28.7.21

Die Adern der Welt


BRD, Mongolei 2019 (Veins of the World) Regie: Byambasuren Davaa, mit Bat-Ireedui Batmunkh, Enerel Tumen, Yalalt Namsrai, 95 Min. FSK ab 0

Die mongolische Filmemacherin Byambasuren Davaa ist nach „Die Geschichte vom weinenden Kamel", „Die Höhle des gelben Hundes" und „Das Lied von den zwei Pferden" für ihre rührenden Geschichten in betörenden Bildern vor authentischem Hintergrund bei deutschen Sendern und Kinos beliebt. Diesmal will der 12-jährige Halbwaise Amra bei einem populären Casting mitmachen, während der universale Kampf der Menschen gegen die Ausbeutung ihres Bodens durch mächtige Konzerne auch das traditionelle Leben auf der Steppe bedroht. Ausgezeichnet geschriebenes, gespieltes und fotografiertes Weltkino mit deutlicher Botschaft für Jugendliche und Erwachsene.

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BRD, NL 2020 Regie: Franka Potente, mit Jake McLaughlin, Kathy Bates, Aisling Franciosi 100 Min. FSK ab 12

Wie aus der Zeit gefallen, skatet Marvin Hacks (McLaughlin) auf seinem Longboard nach Hause. Cool, freundlich, lächelnd, mit unmodischer Undercut-Frisur, vielen Tattoos und Pferdeschwanz. Der Trainingsanzug von der Inhaftierung passt nicht mehr zum erwachsenen Mann. „Ankommen" wird er zuhause vorerst nicht, denn nach einer Gewalttat und Haft von 17 Jahren beginnt die Bestrafung der lokalen Gemeinschaft erst jetzt. Während Marvin seiner schwerkranken Mutter Bernadette (Kathy Bates) beim Kartenspielen, Saufen und Rauchen Gesellschaft leistet, will ein Haufen gewaltbereiter Idioten vom Flintow-Clan Rache. Nur die junge Delta Flintow (Aisling Franciosi), deren Großmutter umgebracht wurde, weiß nicht, wie sie sich zum heimgekehrten Ex-Häftling verhalten soll.

Franka Potente, die international bekannte Schauspielerin von „Lola rennt" und „Die Bourne Verschwörung", hat diese wunderbar stille Geschichte erstaunlich sicher und exzellent für ihr Langfilm-Debüt geschrieben und inszeniert. Die grandiose Kathy Bates macht als rau-herzliche Mutter ebenso Eindruck wie das resolute Auftreten der von Aisling Franciosi gespielten Enkelin des Opfers. Kameramann Frank Griebe („Babylon Berlin", „Cloud Atlas"), der viele herausragende deutsche Filme gestaltet hat, sorgt für glaubhafte Bilder eines familiär vertrauten, aber auch gefährlichen Milieus in den USA.

27.7.21

Old


USA 2021 Regie: M. Night Shyamalan, mit Gael Garcia Bernal, Vicky Krieps, Rufus Sewell, Alex Wolff, Thomasin McKenzie, 109 Min. FSK ab 16

„Gestern waren wir noch Kinder" – dieser sonst einfach sentimentale Satz wird im neuen Mystery-Thriller von M. Night Shyamalan („The Sixth Sense", „Split") zur bitteren Schlussnote einer fantastischen Begebenheit. Es beginnt mit einem überraschend traumhaften Urlaub für die Eltern Guy und Prisca (Gael García Bernal, Vicky Krieps) mit ihren beiden Kindern Trend und Maddox. Nicht nur ist das Resort atemberaubend luxuriös, schon die Begrüßung macht große und kleine Gäste zu Königen. Trotzdem sind die Probleme des Paares unübersehbar: Die schwere Krankheit Priscas soll den Kindern nach dem Urlaub bekanntgegeben werden. Eine Affäre ist nicht vergessen. Aber erst lädt der Resort-Chef die Familie zu einem besonders abgelegenen Strand ein.

Zwar sind die vier nicht die Einzigen, die im Bus zur einsamen Bucht gebracht werden, doch sie lohnt sich. Bis man sich zusammen über den abseitigen Rapper namens Mid-Sized Sedan (Aaron Pierre) mit seiner blutenden Nase wundert. Und dann treibt auch schon eine Leiche um die Ecke. Die Kinder sind derweil in ein paar Minuten so gealtert, dass ihre Eltern sie nicht wiedererkennen. Unerklärliches folgt Schlag auf Schlag, bis die Gruppe erkennt, dass während jeder Stunde in dieser Bucht zwei Lebensjahre vergehen. Das Ende des Tages bedeutet für die Erwachsenen den Tod. Selbstverständlich ist der Zugang zum Strand versperrt: Nicht physikalisch, aber jeder der durch die Felsen heraus will, findet sich mit verwirrten Kopf wieder am Strand zurück. Die Wellen sind bedrohlich hoch.

