29.3.06

In the Mix


USA 2005 (In the Mix) Regie: Ron Underwood mit Usher, Chazz Palminteri, Emmanuelle Chriqui 96 Min. FSK: ab 6
 
Der nette Schwiegervater von der Mafia ist schon so oft in Filmen vorgeführt worden, dass man sich wundert, weshalb diese ehrenwerten Familien noch immer so einen schlechten Ruf haben. In dem Star-Vehikel "In the Mix" darf der afro-amerikanische R&B-Hit Usher die Tochter des Paten umschwärmen.
 
Der Vater des beliebten DJ Darrell (Usher) wuchs als Angestellter des Paten Frank Pacelli (Chazz Palminteri) in dessen Haus auf. So kennt er Franks Tochter Dolly Pacelli (Emmanuelle Chriqui) schon seit Kindertagen. Die Liebe bricht aber erst aus, als der sympathische DJ auf Geheiß des Boss Dollys Geburtstag beschallt. Wie ein laufendes Magazin-Cover begleitet Darrell fortan als Bodyguard die Mafia-Tochter. Ein ebenso liebevoller wie neurotischer Vater, eine Banden-Intrige und ein paar alte Beziehungen stehen dem Glück noch im Wege.
Chazz Palminteri singt zu Sinatra, spielt aber weit unter seinem Vermögen. Die Genres Romantische Komödie und Mafia-Film bilden nur einen mäßig gefüllten Rahmen für den Star. Hier wird vor allem behauptet, der Film vertraut darauf, dass Usher ein Star ist. Charme und Attraktivität muss er nicht wirklich spielen. Trotzdem sieht er ganz gut aus, genau wie die Kulissen und Klamotten. Ob das reicht?

Havanna Blues

Spanien, Kuba, Frankreich 2005 (Habana Blues) Regie: Benito Zambrano mit Alberto Yoel, Roberto Sanmartín, 110 Min.
 
Das Film-Bild Kubas teilt sich in zwei Extreme: Hier die Romantiker, die vom "Buena Vista Social Club" schwärmen und geflissentlich alle Missstände übersehen. Dort die Stimmen der revanchistischen Exilanten, die noch mehr Repressionen und Missstände fordern, damit der Kommunismus Castros endlich untergeht. Ambivalente, authentische Bilder aus Kuba selbst sind eher selten und deshalb umso willkommener: "Havanna Blues" erzählt vom mühsamen Leben, Lieben und Musizieren in Havanna. Ruy (Alberto Yoel) und Tito (Roberto Sanmartín) haben eine Band und träumen vom großen Erfolg - im kapitalistischen Ausland. In der Zwischenzeit müssen sie sich, ihre Familien und Freunde mit kleinen Jobs über Wasser halten. Vor allem der veritable Latin-Lover Tito ist hin und her gerissen zwischen immer neuen Verführungen und der alten Liebe zu seiner Frau Caridad und den beiden Kindern.
Als die spanische Vertreterin einer amerikanischen Plattenfirma nach neuen Talenten sucht, betreut Tito sie Tag und Nacht. Tatsächlich bekommt die Band eine Chance, wenn sie nur regimekritisch genug textet. Unter diesen Bedingungen will Tito lieber bei seiner Familie in Kuba bleiben. Doch Caridad plant schon die illegale, gefährliche Bootsflucht nach Florida...
 
Die Bilder und Klänge Kubas in "Havanna Blues" lassen viele Bands und Musikstile erleben, wobei der Blues sich bis zu den stärksten Momenten am Ende zurückhält. Als Geschichte einer Band und einer Freundschaft klingt dies zwar konventionell, ist aber prall mit Leben, Sehnsüchten und Abschiedsschmerz gefüllt. Mittlerweile touren sowohl das Konzert als auch der Soundtrack zum Film durch Europa.

28.3.06

Basic Instinct 2


USA 2006 (Basic Instinct 2: Risk Addiction) Regie: Michael Caton-Jones mit Sharon Stone, David Morrissey, Charlotte Rampling 114 Min. FSK: ab 16
 
Sharon Stone, eine ganz respektable Schauspielerin, zeigt sich mit ihren künstlich geformten Brüsten öfters nackt und simuliert Sex. Muss man darüber schreiben? Leider ja, sonst sind die Verleiher böse und die Kinobetreiber und dann die Anzeigenabteilung usw...
 
