardessen und Stewards und die Putzfrauen sich widerwillig anstellen müssen, um einmal ins Meer zu rutschen. Carl, der so für Gerechtigkeit beim Bezahlen kämpfte, sorgt dafür, dass ein griechischer Deckarbeiter vom Schiff gehen muss. Eifersüchtig beschwerte er sich über den nackten Oberkörper des Arbeiters. Der Höhepunkt dieser Konfrontation ist die besoffene Diskussion zwischen Kapitän Thomas Smith (Woody Harrelson) und dem Düngemittel-Russen. Der Kapitän lallt Marx-Zitate über alle Lautsprecher des Schiffes, der Kapitalist antwortet mit Sprüchen von Ronald Reagan. Derweil übergibt sich der Rest des Schiffes während eines aus den Fugen geratenen Captains Dinners mitten im heftigen Sturm.
 
Dass der Kahn schließlich sinkt, liegt aber am Anschlag von einigen Piraten. Es stranden aus der Gruppe der Superreichen Carl, Yaya und der Russe. Dazu Paula (Vicki Berlin), die Domina-Chefin des Kabinen-Personals, und die Putzfrau Abigail (Dolly De Leon). Blöderweise ist sie die Einzige, die Fischen und Feuermachen kann, was die Machtverhältnisse radikal verkehrt. Auch der Wert der Schönheit wird hier reduziert auf eine Packung Salzstangen, die Carl dafür bekommt, dass er die Nacht mit Abigail verbringt.
 
Der neue soziologische Analyse-Spaß des Schweden Ruben Östlund unterhält durchgehend mit scharfer Bloßstellung von gesellschaftlicher Ungerechtigkeit und der gnadenlosen Demaskierung des feinen Scheins. Nicht zufällig und wie schon beim Vorgänger „The Square" spiegeln feierliche Essen und Empfänge den Zustand der Gesellschaft. Damals sorgte ein Schauspieler, der seine Affenrolle extrem ins Animalische ausspielte, für beklemmende Situationen. Nun sorgt heftiger Wellengang für ein allgemeines Übergeben und die Meeresfrüchte für immensen Durchfall. Purer Slapstick der fäkalen Sorte, passend zum Russen, der damit prahlt, dass er durch Fäkalien reich geworden ist.
 
Spätestens auf der Insel ist Östlunds Analyse-Besteck feiner: Die Gesichtsausdrücke der Mächtigen, die mal schnell, mal langsamer erkennen, dass sie nun machtlos sind, amüsieren jeden Linken köstlich. Abigail selbst hat im Finale den eindringlichsten Moment, der die grausame Kluft zwischen Reichen und Dienerschaft zu einer schwergewichtigen Entscheidung bringt. Iris Berben wird mit ihrer Rolle einer reichen Schlaganfall-Patientin, die nur noch „In den Wolken" sagen kann, eher vom Film mitgeschleppt, bekommt aber einen großen Moment im Schluss-Gag. Charlbi Dean, die Darstellerin der Yaya, ist am 29. August nur 32-jährig verstorben. Zum Dreh sagte sie: „Ich fühle mich so sehr mit der gesamten Besetzung und Crew verbunden – es sind Freunde geworden, die ich für immer haben werde."

10.10.22

Der Passfälscher


Deutschland, Luxemburg 2021, Regie: Maggie Peren, mit Louis Hofmann, Jonathan Berlin, Luna Wedler, 116 Min., FSK: ab 6

„Das hat schon seine Richtigkeit, dass ihr dann euresgleichen weggeräumt!" bekommt der Jude Cioma Schönhaus (Louis Hofmann) von der linientreuen Hausmeisterin zu hören, als er die Leichen von Nachbarn, die sich mit Ofengasen umgebracht haben, in den Keller bringen soll. Das ist dann aber auch einer der wenigen schockierenden Momente in den Lebenserinnerungen von Schönhaus (1922-2015), der mit einer erschreckenden Leichtigkeit und enormem Optimismus den antisemitischen Terror der Nazi überlebte.