Leben im dramatischen Zeitraffer ist ein reizvolles Film-Experiment, zu dem M. Night Shyamalan witzigerweise persönlich seine Figuren in einem Cameo in die Bucht fährt. Der Chirurg unter den Eingebuchten vollbringt eine Tumoroperation am Strand, wobei sich die Wunde wie bei Superhelden von selbst verschließt. Andere Krankheiten werden wundersam geheilt oder beschleunigt, in dieser seltsamen Variante von Fantasy Island.

M. Night Shyamalan ist berühmt-berüchtigt für seine Schluss-Szenen, die alles auf den Kopf stellen – siehe „Ich sehe tote Menschen" in „The Sixth Sense". Bei der unglaublichen Geschichte „Old", basierend auf der Graphic Novel „Sandcastle" von Pierre-Oscar Lévy und Frederick Peeters, fällt diese typische Shyamalan-Auflösung banal und wenig originell aus. Zynische Machenschaften werden wie ein Beipackzettel zum Film angehängt, nachdem das Rätsel dieses Ortes gelöst ist.

Das trübt aber kaum das Vergnügen am Strandtag mit reizvollen Darstellern. Gael García Bernal („Amores Perros", „Die Reise des jungen Che", „Mozart in the Jungle") ist als hervorragend gesetzt, auch wenn seine Rolle diesmal eine stille ist. Vicky Krieps („Das Boot"), das Gesicht für Seltsames schon als Assistentin von Daniel Day Lewis' Modezar in „Der seidene Faden", hat die aktivere Rolle der Mutter. „Im Alter" wird das zerstrittene Paar dann rührend komisch: Seine Augen verlieren ihre Kraft und sie hört nur noch schlecht. Aber auch Drama gibt es genug in „Old", denn der Wahnsinn greift immer mehr um sich. Zwar bleiben kleine Messerstiche letztlich harmlos, doch kenntnisreiche Nuancen erweisen sich als wirkungsvoll.

Das muss man auch zur Filmkunst von M. Night Shyamalan sagen, der aus der außerordentlichen Erscheinung einer schnellalternden Bucht kein weltbewegendes Ereignis macht. Aber mit gutem Schauspiel und spannender Kamera (immer dicht an den Figuren dran) hält er auch uns an diesem Strand gefangen.

Wer wir sind und wer wir waren


Großbritannien 2019 (Hope Gap) Regie: William Nicholson, mit Annette Bening, Bill Nighy, Josh O'Connor 101 Min. FSK ab 6

Kurz vor dem 29. Hochzeitstag verlässt Edward (Bill Nighy) seine Frau Grace (Annette Bening), während sie zum Gottesdienst ist. Erklären soll es ihr der arme Sohn Jamie (Josh O'Connor), der monatelang nicht zuhause war und nun zwischen den Fronten hängt. Der militärische Begriff ist passend, denn während sie beim intellektuellen Pärchen die Poesie vertritt, ist er als Historiker vom Rückzug Napoleons aus Russland begeistert: Die eigenen Soldaten ließ man nackt erfrieren. „Niemand blickte zurück." So rücksichtslos praktiziert auch Edward seinen Rückzug. Allerdings kann man ihn verstehen. Nicht die Kleinigkeiten des Alltags, das Nebeneinander mit Gezänk schrecken ab. Graces rechthaberische Diktatur, die Provokationen, damit er endlich Emotionen zeigt, sind so schwer erträglich, wie die nervige Gläubigkeit. Nach der Trennung ist sie exzessiv in ihrem Leiden: „Er ermordet mich, indem er mich verlässt!" Jamie besucht sie nun jedes Wochenende und soll vermitteln. Dabei hat er selber genug Probleme.

Das Drama spielt sich mit tollen Schauspielern und ruhiger Inszenierung zwischen Spaziergängen an die weißen Klippen von Dover ab. Es basiert auf dem Theaterstück „The Retreat from Moscow" aus dem Jahr 1999. „War wir sind und wer wir waren" erlaubt eine konzentrierte Beobachtung der drei Personen. Eine Handvoll literarischer Zitate werden eingestreut, allerdings sind das die einzigen Pointen, wenn man sie so bezeichnen will. Das ist ermüdend auch für das Publikum. Aus diesem Haus will man tatsächlich ganz schnell weg.

Cash Truck (2021)


USA, Großbritannien 2021 (Wrath of Man) Regie: Guy Ritchie, mit Jason Statham, Scott Eastwood, Jeffrey Donovan, 119 Min. FSK ab 16

Schon die erste Perspektive des Geldtransporter-Überfalls, mit einer Einstellung nur von innen gefilmt, ist mit deftigem Bass im Ton und Bild packend. Es werden andere Ansichten der gleichen mörderischen Szene folgen, die der Film nach und nach frei gibt. Derweil fragen wir uns, mit welcher Motivation der offensichtlich überqualifizierte Wachmann „H" (Jason Statham) bei der Geldtransport-Firma anheuert. Und den Job so gut macht, dass es irgendwann reicht, sein Gesicht zu zeigen, um schwer bewaffnete Räuber zu verjagen.