Deshalb nach dem Erfolg von Verhoevens "Basic Instinct" im Jahre 1992 noch einmal, diesmal allerdings mit einem furiosen Auftakt: Rasender Sex bei 180 Sachen auf Londons Straßen und wie üblich pennt der Mann direkt danach ein. Nur doof, dass er sich auch nicht mehr rührt, während der Sportwagen in der Themse versinkt. So finden wir die Fahrerin, die amerikanische Krimi-Schriftstellerin Catherine Tramell (Stone), danach auf der Polizeiwache, nicht wirklich verstört oder besorgt, dass sie nun "nie wieder einen Orgasmus haben wird". Aus der Begegnung mit dem Gerichtspsychologen Dr. Andrew Glass (David Morrissey) entwickelt sich eine verhängnisvolle Affäre. Catherine kündigt ihm dies direkt an und weist darauf hin, dass sie Sex nur noch anmacht, wenn Tod dabei im Spiel ist. Der Rest ist eine lange Verführung, alles was Glass macht oder lässt, zieht ihn tiefer ins Netz der gefährlichen Femme Fatale. Gegen alle Regeln nimmt er die des Mordes Angeklagte als Patientin, geht mit ihr ins Bett. (Fesselspiele gibt es dabei aber nur im Ansatz.) Auch dass als drittes Opfer seine Ex-Frau verblutet, kann die Lust des willenlosen Freudianers nicht stoppen. Irgendwann finden wir unseren Super-Psychiater ganz verwirrt zwischen zwei möglichen Erklärungen für die Morde: War es die böse Blonde oder vielleicht der erst durch aufgesetzte Einlagen verdächtige Polizist Roy Washburn (David Thewlis)?
 
Statt des x-fach zitierten Überschlagens der Beine mit der schlüpferlosen Vermutung, bietet die freie Fortsetzung von "Basic Instinct" nun ein paar andere Positionen an. Keine wird aber so eine Zitat-Karriere machen. Die in Ansätzen dämonische Catherine Tramell gibt sich meist ganz ordinär, so wie der Film selbst wenig subtil arbeitet. Stilvoll sind vor allem Ausstattung und Styling, nicht mal die Kleidung zeigt besondere Raffinesse. Es sei denn, man findet einen Bademantel erotisch, der sofort ganz geöffnet wird?
 
Spannend sind eigentlich nur die Dialoge zwischen Glass und Catherine. David Morrissey kann neben Sharon Stone einfach nicht gut aussehen, aber das gehört auch zur Rolle. Immerhin wandelt sich vom blassen Nobody zum blassen Verlierer mit tiefen, dunklen Augenhöhlen. Doch er bleibt unglaubwürdig: Ein Psychiater, beruflicher Kenner des Menschlichen und seiner Abgründe, fällt auf die platteste Verführung rein, setzt seine Karriere und seine Freiheit aufs Spiel? Nee, so einfach kann man das Publikum nicht überzeugen! Da hätte man etwas mehr in den Haupt-Nebendarsteller investieren sollen.
 
Zum Ende hin verdient sich "BI2" dann eine ganze Reihe unfreiwilliger Lacher. Wenn Glass düster und voller Wut im Aufzug erscheint, ist das ebenso überzogen wie das provokante Dauergrinsen von Stone. Ganz schlimm der Nachschlag, bei dem alles noch einmal erklärt wird, spätestens dann kann man rausgehen. Aber vielleicht erwartete ich auch einfach zuviel. Vielleicht geht es tatsächlich nur darum, Sharon Stone ohne Bekleidung zu sehen. So geriet die Kritik wieder zur Werbung für das Nackte des Films. Wer wie Glass drauf reinfällt, ist selber schuld.

Bye bye, Berlusconi


BRD 2005 (Buonanotte Topolino) Regie: Jan Henrik Stahlberg mit Maurizio Antonini, Lucia Chiarla, Jan Henrik Stahlberg, Pietro Bontempo 89 Min. FSK: ab 12
 
Ein Politikum! Oder ein Werbegag? Da wurde der Start des Films "Bye bye, Berlusconi" verschoben, damit er in Italien direkt vor den Wahlen gezeigt werden kann. Da schwirren im Internet Filmchen mit einem popelnden Berlusconi herum, der auch noch ans Brandenburger Tor pinkelt. Es ist allerdings nicht der echte Ministerpräsident Italiens, nur das Double aus dem Film, das sich zur Berlinale laut Aufmerksamkeit heischend in Berlin herumtrieb. Einem unverschämt kriminellen Politiker den Prozess machen, eine schöne Idee. Aber leider reitet das Politfilmchen zu lange auf derselben rum.
 