Cioma Schönhaus ist „Der Passfälscher" keineswegs aus politischer Überzeugung oder aus einem Widerstandsgeist. Der junge Grafiker fälscht 1942 Kennkarten, um sein gutes Leben ohne Judenstern weiterführen zu können. Zusammen mit seinem besten Freund Det (Jonathan Berlin) verkauft er die Wertsachen aus der Wohnung seiner Eltern, die bereits deportiert wurden. Zwar verschließt ein hinkender Nazi-Bürokrat alles hinter Siegeln, doch Cioma schert so was nicht. Die Marktweiber, welche die Freunde mit Lebensmitteln versorgen, beschenkt er mit ganzen Stoffballen. Die kriegswichtige Arbeit, die ihn vor dem Abtransport schützt, erledigt er mehr schlecht als recht. Begeistert begibt er sich auf Feiern und geht regelmäßig ausessen. Auch schon mal zusammen mit Det in geborgten Marine-Uniformen. Dabei lernt er Gerda (Luna Wedler) kennen und lieben. Auch eine Jüdin, die sich auch mit geborgter Identität unter die Nazis mischt. Allerdings nur aus purer Not für Lebensmittelkarten. Ansonsten kann sie nichts mit dem Leichtsinn Ciomas anfangen. Er begibt sich mitten ins Leben und unter Menschen, weil seiner Ansicht nach die besten Verstecke dort sind, wo alle hinsehen! Cioma nennt es Mimikry, wird aber vom Auftraggeber der Fälschungen, einem Widerstandskämpfer, welcher später der Gestapo in die Hände fällt, zurechtgestutzt.

Basierend auf Schönhausens autobiografischen Bericht „Der Passfälscher" hat Autorin und Regisseurin Maggie Peren („Die Farbe des Ozeans", „Stellungswechsel", „Napola – Elite für den Führer") einen erstaunlichen Geschichtsfilm inszeniert. In einem zentralen Dialog mit einem älteren Fälscher meint dieser: „Ich glaube, sie unterschätzen die Welt da draußen und sie übersetzen ihre Rolle darin." Ciomas typisch freche Antwort lautet: „Ich glaube, ich schätze die Welt zu sehr, um nicht eine Rolle darin einzunehmen." Der junge Schauspieler Louis Hofmann („Dark" „Unter dem Sand", „Freistatt") macht diesen jüdischen Hochstapler in der Tradition von Felix Krull mit seinem unglaublichen Einfallsreichtum, Charme und einer gehörigen Portion Chuzpe glaubhaft. Als der Täuscher, der immer mit einem ramponierten Badeausweis unterwegs ist, doch mal in der Klemme steckt, nimmt er dreist den faschistischen Kommandoton an und meistert auch diese Notsituation. So wie vielleicht seine Wahrnehmung, versucht der Film, grausame Realitäten weitgehend auszublenden. Da dies nicht gelingen kann, ist auch „Der Passfälscher" bei aller Scharlatanerie eindringlich erschreckend. Eine erstaunliche (Lebens-) Geschichte in angemessener filmischer Umsetzung. Der wahre Schrecken wird in Textzeilen vor dem Abspann nachgereicht.

Belleville. Belle et Rebelle


Deutschland, Frankreich 2022, Regie: Daniela Abke, 98 Min., FSK: ohne Angaben

Der wunderbare Dokumentarfilm „Belleville. Belle et Rebelle" porträtiert das Belleville, Pariser Einwandererviertel par excellence, durch seine Menschen und seine Geschichte. Alles dreht sich um das „Bistro chantant" namens „Le vieux Belleville", in dem abends die Gäste zusammen mit den Künstlern populäre Chanson singen. Den Führer durch Viertel und Film macht der alte Baske und Revolutionär Lucio, ein Charakter und geborener Geschichtenerzähler. Bei einem Besuch am Grab des Kommunarden Eugene Pottier auf Père-Lachaise singt Lucio das Liebeslied „Le Temps des Cerises" (Die Zeit der Kirschen) von J.B. Clément. Gleichzeitig fragt er sich, wieso die Franzosen heute so reaktionär und so gleichgültig geworden sind. Wie in dieser rührenden Szene dreht sich im schwarzweißen „Belleville" alles um Geschichten und Geschichte. Die meisten Häuser hier und in anderen Pariser Vierteln sind von Ausländern gebaut worden. Ein alter Maler dokumentiert die Wandlung des Viertels und die Veränderungen. Über Fotografien schwelgt Cafébesitzer und Chronist Joseph in Erinnerungen. Die Dokumente zeigen altes Leben und die einschneidenden Zerstörungen durch Neubauten. Die Fotos stammen von Robert Bober, Regieassistent von Truffaut, Schriftsteller, Fotograf und Filmemacher. Und in der Dokumentation dokumentiert alles noch einmal der schottische Bistro- und Wandmaler Steven.