Action-Brutalo Jason Statham („The Transporter") und Regisseur Guy Ritchie („RocknRolla", „The Man from U.N.C.L.E.", „King Arthur") machten schon mit „Lock, Stock and Two Smoking Barrels" (Bube Dame König grAS, 1998), „Snatch" (2000) und „Revolver (2005) gemeinsam Eindruck. Der neue Rache-Thriller „Cash Truck" (Geldtransporter) zeigt beide in überraschend guter Form. Das Remake des französischen Films „Le Convoyeur" ist raffiniert in der Montage von Perspektiven und Rückblenden; spannend nicht nur in der stark und professionell inszenierten Action, sondern auch im Rätsel um die Hauptfigur „H". Dabei verzichtet der Ex-Mann von Madonna auf seinen üblichen Stil voller Gimmicks und Manierismen. Die Stimmung machen düsterer Soundtrack, schwarze Klamotten und ein diesmal wirklich ernster Blick bei Statham. Dessen Rolle hat wesentlich mehr Substanz als sein üblicher Miet-Chauffeur. Zum Finale um den Pokal des Gnadenlosesten tritt ein erstaunlich guter Scott Eastwood („Fast & Furious 8", „Pacific Rim: Uprising", „Overdrive") immer mehr aus dem großartigen Ensemble (unter anderem Josh Hartnett und Eddie Marsan) hervor: Nicht zufällig erinnert seine Besetzung an die Brutalo-Rollen von Papa Clint Eastwood in Don Siegels „Dirty Harry"-Filmen.

16.7.21

Roamers - Follow Your Likes


BRD 2019 Regie: Lena Leonhardt, 101 Min. FSK ab 16

Lena Leonhardt („Hundesoldaten") stellt in ihrem Dokumentarfilm „digitale Nomaden" vor, die eine neue Lebensform ausprobieren und im Internet propagieren: Der kurzzeitig sehr populäre palästinensische Video-Blogger Nusir Yassin erklärt in einer dieser so unglaublich motivierenden Reden im Rahmen von „TED Talks", weshalb er seinen lukrativen Job aufgab, um fortan jeden Tag „fantastisch" zu leben. Am Ende von „Roamers" ist der Enthusiasmus verflogen, Yassin ist mit Partnerin Alyne Tamir und Team wurden zu Sklaven ihrer erzielten Seiten-Klicks. Die junge Top-Managerin Jonna ist nach einer Trennung dabei, alleine mit ihrem Hund die Welt zu umsegeln. Das Pärchen Kim und Paolo produziert selbst Pornos mit den Drehbüchern ihrer Fans und Kunden. Der Immobilienmakler Matt Bowles ist weiterhin Immobilienmakler, nur jetzt online. Er betont aber in seinem Podcast, dass er nun immer am Strand lebt. 

Zwar wirkt „Roamers" am Anfang wie die Kinoversion kurzer Influencer-Clips aus dem Internet, doch zunehmend blickt Lena Leonhardt hinter die Kulissen der Digitale Nomaden. Was bedeutet es, finanziell von sehr flüchtiger Anteilnahme des weltweiten Netzes abhängig zu sein? Wie funktioniert das losgelöste Leben? So wird das Thema Familie und Kinder quer durch die Protagonisten abgehandelt. Die individuellen Geschichten bekommen so Ecken und Kanten, die gescheiterte Ehe oder Beziehung ist oft Auslöser für das Losreisen. Die Krisen auf diesen Trips bekommen wir ebenfalls zu sehen, selbst wenn es nur die Krise ist, dass der jeweilige Beitrag zu wenig Klicks bekommt. Auch wenn die Doku distanziert das erotische Treiben von Kim und Paolo zeigt, die sich mitten in der scheinbaren Ekstase alle paar Sekunden für Klicks bedanken, relativiert das den Hype um die neue Freiheit.

15.7.21

Die Vergesslichkeit der Eichhörnchen


BRD 2020 Regie: Nadine Heinze, Marc Dietschreit, mit Emilia Schüle, Günther Maria Halmer, Fabian Hinrichs, Anna Stieblich, 109 Min. FSK ab 12

Nie waren sie so wertvoll wie heute, die Pflegekräfte aus dem Osten Europas. Trotzdem wird die ukrainische Marija (Emilia Schüle), die den an Demenz erkrankten Curt (Günther Maria Halmer) in Deutschland pflegen soll, wie eine Dienstmagd aus dem letzten Jahrhundert behandelt. „Die Vergesslichkeit der Eichhörnchen" ist ein recht holperiges Drama. Vor allem Curts Tochter Almut (Anna Stieblich) gibt das Abziehbild des hässlichen Herren-Menschen, wenn sie ihre Anordnungen und Regeln verkündet. Sie hat keinerlei Interesse am Menschen Marija, die Geld für den kleinen Sohn zuhause verdienen muss. Und führt ein hartes Regime mit Curt, sodass sich die junge Pflegerin immer mehr auf seine Seite schlägt. Ein vorsichtiger Hinweis auf mögliche Diabetes lässt die Situation eskalieren, Almut verunglücken und die alten Regeln fallen. Marija wird von Curt als seine ehemalige Frau Marianne angesehen. Mit dieser Illusion wird die Pflege zum gemeinsamen Urlaub. Bis Curts verschrobener Sohn Philipp (Fabian Hinrichs) auftaucht und dreist bis gewalttätig alle Grenzen Marijas überschreitet.

