Der erste Klang, wenn man sich dem momentanen Epicenter der Filmwelt
nähert, ist die Frage "Tickets please?" in einer endlos wiederholten
Mantra. Hunderte gedruckte oder selbstgemalte Schilder und flehende
Augen betteln um eine Eintrittskarte für die großen Filme des Tages.
In diesem Jahr sind iPads als Miniplakat gross im kommen. Andere
bieten ihren Gesang für eine Karte an, ein Akkordeon-Spieler
unterstützt mit einer romantischen Tonspur die Suche einer jungen
Frau: Sie wird Sie heiraten für ein Ticket. Und es klappt, die
Glückliche freut sich mit knallrotem Kopf. Das herzerweichende und
komische Amateuer-Theater steigert sich zum Abend hin, wenn es immer
mehr Smokings droht, draußen zu bleiben.
Dabei ist es die Kartenbeschaffung für die Akkreditierten in Cannes
schon nicht einfach: Wie an der Börse müssen jeden Morgen mit einem
persönlichen Punktekonto die Karten für den Tag ersteigert werden.
Gala ist am teuersten, dann geht der Preis runter in die kleineren
Säle. Wer seine Karte nicht nutzt, wird vom Computer für einen Tag
gesperrt. Dann doch lieber weitergeben. "Tickets please?" (ghj)