Gerade hat die linke Gang den italienischen Ministerpräsidenten Berlusconi entführt, die Flucht gelingt trotz der Polizeisperren. Da wird der Dreh gestoppt. Der Politiker verbittet sich und verbietet den Film über seine Person. So sitzt die vorher so engagierte Crew mit dem verblüffend ähnlichen Berlusconi-Double frustriert im Hotel und weiß nicht, wie es weitergehen soll. Bis der Sohn des Drehbuchautors den Produzenten mit einem Entenhausen-Comic auf eine Idee bringt: Wenn man den Film als Fabel, eng an Dagobert Duck und die Panzerknacker angelehnt, inszeniert, kann höchstens Disney klagen, nicht aber Berlusconi!
 
So wird der allmächtige Melonenhändler, der auch die Melonensender mit den Tutti Frutti-Shows sein eigen nennt, von Panzerknackern - dem Namen nach - entführt. Da niemand auf die Forderungen der politischen Aktivisten eingeht und auch der korrupte Politiker keine seiner offensichtlichen Bestechungen gesteht, bringt man ihm übers Internet vors Volksgericht - komplett mit Online-Voting zu den einzelnen Anklagepunkten.
 
Wie die Geiselnehmer im "Film im Film" muss auch das Filmteam vor juristischer Schikane und mysteriösen Anschlägen von Genua immer weiter in die Berge fliehen. Trotz Unterstützung der Bevölkerung steht das Projekt bald wortwörtlich vor dem Abgrund.
 
Autor und Schauspieler Jan Henrik Stahlberg ("Muxmäuschenstill") gelingt es in seiner eigenen Regie nicht, die durchaus raffinierte Grundidee und das Pfund eines verblüffenden Berlusconi-Imitators über die Länge eines Spielfilms zu retten. Der "wahre Berlusconi" ist wahrlich genial, ein gefundenes Fressen für die breite Opposition. Er singt ebenso berüchtigt schlecht wie der echte Medienmogul und vertreibt das Gejaule noch als Handy-Klingelton. Doch beim Ausmaß der inneren Farce ist der ziemlich realitätsnahe Ernst der verhinderten politischen Stellungnahme nicht wirklich ernst zu nehmen. Dem vielleicht begründeten, vielleicht psychotischen Verfolgungswahn von Lucia, der Daisy Dick-Darstellerin, sitzt man nur befremdet gegenüber. Vielleicht hilft es Italien trotzdem.

27.3.06

Der Tiger und der Schnee


Italien 2005 (La tigre e la neve) Regie: Roberto Benigni, mit Roberto Benigni, Nicoletta Braschi, Jean Reno, Tom Waits 113 Min.
 
Das Leben ist schön für den zerstreuten, fahrigen, vergesslichen Poeten Atillio (Benigni). Wie es seine Mitmenschen empfinden, weiß man nicht, denn die Quasselstrippe betätigt sich auch als Perpetuum Mobile des simplen Scherzes. Allen anderen bleiben nur staunende Blicke. Seine Traumfrau Vittoria (Benignis reale Frau Nicoletta Braschi) antwortet den albernen Nachstellungen allerdings deutlich mit "Nein". Nur in seinem immer wiederkehrenden, schönen Traum steht der nervige Scherzkeks mit ihr in idyllischer Umgebung und in Unterhosen vor dem Traualtar. Tom Waits musiziert dazu wunderbar. Von dieser fellinesken, poetischen Szene (Benigni wurde einst vom Meister als Mondmann engagiert und geadelt) geht es bald wieder zum makabren Klamauk, als Übersetzerin Nicoletta beim Besuch eines persischen Dichters (Jean Reno) durch einen Bombenangriff das Bewusstsein verliert. Mit aberwitziger Geschwindigkeit folgt Stalker Atillio ihr nach Bagdad - als vorgeblicher Arzt beim Hilfstransport. Im schematischen Wettlauf gegen immer neue medizinische Probleme schafft er trotz Kriegszustandes und einmarschierender Amerikaner die Heilmittel heran. Dabei muss auch mal eine geplünderte Taucherausrüstung als Beatmungsgerät herhalten.
 
Das Leben mag schön sein, diese Komödie ist nur schön blöd. Benigni gibt wieder das "Monster" schlechten Humors, kehrte zurück zu seinen dümmlichen bis zotigen Scherzen, die er schon vor seinem erstaunlichen KZ-Film "Das Leben ist schön" verbrach. Der italienische K.O.-Komiker hätte einen Regisseur gebraucht, der seine Albernheiten bei diesem unerträglichen Märchen aus 1001-Kriegsnacht, einem unverschämt unblutige Studio-Irak dosiert. Der Flachwitz-Flummi macht bei seinem "Das Leben ist schön 2" vor nichts halt. Mal sehen, über welches Massenmorden er demnächst seine Scherze macht. Ruanda? Armenien?