Dabei ist „Belleville. Belle et Rebelle" kein gefälliger Liederzyklus, denn erst nach über 20 Minuten erklingt das erste Lied im Café. Trotzdem gefällt und begeistert er mit der Kunst des guten Dokumentarfilms, nämlich interessante Menschen zu finden und sie dann einfach zu zeigen. Dieser außergewöhnliche Film bietet dazu einen Querschnitt durch das Viertel mit enormer Breite und Tiefe. Und selbst als es darum geht, eine ETA-Aktivistin zu unterstützen, gibt es noch ein Lied dazu. So kann man „Belleville" viel lebendige und aktive Nostalgie bescheinigen, was kein Widerspruch, sondern ein besonderer Reiz ist.

Meine Chaosfee & Ich


Deutschland, Luxemburg 2022, Regie: Caroline Origer, 79 Min., FSK: ab 12

Die kleine, freche Zahnfee Violetta hat ihre Prüfung vergeigt, will aber trotzdem ihr Können in der Menschenwelt beweisen. Das sorgt für Chaos in der Feenwelt und beim zwölfjährigen Mädchen Maxi. Die ist gerade in die graue, stinkige Großstadt gezogen und will wieder aufs Land. Zudem gefällt ihr die neue Patchwork-Familie mit den beiden Jungs vom Öko-Freund der Mutter gar nicht. So verbünden sich die verpeilte Zahnfee und das unglückliche Kind für ein Abenteuer, das Violetta und Maxi wieder nach Hause bringen soll.

Der kunterbunte Animationsfilm für kleine Kinofans bringt in seiner dichten Handlung eine Menge bekannter Themen auf die Leinwand: Die Heldinnen-Reise einer dreisten Zahnfee, die Verlorenheit in einer frischen Patchwork-Familie und der ökologische Kampf gegen einen Immobilien-Spekulanten. Auch wenn die Niedlichkeit der Fee eher Kinderkram für die Mädchen sein mag, die schon alles verstehen – die Mischung funktioniert, die Figuren sind sympathisch und die Animation geriet detailreich sowie sorgfältig.

4.10.22

Mona Lisa and the Blood Moon


USA 2021, Regie: Ana Lily Amirpour, mit Jun Jong Seo, Kate Hudson, Craig Robinson, 107 Min., FSK: ab 16

Gerade in einer Blutmondnacht aus jahrelanger Lethargie erwacht, irrt die junge Mona Lisa Lee (Jeon Jong-seo) durch die Straßen von New Orleans und zwingt jeden, der sie stoppen will, mit purer Geisteskraft, sich selbst zu verletzen. Als sie die Stripperin Bonnie (Kate Hudson) trifft, erkennt die sofort die Möglichkeiten und nutzt Mona Lisa rücksichtslos für Rache und Räubereien aus. Mit Bonnies zehnjährigem Sohn Charlie entwickelt das Mädchen jedoch eine besondere Freundschaft. Allerdings ist der Polizist Officer Harold (Craig Robinson), der sich wegen ihr ins Bein schoss, humpelnd hinter ihr her.

Die amerikanisch-iranische Regisseurin Ana Lily Amirpour begeisterte schon 2015 mit dem Vampirfilm „A Girl Walks Home Alone at Night". „Mona Lisa and the Blood Moon" ist nun ein irrer Trip voller Inszenierungslust, in dem das ehemalige Film-„Schätzchen" Kate Hudson („Almost Famous") grandios trashig und egozentrisch agieren darf. Augenschmaus wie ein neonbeleuchteter Eckladen mit einem unglaublichen Nachthimmel darüber, wird ergänzt von einem mitreißenden Techno-Soundtrack.

The Woman King


USA 2022, Regie: Gina Prince-Bythewood, mit Viola Davis, Thuso Mbedu, Lashana Lynch, 144 Min., FSK: ab 12

In der Tradition von „Gladiator" und „Braveheart" erzählt dieses Hollywood-Spektakel von einem großen Befreiungskampf. Jedoch mit anderen Vorzeichen: Die Heldinnen sind westafrikanische Amazonen, die sich selbst vom Fluch des Sklavenhandels befreien. Alle Diversitäts-Häkchen sind gesetzt und die Unterhaltung stimmt auch bei Gina Prince-Bythewoods erstem Ausflug ins Action-Genre. Oscar-Gewinnerin Viola Davis („Ma Rainey's Black Bottom", „Fences", „How to Get Away with Murder") teilt sich die Hauptrolle mit der jungen und ebenbürtigen Thuso Mbedu („The Underground Railroad").