Demenz und Pflege sind hochaktuelle sowie schwierige Themen. Die Regisseure Nadine Heinze und Marc Dietschreit vereinfachen das auf ärgerliche Weise. Die Konfliktlinien sind überdeutlich gezeichnet, wenn zum Beispiel die vegetarische Germanistin im Haus des passionierten Jägers Curt ankommt. Dazu bei scheinheiligem christlichem Mitleid der besserwisserische Hinweis auf die Mülltrennung „bei uns". Doch gemacht wird damit schließlich nichts. Dafür unglaubwürdig einseitige Figuren und kaum Entwicklung. Während Emilia Schüle wenigstens Mitleid hervorruft, kann Günther Maria Halmer seine Rolle nicht interessant gestalten.

Die Olchis - Wilkommen in Schmuddelfing


BRD 2020 Regie: Jens Møller, Toby Genkel 86 Min. FSK ab 0

Grüne Helden von der Müllhalde sorgen in diesem Kinder-Zeichentrick mal für andere Figuren und verrücktere Stimmung: Die Olchi-Familie findet in einer großen, stinkenden Müllhalde ihr neues Zuhause. Doch das Örtchen Schmuddelfing will diesen Schandfleck nicht. So müssen der elfjährige Max gemeinsam mit dem genial-verrückten Professor Brausewein und dessen Nichte Lotta die nette Familie vor einer nutzlosen Immobilien-Investition retten. Dass die Olchis von Abfällen, alten Batterien, geriebenen Altreifen und anderen Fiesigkeiten leben, macht den Spaß dieser sympathischen Animation von Jens Møller („Lego Star Wars", „Mullewapp") und Toby Genkel („Yakari – Der Kinofilm", „Ooops! Die Arche ist weg…") aus.

Spirit - Frei und ungezähmt


USA 2021 (Spirit untamed) Regie: Elaine Bogan 88 Min. FSK ab 0

Der Mädchen-Zeichentrick um das Pferd „Spirit" ist außergewöhnlich erfolgreich, mit dem ersten Kinofilm „Der wilde Mustang" und im TV mit „Spirit: Wild und frei". Die Doppel-Emanzipation von wildem Mädchen und freiem Pferd geht mit der jungen Lucky weiter: Es gibt Emotionen, wenn zum Auftakt in Tradition von Disneys Waisen-Prinzessinnen die Mutter stirbt. An der Ostküste benimmt sich Lucky zu wild für den reichen Opa, der in der Politik Karriere machen will. So geht es mit Tante Cora zu Papa Jim ins Prärie-Städtchen. Mit neuen Freundinnen wiederholt sich das Schema der Serie, wenn mühsam das Vertrauen des wilden Mustangs gewonnen werden muss und darauf abenteuerlich gegen Tierquälerei gekämpft wird. Diese Geschichte ist bei professioneller Animation wenig originell.

13.7.21

Minari - Wo wir Wurzeln schlagen


USA 2020 (Minari) Regie: Lee Isaac Chung, mit Steven Yeun, Alan Kim, Ye-Ri Han, 116 Min. FSK ab 6

Wie eine Familie koreanischer Herkunft 1983 versucht, im ländlichen Arkansas Wurzeln zu schlagen, wirkt nur auf den ersten Blick wie eine einfache, bekannte Geschichte. Regisseur und Drehbuch-Autor Lee Isaac Chung machte aus autobiografischen Erlebnissen einen der gefeierten Erfolgsfilme des letzten Jahres. 

Die Kinder staunen und die Frau ist sauer, als Jacob (Steven Yeun) ihnen einen großen Wohnwagen mitten auf einsamer Wiese als neues Heim präsentiert. Sie kommen aus Los Angeles in die Provinz. Schon dort arbeiteten die Eltern Jacob und Monica (Yeri Han) in einer Geflügelfarm, um das Geschlecht von Küken zu bestimmen. Dunkler Rauch aus einem Schlot macht nebenbei das Schicksal der unproduktiven Männlein klar. Während Jacob sensationell rasant das Geschlecht der kleinen gelben Wollknäuel erkennen kann, war Monica für LA zu langsam. Hier in Arkansas reicht es, wie eine ebenfalls koreanische Kollegin meint.

