11.5.12

Kill me please ****

Frankreich, Belgien 2010 (Kill me please) Regie: Olias Barco mit Aurélien Recoing, Benoît Poelvoorde, Muriel Bersy, Nicolas Buysse 96 Min. FSK ab 16

Selbstbestimmt Sterben ist besonders in Deutschland ein heikles Thema. Da tut der fast anarchische, aber auf jeden Fall herrlich schwarz-humorige Umgang von „Kill me please"gut: Im winterlichen Dekor erwartet ein altes Hotel auf dem Lande seine Gäste. Die sind allerdings hier im Geiste von „Hotel California" „You can check out anytime you like, but you can never leave". Lebend jedenfalls kommen sie hier nicht raus, weil Dr. Krueger (Aurélien Recoing) seiner erlesenen Kundschaft einen schönen, selbstbestimmten Tod anbietet. In der einzigartigen Einrichtung wirkt der Todeswunsch auf den ersten Blick dekadent. Ein bekannter Regisseur (Benoît Poelvoorde) gibt vor, unheilbar krebskrank zu sein, nur um aufgenommen zu werden. Ein Intellektueller stirbt beim Sex mit einer Studentin. Dies war sein letzter Wunsch.

Der immer gefasste Anstaltsleiter Krueger, der seine Emotionen beim Joggen ausschwitzt, sieht sich als Künstler, der erst in Zukunft anerkannt wird. Er ist aber auch ehrlich begeistert, als eine Kundin einfach nach Hause will. Was sich plötzlich als schwierig erweist, weil die Dorfbevölkerung gegen das Sterben in der Klinik aufbegehrt, indem sie alle abknallen will.

Die Logik der braven Bürger ist herrlich einleuchtend im Sinne der Schildbürger: Wir wollen nicht, dass ihr euch umbringt, deswegen erledigen wir das! Das hat was vom Staat, der Selbstmord-Versuche mit der Todesstrafe belegt. Der skurril komische und dabei verblüffend kluge Film steigert die schizophrenen Situationen: Die Asthmatikerin, die eigentlich wieder leben wollte, muss außer Atem fliehen. Bei immer mehr ungeplanten Todesfällen durch Kopfschuss wird die Farce zu einem Krimi. Denn auch eine Dame von der Finanzpolizei ermittelt wegen Erbschleicherei.

Der ganze Aufstand hat was von Frankenstein, aber auch den ebenso scharfsinnigen wie -züngigen Witz von Gesellschaftssatiren wie „Clockwork Orange". „I hired a contract Killer" heißt es hier gleich mehrfach, wobei das aberwitzige Motto „Ich bin lebensmüder Star - holt mich hier raus" mit sehr sorgfältigen Personenzeichnungen (von Rapper bis zur alternden Diva) und gutem Schauspiel (u.a. Bouli Lanners und Saul Rubinek) unterfüttert ist. Auch wenn die Komödie schon sehr bitter ist, die Menschen zu Tieren wurden und der Horror ist da, bleibt „Kill me please" trotz viel Blut dank passendem Schwarzweiß gnädig. Bis zur letzten, sozial und gesamtwirtschaftlich bitteren Note.