Im westafrikanischen Königreich von Dahomey verteidigen die Agojie Freiheit und Marktwege. Sie sind eine rein weibliche Einheiten von Kriegerinnen mit bemerkenswerten Kampfkünsten. Im heftigen Gemetzel der Eröffnungsszene werden ahnungslose Männer in der Nacht von Generalin Nanisca (Viola Davis) und ihren Kämpferinnen überfallen. Sie wollen einige der ihren befreien und schlachten dabei alle Männer des Dorfes ab. Die Heimkehr ist ein Triumphzug – mit umgedrehten Geschlechterrollen: Männer und kleine Jungs dürfen den Clan der Kämpferinnen und ihre Generalin nicht anschauen! Der Sieg fordert aber auch Opfer in Naniscas Truppe und sie beschließt, eine neue Generation auszubilden.

Zeit für den Auftritt der zweiten Hauptfigur mit einer kleineren, mehr persönlichen Geschichte: Die junge Nawi (Thuso Mbedu) schubst ihren arrangierten Ehemann weg, nachdem der sie geschlagen hat. Ihr Vater bietet sie deshalb als Geschenk an den König an, doch Naniscas rechte Hand Amenza (Sheila Atim) bringt sie als Lehrling zu den Kämpferinnen. Dort fällt Nawi vor allem als Trotzkopf auf, zeigt aber auch einiges Talent an den Waffen. Die alte Geschichte von dem jungen Rebellen, der sich nicht an die Regeln hält und damit die seinen rettet, gibt es diesmal mit einer Rebellin. Später reibt sich Nawi vor allem an einer Regel der Agojie: Sie leben im Zölibat - keine Männer, keine Kinder. Trotzdem fällt sie Nanisca auf, lange bevor beide eine ganz andere Verbindung entdecken.

In der großen Handlungslinie will Nanisca den jungen König Ghezo (John Boyega) überzeugen, aus dem Kreislaufhandel mit Sklaven und portugiesischen Waffen auszusteigen. Denn das Königreich von Dahomey zahlt mit Menschen Tribut an einen arabischen Stamm, der wiederum in ihrer Küstenfestung mit den Portugiesen handelt. Um die Handlung kräftig mit Gefühl aufzupeppen (Buch: Dana Stevens und Story von Schauspielerin Maria Bello, „Navy CIS"), taucht noch ein portugiesisches Halbblut auf, der seine Wurzeln im Dorf der Nanisca sucht und zusammen mit Nawi Liebe findet. Deren Vorgeschichte als adoptiertes Waisenkind liefert weitere Substanz für Überraschungen und Emotionen.

Gina Prince-Bythewood („Die Bienenhüterin") selbst nannte „Gladiator", „Der letzte Mohikaner" und „Braveheart" als Inspiration für ihren neuesten Film. Der ist schon erstaunlich, weil die Regisseurin bislang hauptsächlich Liebesfilme drehte. Liebesfilme mit schwarzen Frauen im Zentrum, die sich befreiten und entwickelten. Die erste Ausnahme war jedoch 2020 die Netflix-Produktion „The Old Guard" über eine Gruppe Unsterblicher, welche die junge Nile (Kiki Layne) aufnehmen. „The Woman King" überträgt nun das Heldenepos und den Befreiungskampf eines Volkes in einen anderen Kulturbereich. Einer, der nicht nur filmisch „unterbelichtet" ist.

Als ob „The Woman King" möglichst viel auf einmal aufholen will, zieht der Film alle Register mit einer wiedergefundenen Waise und einer Mutter, die einst ihr Baby weggab. In dies emotionale Setting ist das große historische Thema eingebaut, nicht mehr die gefangenen Feinde als Sklaven zu verkaufen, sondern mit den anderen Reichtümern des Landes zu florieren. Dies Plädoyer Naniscas aus dem Jahr 1820 ist selbstverständlich auch das Argument aktueller Diskussionen, den Ausverkauf der afrikanischen Rohstoffe zu beenden. Mit der Liebesgeschichte über die Grenzen der Völker hinweg, hat „The Woman King" fast zu viel Material. Und erinnert an sehr kitschige Filme des alten Hollywood. An große und gelungene Filme Hollywoods.