Doch es geht nicht nur um ein besseres Leben durch mehr Gehalt. Zumindest Jacob träumt von mehr als einem Garten: Er will aus der Wiese eine Farm für koreanisches Gemüse machen, um das sich die vielen Einwanderer reißen sollten. Weil dies wohl nicht das erste Traumschloss des Mannes ist, kriselt es deutlich in der Ehe. Dass der kleine David (Alan Kim) schwere gesundheitliche Probleme hat, ahnt man schnell beim dauernden Rufen „Renn nicht!" Zudem stehen unterschiedliche Ansichten über Familie und Religion zwischen dem Paar.

Der Deal, dass Jacob seine Farm bekommt, wenn die Schwiegermutter als Babysitter aus Korea anreisen darf, bringt mit der schlagfertigen und lebenslustigen Großmutter Soon-ja (Yuh-Jung Youn) viel Witz und später Emotionen in den Film. Denn sie ist so gar nicht Oma, zockt lieber Karten mit den beiden Enkeln oder begeistert sich für Wrestling-Shows im Fernsehen. Tragikomisch wird sie immer wieder das Familienleben auf den Kopf stellen.

Großartig auch die Nebenrolle Bill Paxtons, der als unerlässlicher Helfer Jacobs die Farm am Laufen hält, aber auch als extremistischer Christ mit dauernden Gebeten und Teufelsaustreibungen für Kopfschütteln sorgt. Vor allem, wie er jeden Sonntag ein großes Kreuz über die staubigen Straßen schleift, ist die Krönung einer religiös verbrämten Gesellschaft, auch bei den koreanischen Einwanderern. Regisseur Lee Isaac Chung kennt dieses Milieu aus der eigenen Kindheit unter Immigranten in Arkansas. Der Witz in diesem scheinbar sozialen Drama von Chung liegt darin, dass die koreanische Familie deutlich die Siedlergeschichten Nord-Amerikas wiederholt. Ein Stück Land zu eigen machen, einen Brunnen graben, sähen, pflanzen, ernten, das Glück finden. Dabei wird – ironischerweise zu Zeiten des Cowboy-Darstellers und Präsidenten Ronald Reagan – die Siedlungsrichtung „Go West" umgekehrt: Aus dem Westen kommen die Koreaner in Kalifornien an, nach Osten geht es weiter.

„Minari" begeistert mit genauer Zeichnung und viel Sympathie für die Figuren. So kommen einem die Fremden in einer fremden Welt sehr nahe und berühren tief. Grandios wird diese Suche nach dem Glück vor allem von „Walking Dead"-Star Steven Yeun („Burning") als engagiertem Familienvater Jacob verkörpert. Im Breitwandformat von Kameramann Lachlan Milne lässt sich die Sehnsucht nach freiem Land intensiv mitfühlen. Die koreanische Schauspielerin Yuh-Jung Youn erhielt bei der Oscar-Verleihung die Auszeichnung als „Beste Nebendarstellerin". „Minari" selbst wurde dieses Jahr mit einem Golden Globe in der Kategorie „Bester fremdsprachiger Film" ausgezeichnet. Außerdem gewann der von Brad Pitt koproduzierte Film beim Sundance Film Festival 2020 sowohl den Großen Preis der Jury, als auch den Publikumspreis.

Nebenan


BRD 2021 Regie: Daniel Brühl, mit Daniel Brühl, Peter Kurth, Rike Eckermann, Aenne Schwarz, 94 Min. FSK ab 12

Das Fenster zum gentrifizierten Hof

„Sie wohnen in meinem Haus..." „Ich bin schon länger da!" Ein scheinbar zufälliges und belangloses Gespräch in der Berliner Eckkneipe „Zur Brust" sagt viel über Wohn- und Machtverhältnisse in Prenzlauer Berg. Dass sich letztere in „Nebenan" öfters ändern, macht unter anderem viel vom Reiz des Kammerspiel-Duells aus. Schauspielstar Daniel Brühl inszeniert sich in seiner ersten Regie selbst als Schauspielstar Daniel Brühl. Schriftsteller Daniel Kehlmann („Die Vermessung der Welt", „Ich und Kaminski", „Ruhm") veredelte das Drehbuch.
Etwas nervös, aber doch sehr routiniert bricht der Schauspielstar Daniel (Brühl) zum Flug nach London auf. Eine neue Rolle in einer erfolgreichen Comic-Serie wartet auf ihn. Zur Routine gehört der Kaffee in einer Viertelkneipe. Dort sitzt Bruno (Peter Kurth), einer der übersehenen Stammgäste im noch nicht veredelten Milieu. Bruno jedoch, das stellt sich in einem langsam, aber sicher eskalierenden Schlagabtausch heraus, weiß eine Menge Privates über die Berühmtheit, dessen untreuer Frau und die nicht ganz zuverlässige Haushälterin. Wie der ehemalige Stasi-Mitarbeiter von Daniels schicker Vorderhaus-Appartement in Hinterhaus gelangte, ist bittere deutsch-deutsche Geschichte. Wie der arbeitslose Wende-Verlierer die Oberhand beim millionenschweren Star gewinnt, ist fies, kriminell und höchst spannend anzusehen.
Peter Kurth als der neidische Nachbar von Daniel, ist der eigentliche Hauptdarsteller und hätte bei der Berlinale einen guten, alten Darstellerpreis verdient. Daniel Brühl inszeniert sich selbst mit herrlich viel Ironie als Action-Witzfigur mit Kutte, als eitler, egozentrischer Erfolgsmensch, der für seine Umgebung blind geworden ist. Doch - vielleicht zum Glück – passt jemand im Hoffenster zum Hinterhaus auf.