Firewall


USA 2006 (Firewall) Regie: Richard Loncraine mit Harrison Ford, Virginia Madsen, Paul Bettany 105 Min. FSK: ab 16
 
Senioren-Thriller
 
Firewall - toll! Das klingt nach Flammendem Inferno, nach Helden, die über Mauern hechten ... Oder nach virtuellen Schutzwällen für Computernetze, die jeder mit ein paar Tastaturanschlägen locker umgehen kann. Harrison Fort scheint man nur noch letztere Leistung zuzutrauen. Mit über sechzig Jahren sind die Zeiten von "Indiana Jones" oder Han Solo so fern, dass nur noch die Kurzsicht-Brille hilft. Und man traut dem akzeptablen Schauspieler auch keine guten Drehbücher mehr zu, so dass er sich in "Firewall" mit altbekannten Problemen rumschlagen muss: Geiselgangster kidnappen seine Familie.
 
Jack Stanfield (Harrison Ford) ist eigentlich der komplette Antiheld: Der Senior wehrt sich gegen Neuerungen und Zusammenschlüsse seiner Bank. Als Sicherheitsexperte für die Computer-Transaktionen scheint er jedoch ganz brauchbar zu sein. Außerdem ist er nett zur Sekretärin und zur Familie. Die bekommt eines Tages Besuch von Geiselnehmern. Nach langem Hin und Her rücken die mit ihrem Plan raus: Stanfield soll ihnen ermöglichen, elektronisch ein paar Millionen zu klauen. Nur blöd, dass durch die Übernahme der Bank alle entscheidenden Schnittstellen seit einer Woche in einer anderen Stadt sind ...
 
Für einen richtigen Hacker wäre das kein Problem, doch "Firewall" ist weder ein richtig guter Hacker-Film noch ein guter Thriller. Als Stanfield dann mit einem iPod Firmengeheimnisse stiehlt, muss man befürchten, dass sich die Recherche für diesen Film auf Schlagzeilen der billigen Boulevard-Blätter beschränkte. Das vorhersehbare Spiel mit Erpressung, Drohung und Gewalt wird mit Fluchtversuchen gekontert. Frau Stanfield (Virginia Madsen aus "Sideways") hält tapfer Sohn und Tochter im Arm. Den grimmig dreinblickenden Schurken ist ja auch alles zuzutrauen. Als einer von ihnen zu viel Herz für die Opfer zeigt, wird er direkt vom Boss erschossen. Wesentlich eindrucksvoller als Ford spielt Paul Bettany ("Wimbledon") den hartherzigen, britischen Kopf der Geiselnehmer. Wenn nötig, füttert er den Sohn mit Nuss-Keksen, was dank dessen Allergie ganz platt zu Atemnot und viel Aufregung führt.
 
So errichtete man diese "Firewall" nicht sehr originell im Ganzen sowie abgestanden in den einzelnen Witzen und Wendungen. Wie schon in seiner Rolle als US-Präsident ("Air Force One") darf der Senior im Finale zurückschlagen, um seine Familie zu retten. Die letzten Bilder mit wieder vereinter Sippe sehen aus wie Werbung für eine Versicherung. Armer Harrison Ford, er hätte Besseres verdient.

23.3.06

Premiere: "A verdade do gato"


Bitterer Rohrzucker und Palmenglanz
 
Bejubelte Filmpremiere in Lüttich
 
Von Günter H. Jekubzik
 
Lüttich. Wenn ein zweifacher Cannes-Sieger zur Premiere kommt und danach unbedingt den Regisseur sprechen will, war man sicher bei einem bemerkenswerten Filmereignis. Der junge Ostbelgier Jeremy Hamers stellte im Rahmen der 5. Biennale Lüttichs (5e biennale internationale de la photographie et des arts visuels de Liège) seine ästhetisch und menschlich bewegende Dokumentation "A verdade do gato" vor.
 