Bei allem Gelungenen leidet der Film wieder enorm unter einer geradezu idiotischen Konzeptionsidee: Die meisten der Figuren sprechen ein Englisch mit irgendwie „afrikanischem" Dialekt. Dabei ist klar, dass die Bevölkerung dort ihre Sprache durchaus ohne Dialekt beherrscht. Diese Sprachverfremdung verdummt den Eindruck der Protagonistinnen auf unverschämte Weise.

Rimini


Deutschland, Frankreich, Österreich 2021, Regie: Ulrich Seidl, mit Michael Thomas, Tessa Göttlicher, Hans-Michael Rehberg, Georg Friedrich, 114 Min., FSK: ab 12

So will man Udo Jürgens-Lieder nie sehen ... oder doch? Richie Bravo (Michael Thomas) ist ein abgehalfterter österreichischer Schlagersänger, der im winterlich tristen Rimini Rentnerinnen mit seiner Stimme und als Gigolo auch mit seinem Körper verführt. Wir nähern uns ihm und dem Thema „Altern" von der Heimat Österreich her. In knappen Szenen verabschiedet sich Richie mit seinem Bruder Ewald (Georg Friedrich) nach dem Tod der Mutter mit einem Saufgelage vom alten und altmodischen Haus der Eltern. Der demente Vater Ekkehart (Hans-Michael Rehberg) darbt derweil im Altenheim und versucht in bitteren Szenen verschlossene Türen zu öffnen, auf denen Waldlichtungen und andere geklebte Landschaften Freiheit versprechen.

Richies „Freiheit", seine Villa in Rimini, wirkt ebenso gestrig wie das Elternhaus. Der Sänger und Gigolo trägt unter dem ständigen Pelzmantel ein Schiesser-Unterhemd und darunter eine Bauchbinde. Der Glanz von lebensechten Postern an den Wänden ist vorüber, nun muss der Schlager-Schleimer seine Villa an Fans vermieten, um seinerseits in einem stillgelegten Hotel zu übernachten. Die Abende mit den Seniorinnen bringen nur noch wenig ein. Plötzlich taucht seine wütende und habgierige Tochter Tessa (Tessa Göttlicher) auf, von der er nichts wusste. Sie will den Unterhalt für die vergangenen Jahre, und zwar sofort. Richie kann nur alles geben, was er hat, und das ist wenig. Das Kennenlernen der wiedergefundenen Tochter bekommt er dafür nicht. Reden über seine Gefühle kann er mit ihr sowieso nicht – es muss eine gecoverte Schlager-Schnulze sein, die für ihn spricht. So wie er schon „Merci, Chérie" beim Begräbnis der Mutter säuselte.

Regisseur Ulrich Seidl („Tierische Liebe", „Models", „Im Keller", Paradies-Trilogie) bleibt seinem Ruf treu und findet auserwählte Hässlichkeit im normalen Leben. Immer wieder Richies Gänge über einen vernebelten oder verregneten Strand, vorbei an den schwarzen, afrikanischen Flüchtlingen, die gerade auch keine Arbeit haben. Während der Schlager eigentlich nach San Remo gehört, fand Seidl hier einen anderen, in die Jahre gekommenen Strandort, der tatsächlich gerade im Zentrum reizvoll renoviert wurde. Für die vielleicht naive Unterstützung der italienischen Provinz Emilia-Romagna nennt er einen besonders willigen Fan Richies ausgerechnet Emilia. 

Während sein Leben wegen Tessas Forderungen immer mehr auseinanderbricht, bleiben die Auftritte mit symmetrischer und fester Kamera-Einstellung ein Fixpunkt. Dabei klopft der Tod mehrfach quasi an der Tür: Beim Sex mit seiner Stammkundin liegt er nebenan in Form von deren hustender, bettlägeriger Mutter. Derweil vergisst der einsame Vater Ekkehart seine Nazi-Sprüche und hört „Winterlieder", die er auch weinend mitsingt. Wo Michael Thomas die massive und verzweifelte Selbstüberschätzung Richies grandios auf die Leinwand bringt, berührt Hans-Michael Rehberg in seiner letzten Rolle enorm.