12.7.21

Fast & Furious 9


USA 2021 Regie: Justin Lin, mit Vin Diesel, Michelle Rodriguez, Charlize Theron, Helen Mirren 145 Min. FSK ab 12

„Wir waren bisher auf verrückten Missionen rund um die Welt, haben gemacht, was jeder als nahezu unmöglich bezeichnet. Und ich hab nicht mal eine Narbe, obwohl ich in meiner Jacke ein Einschussloch hab." Diese „Erkenntnis" einer der Action-Figuren von noch einer „Fast & Furious"-Fortsetzung, der vierten von Regisseur Justin Lin, sagt alles über die Mischung aus James Bond und Roadrunner. Weltweite Action, ohne dass irgendetwas oder irgendjemandem etwas passiert. Oldtimer Dom Toretto (Vin Diesel) jagt diesmal als Macguffin irgendwas, was einen Todesstern steuert. Und die Gespenster seiner Familienvergangenheit in Form des lange verschwundenen Bruders Jakob (John Cena). Da beide Darsteller auf gröbere Mimik spezialisiert sind und auch echte Stars wie Charlize Theron oder Helen Mirren sich unter Wert verkaufen, bleibt nur die Raser-Action übrig. Dazu viele melodramatische Rückblenden in die ungestümen Jugend-Jahre der Familie Toretto. Mit dem, was Raser so in Familienkreisen machen: Rasen, den Vater in die Luft jagen und Rache suchen. Während diese Rückspiegel-Dramatik gerne Material besserer Filme ist, bremst es hier nur die Hauptsache aus. „Fast & Furious 9" ist rund um Dom Toretto ein hirnloses Action-Tourette mit sinnlosen Raserei-Ausbrüchen. Egal ob im Dschungel oder in Großstädten, die übergangslos zu Wüstenlandschaften werden, übermotorisierte Blechkisten rasen hintereinander her und Leute mit zu vielen Muskeln schlagen aufeinander ein. Das meiste ist unmöglich – in mehr als einer Bedeutung. Dass es dabei von Köln (sic!) aus ins Weltall geht (siehe „James Bond - Moonraker") wirkt eher verzweifelt und absurd als originell und gelungen.

6.7.21

Sommer 85


Frankreich 2020 (Ete 85) Regie: François Ozon, mit Félix Lefebvre, Benjamin Voisin, Valeria Bruni-Tedeschi 100 Min. FSK ab 12
 
Wie ein junger Gott rauscht David (Benjamin Voisin) mit seiner Segeljolle heran, um den gekenterten 16-jährigen Alexis (Félix Lefebvre) vor dem Sturm zu retten. Der Gefühlssturm, den diese Begegnung beim Suchenden auslöst, ist allerdings zu groß. Vom selbstsicheren Hedonisten („Einer, der bezaubert") und dessen wirrer Mutter verführt, wird die Sommer- und Jugendliebe zum Drama. Was die tragische Tat eigentlich ist, bleibt eine Weile rätselhaft. Selbst wenn Alexis vorher von „der Geschichte einer Leiche" geredet hat. Die schöne, schwule Liebesgeschichte hat Besorgniserregendes wie Aids bewusst draußen gelassen. Auch wenn jemand stirbt, ist „Sommer 85" vor allem bestimmt von pubertärer Übertreibung der Leidenschaften. Und selbstverständlich rettet sich bei einem kreativen Genie wie Ozon („Swimming Pool", „Unter dem Sand"), der das Drehbuch mit 18 Jahren verfasste, auch die Figur mit einem Akt der Kreativität.


Und täglich grüßt die Liebe


Australien 2021 (Long Story Short) Regie: Josh Lawson, mit Rafe Spall, Zahra Newman, Ronny Chieng 94 Min. FSK ab 6

„Und täglich grüßt das Murmeltier" ... mal andersrum: Als Teddy (Rafe Spall) am Morgen nach seiner Hochzeit erwacht, ist seine Frau Leanne (Zahra Newman) bereits hochschwanger und das erste Ehejahr schon vergangen. Auch weiterhin vergehen für ihn die Jahre im Fluge. Von dem Leben dazwischen bekommt er nur die Beschwerden seiner Frau mit, dass er nie Zeit hätte und alles aufschieben würde. Der australische Film ist schwer konstruiert und macht es schwer, in die Geschichte zu kommen, weil auch wir die Probleme, von denen Teddy nur hört, nicht erleben. Er kapiert es nicht und wir haben wenig Spaß mit dieser schon in der Grundidee nicht funktionierenden romantischen Komödie. Was wir schnell schmerzlich lernen, ist keine Zeit – mit so etwas – zu verschwenden.

