24.5.12
Cannes 2012 Post Tenebras Lux, Carlos Reygadas
Ein leuchtend roter, mexikanischer Teufel trat etwa bei Carlos Reygadas' „Post Tenebras Lux" auf die Leinwand. Pures Licht. Pures Böse? Mit seinen eigenen, kleinen Kindern (und koproduziert von der Kölner Match Factory) erzählt der Mexikaner („Japon", „Battalla en el cielo") von einer aufs Land geflohenen Familie. Doch ihre Probleme im Bett und mit den Gewaltausbrüchen des wohlhabenden Mannes gegenüber seinen geliebten Hunden blieben nicht in der Stadt zurück. Der Titel, das calvinistische Motto "Licht nach der Dunkelheit", könnte sich auf eine Klarheit - samt Erinnerungen aus der Kindheit - kurz vor dem Tode beziehen. Könnte aber auch das Scheitern von Entwicklung sarkastisch kommentieren. Reygadas' tarkowskische Visionen einer paradiesischer Wiesenlandschaft gehören jedenfalls zu den Höhepunkten des Festivals: Ein kleines Kind spielt minutenlang im Nebel (und in seltsamen Tilt Shift-Unschärfen) zwischen Hunden, Pferden und Kühen, die in simpler Sprache von ihm benannt werden. Dass am Ende sich genau hier ein Mörder namens Sieben (Todsünden?) den Kopf abreißen wird, nachdem unter seinem Blick riesige Tannen niederkrachten, ist eindeutig der bösen Gegenwelt zuzuordnen. Aber das Rugby-Team - nicht das teuflisch rote, das andere - in der allerletzten Szene schreit "Wir werden siegen!" Die erste, verständnislose Reaktion zeitigte die heftigste Ablehnung im Wettbewerb - immer ein gutes Zeichen für ein besonderes Werk.