„Rimini" ist der erste Teil einer, nach „Paradies" neuerlichen Familien-Trilogie von Ulrich Seidl. Der zweite Teil „Stella", mit Georg Friedrich als Bruder Richies, ist aufgrund anonymer Anschuldigungen aus Rumänien mittlerweile auf einigen Festivals „gecancelt" worden.

Alles über Martin Suter. Außer die Wahrheit.


Schweiz, Deutschland 2022, Regie: André Schäfer, 90 Min., FSK: ab 12

Der Dokumentarfilm über den Schweizer Bestsellerautor Martin Suter („Die Zeit, die Zeit", „Small World", „Elefant", „Ein perfekter Freund") entspricht dem Objekt seiner Beobachtung in seiner gepflegten und gediegenen äußeren Erscheinung. In aufwändigen Spielszenen werden Stücke aus Suters Romanen verfilmt, wobei der Autor manchmal in den Szenen rumsteht, bevor er sie mit persönlichen Anmerkungen kommentiert. Mit einem Sänger, der sich auf Schweizerdeutsch von Suter betexten lässt, gibt es eine komische Demonstration des Röstigrabens: Beim Überschreiten dessen wechseln sie automatisch vom Französischen ins Schweizerdeutsche. Dazu erlesene Bilder, unterbrochen von musikalischen Intermezzi, bei denen Suter seine eigenen Songs mit der Mundharmonika begleitet. Nur anekdotische Kleinigkeiten beschäftigen sich mit der literarischen Produktion, richtig persönlich sind weder Begehungen vergangener Wohnungen noch das Vorführen seines Hauses in Marrakesch. Allein die Erinnerung an den Tod des Adoptivsohnes aus Guatemala geht unter die Haut des Mannes im Anzug und der Zuschauer. Ein Film rein für Fans, aber davon gibt es ja genug.

In einem Land, das es nicht mehr gibt


Deutschland 2022, Regie: Aelrun Goette, mit Marlene Burow, David Schütter, Sabin Tambrea, 101 Min., FSK: ab 12

Suzi Quatros spielt „Devil Gate Drive" und eine andere Suzie (Marlene Burow) macht sich im letzten Jahr der DDR auf den Weg in eine Ostberliner Oberschule. Eine befreundete Gemischtwaren-Händlerin hortet Cola und verbotene Bücher, wie 1984 von George Orwell. Denn Suzie will Literatur studieren. Doch 1984 bringt den Teenager bei einer Kontrolle der Volkspolizei ins Verderben: Statt Studium Zwangs-Ausbildung im Kabelwerk Oberspree, wo das weibliche Kollektiv äußerst biestig auf Erfüllung des sozialistischen Planziels drängt. Als Suzie Schulz zufällig in der Straßenbahn fotografiert wird und das Bild im Modejournal Sibylle, der ‚Vogue des Ostens', landet, ändert sich alles: Die resolute Chefredakteurin Elsa Wilbrodt (Claudia Michelsen) eröffnet ihr so eine Chance, mit Lächeln und etwas Überredung dem sozialistischen Fabrikalltag doch noch zu entkommen. Im Gefolge des schwulen Ausstatters Rudi (Sabin Tambrea) taucht Suzie mit roten High Heels und Musik von Style Council in eine schillernde Subkultur des Ostberliner Undergrounds ein. Dabei verliebt sie sich in den rebellischen Fotografen Coyote (David Schütter), was wiederum das Star-Mannequin Uta (Sira Topic) eifersüchtig macht.

Die Drehbuchautorin und Regisseurin Aelrun Goette (Deutscher Filmpreis für „Die Kinder sind tot", Grimme Preis für „Unter dem Eis" und „Keine Angst") wurde in den 80er Jahren selbst auf der Straße in Ostberlin als „Mannequin" entdeckt. Sie modelte für den VHB Exquisit und stand für die Sibylle vor der Kamera. „In einem Land, das es nicht mehr gibt" basiert so auf ihrem Leben und weiteren wahren Begebenheiten. Dabei schockiert, wie ein falsches Buch zu einem „asozialen Subjekt" macht und Lebenspläne zerstört. Gut nachfühlbar dabei die kleine Freiheit in der subversiven Szene, wobei die brutalen Einschläge der Stasi dadurch umso mehr schmerzen. Das ist alles hervorragend inszeniert und sehr gut gespielt, allerdings mit der Stasi-Geschichte nur kurz angerissen. Auch schade um die anderen Figuren, die zu ebenfalls kurz kommen.