Die Croods - Alles auf Anfang


USA 2020 (The Croods - A New Age) Regie: Joel Crawford 95 Min. FSK ab 0

Tablets hatten die „Flintstones" noch nicht. Doch moderne Dinge in eine alberne Steinzeit-Umgebung zu versetzen, ist genau der Humor von „Die Croods". Nach dem Auftakt 2013 gibt es jetzt neue Abenteuer um die Familien-Bande sowie Scherze um den kleinen Unterschied zwischen Höhlen- und modernen Menschen. Die tierisch chaotische Truppe um Familienoberhaupt Grug macht sich auf den Weg, ein neues und vor allem sicheres Zuhause zu finden. Das vermeintliche knallbunte Paradies hinter hoher Palisade erweist sich als problematisch, denn die Familie Hope und Phil Bessermann entwickelten eine sehr egozentrisch selbstlose Philosophie. Das Besserwissertum klingt vertraut, genau wie die neue Erfindung „Fenster", von der sich Grugs Sohn nicht mehr lösen kann. Als bissige Paviane aus Wut über trockengelegte Bananen-Zufuhr die Familien-Oberhäupter entführen, will er auf Rettungs-Tour nur durch ein tragbares „Fenster" die Welt sehen. Neanderthaler mit Smartphones vor der Nase sind eine Weile komisch, doch die Animation „Croods" sorgt zuverlässig für Spaß-Nachschub. Überkandidelt wie die Früchte der Bessermanns sind auch die irren Scherze und die wilden Zeichnungen. Dabei ist die doppelt verdrehte Idee, die Cave-Men (Höhlenmenschen) tatsächlich in eine sehr trendige „Man cave" zu versetzen, besser als das übliche Duell zwischen Hirn und Faust darin. Bei diesem Zeichentrick für Erwachsene auf Soft-Drogen ist nicht immer klar, worum es geht, aber im Detail alles immer wieder sehr verrückt und lustig.

Bad Luck Banging or Loony Porn


Rumänien, Luxemburg, Kroatien, Tschechien 2021 Regie: Radu Jude, mit Katia Pascariu, Claudia Ieremia, Olimpia Mălai 106 Min. FSK ab 18

Die paar Minuten Heim-Porno zum Anfang von „Bad Luck Banging or Loony Porn" wirkten während der Berlinale wie der übliche Skandalfilm, den jedes Festival gerne hat. Doch die Nackt-Aufnahmen der Lehrerin Emi und ihres Mannes sollen vor allem zeigen, wie harmlos die privaten Stellungen des Paares waren und wie krass im Gegensatz der Aufschrei ist, als das Video irgendwie ins Internet gerät und viral geht. So zeigt der erste Teil des Films Emi in Bukarest beim Telefonieren in konstanter Bewegung. Es gilt zu erfahren, wie das Material vom reparierten Computer in fremde Hände geriet, und es gilt, die Schule zu beschwichtigen. Nebenbei zeigen die quasi dokumentarischen Hintergründe mit vielen mäßig maskierten Menschen eine extrem rücksichtslose und rüde Gesellschaft. Teil zwei unterbricht dieses reizvolle Zeitdokument mit einer Reihe von filmischen Lexikoneinträgen zu allen möglichen Themen, bevor im Finale ein Eltern-Tribunal mit karnevalesken Masken über Emi zu Gericht sitzt. Auch hier wird bei viel Scheinheiligkeit und Naivität in Sachen Internet der Gesellschaft ein Spiegel vorgehalten.

„Bad Luck Banging or Loony Porn" ist eindeutig ein mal surreales, mal dokumentarisches Triptychon zur gesellschaftlichen Lage Rumäniens heute. Vorher hatte Regisseur Radu Jude mit „Aferim!" und „Scarred Hearts – Vernarbte Herzen" richtig gute (historische) Filme gemacht. An diese international gefeierten Meisterwerke reicht der sichtbar unter Corona-Bedingungen entstandene, kleine Film nicht heran.

Black Widow


USA 2020 Regie: Cate Shortland, mit Scarlett Johansson, Florence Pugh, Rachel Weisz, David Harbour, Ray Winstone 134 Min. FSK ab 12

Eine Leiche aus der Mottenkiste von Marvels Action-Figürchen bekommt endlich ihren eigenen Film. Die mittlerweile auch in der Avengers-Reihe verstorbene Natasha Romanoff (Scarlett Johansson) erlebt im lange angekündigten und verzögerten „Black Widow" Kindheit und Ursprünge, um dann mit einer uneigentlichen Schwester etwas albern Bond zu spielen. Mit viel Frauen-Power produzierte das Marvel-Fließband wenig Überraschendes.

Die Geschichte der Black Widow genannten Comic-Figur Natasha Romanoff mit unzähligen Episoden in Print und Film nachzuerzählen, erforderte viele Seiten. Von den wahren Eltern geraubt, lebte sie schon als Kind in einer Schein-Familie zwischen den Spionage-Fronten des Kalten Krieges. Dann die Ausbildung zur Super-Agentin in der post-sowjetischen Geheimorganisation Red Room und das Überlaufen in die USA. Mit und gegen die Überhelden-Figur Iron Man dann noch ein paar Wechsel der Seiten (KGB, S.H.I.E.L.D., Avengers) und kompliziertes Liebesleben: Captain America, Winter Soldier, Hawkeye und Daredevil (Thor) sind unter anderem Partner. Also reichlich Material für ein Bio-Pic, könnte man meinen. Allerdings beweist „Black Widow" vor allem, dass Marvel mit Frauen nicht viel anfangen kann.

Die australische Regisseurin Cate Shortland gestaltet den Anfang spannend: Das Familienleben mit Mama (Rachel Weisz) und Papa (David Harbour) im beschaulichen Ohio wird brüsk beendet, weil er als Spion aufgeflogen ist und sofort nach Kuba fliehen muss. Das Reizvolle dabei: Eine kurze Szene zwischen Mutter und Tochter, ein Blick, die Worte „Es tut mir leid" zeigen, dass Natasha durchaus wusste, welche Rolle sie spielte. Im Gegensatz zur jüngeren Schwester Yelena. Die bekommt als erwachsene Agentin (Florence Pugh) die nächste Action-Szene im Stile von Bond mit Scharfschützinnen und viel Rennerei. Dabei sorgt ein rotes Pulver dafür, dass die Gehirnwäsche des Red Rooms aufgelöst wird. Yelena Belova ist keine Killer-Maschine mehr und flüchtet vor der eigenen Organisation. Selbstverständlich bringt sie dabei der Zufall mit der entfremdeten Schwester Natasha (Scarlett Johansson) zusammen. Nun wollen sie am Zerstörer ihrer Kindheit, dem Agenten-Boss Dreykov (Ray Winstone), Rache nehmen.

Die typisch amerikanische Jugend der Spion-Tochter und der Drill zur seelenlosen Agentin, in einer Montage verglichen mit Schweine-Zucht, weckt Hoffnungen auf Action mit psychologischem Tiefgang. Doch wenn Natasha und Yelena nach vertrauter Schnitzel-Jagd mit Bond-Episoden rund um den Globus wieder mit Mama Melina und Papa Alexei am Tisch sitzen, fehlt es der Familienzusammenführung an Gefühlen. Es ist zwar haarsträubend, was man den beiden Mädchen angetan hat, aber nun machen alle auf TV-Comedy. Der russische Superheld The Red Guardian geriet zur Witzfigur, Melina experimentiert mit Gedankenkontrolle an niedlichen Hausschweinen. Sind wir hier in eine der skurrilen Folgen des Marvel-Ablegers „WandaVision" geraten? Aber die rettende Action lässt nicht lange auf sich warten. Schade nur, dass bei recht flotter Inszenierung selbst die Verfolgungsjagden mit Kabbeleien der Schwestern lachhaft gemacht werden. Florence Pugh („Little Women", „Midsommar") gibt als Yelena Belova den komischen Action-Sidekick, der dauernd über Natashas alberne Kampf-Gesten und ihre Beziehungen zu Göttern lästert.

So geriet das Solo der beliebten Figur „Black Widow" bei der großartigen Regisseurin fürs Menschliche Cate Shortland („Berlin Syndrom", „Lore") zur belanglosen Bond-Imitation. In vielen Kategorien mehr als gut besetzt und produziert, ist das noch ansehnlich. Größere Erwartungen müssen allerdings enttäuscht werden.

*****

„Black Widow" startet Donnerstag bundesweit in den Kinos und Freitag auf Disneys Streaming-Kanal. Also nicht exklusiv zur Premieren-Auswertung für die Filmtheater. Dass viele Kinos den Film nicht zeigen, ist nicht nur ein Protest gegen den historischen Tabubruch in der bewährten Verwertungs-Kette. Auch die Verhandlungsführung sorgt für Kritik: „The Walt Disney Company stellt uns Kinobetreiber vor neue Vertragsbedingungen, die wir so nicht akzeptieren können. Diese Bedingungen sind nicht das Resultat von Verhandlungen, sondern sie erfolgen seitens Disney als Diktat", meint Benjamin Riedel, Assistent der Geschäftsführung des Dürener Lumen. Dieser Protest wird an der Grenze zu den Niederlanden und Belgien allerdings aufgeweicht, weil dort die großen Kinos alle „Black Widow" zeigen. Auch das Corso in Hückelhoven beteiligt sich nicht.