Die völlig ausverkaufte Premiere des Films im Lütticher Kinopalast Le Parc war ein wahrlich euregionales Ereignis: In Französisch, Deutsch und Niederländisch erklang die Begeisterung im Publikum. Regisseur Jeremy Hamers stammt aus Eupen und arbeitet in der Filmabteilung der Universität Lüttich. Er machte im Jahr 2004 erstmals auf sich aufmerksam, als er für ein Drehbuch den begehrten "Prix Kieslowski" erhielt und den Kurzfilm "Dehors" mit dem angesehenen französischen Produzenten Marin Karmitz (MK2) in Paris realisieren durfte. Nach dem Spielfilm ist nun auch die Dokumentation  "A verdade do gato" konzentriert und exakt in der Ästhetik! Ein Verdienst der vertrauten Zusammenarbeit mit dem Kameramann und Ko-Produzenten Laurent Van Eijs, mit dem sich Hamers wortlos versteht. Ein Muss bei Dreharbeiten im ohrenbetäubenden Flammenmeer. Ohne Kommentar-Worte kommt auch die Dokumentation aus. Nur aus den Briefen des Saisonarbeiters Tiao, der am Tag vor ihrer Ankunft im Dorf Carmo do Rio Verde verstarb. "Ein paar Tropfen Jod auf seiner Schnittwunde hätten ihm das Leben gerettet," erzählt Hamers mit verständlichem Unverständnis im Gesicht.
 
Sein hochaktuelles und explosives Sujet: Bio-Ethanol ist sprichwörtlich in aller Munde und als "Treibstoff der Zukunft" auch in immer mehr Automotoren. Brasilien ist Trendsetter, ein großer Teil des Treibstoffverbrauchs basiert dort bereits auf erneuerbarer Energie aus Zuckerrohr, der angebliche "Bio-Treibstoff" wird sogar nach Schweden exportiert. Als Jeremy Hamers mit seinem Freund und Kameramann Laurent Van Eijs im letzten Jahr in der brasilianischen Provinz Goías die Zuckerrohr-Ernte beobachtete, ergab sich aber ein anderes Bild. Vor der Ernte werden die Felder abgefackelt. Riesige Flammenmeere wie bei "Apocalypse Now", ein pechschwarzer Himmel und Aschenregen passen nicht zum Image eines "grünen Treibstoffs". Doch es ist noch viel schlimmer, die Arbeitsbedingungen sind brutal und manchmal auch mörderisch...
 
"A verdade do gato" (Die Wahrheit der Katze) entstand mit Unterstützung der Deutschsprachigen Gemeinschaft Belgiens und gezielt für die 5. Biennale Lüttichs (19.2. - 31.3.), die Brasilien als Themenschwerpunkt hat. Die Aufnahmen entstanden mit einer hochwertigen Digitalkamera und zeitigen eine beängstigende Wirkung der absurden Verbrennung eines zukünftigen Brennstoffs. Nach der aufreibenden Arbeit - noch in der Nacht vor der Premiere wurde umgeschnitten - plant Jeremy Hamers nun Vorführungen in Aachen und Maastricht. Neben der Begeisterung des Premieren-Publikums verdiente er sich einen besonderen Ritterschlag: Der Regisseur Jean-Pierre Dardenne, der mit seinem Bruder im letzten Jahr mit "L'enfant" und auch schon mit "Rosetta" die Goldene Palme von Cannes gewann, war unter den Zuschauern und suchte das Gespräch mit dem Regisseur.
 
Infos zum Film: http://www.trikolon-productions.com
Biennale: http://www.biennalephotoliege.com
 

21.3.06

Dreamer - Ein Traum wird wahr


USA 2005 (Dreamer: Inspired By A True Story) Regie und Buch: John Gatins mit Kurt Russell, Dakota Fanning, Kris Kristofferson, Elisabeth Shue, David Morse 106 Min. FSK: o.A.
 
Das Pferd als Underdog, der gegen alle Erwartungen doch den großen Erfolg einheimst. Eine Gemeinschaft der Gescheiterten hält dafür treu zusammen: Das Pferd mit dem gebrochenen Bein, der traumatisierte Jockey, der verarmte Trainer, der diskriminierte mexikanische Gehilfe. So gelingt ein unwahrscheinlicher - und bei der Inszenierung auch unglaubwürdiger - Erfolg. Der wahre Sieg ist, wie eine rennverrückte Familie im Glück zusammenfindet. Ausgehend von der erstaunlichen Entscheidung, der kleinen Tochter die Verantwortung für das Pferd, das Training und die Renneinsätze zu geben.
 
Das Pferdedrama ist auch immer eine Familiengeschichte. Das schwierige Verhältnis von Ben (Kurt Russell) zu seinem Vater (Kristofferson); der Versuch, es mit seiner Tochter Cale besser zu machen. Die Spannung zwischen den wirtschaftlichen Zwängen und den herzzerreißenden Wünschen des Mädchens Cale. Die konventionell, aber sicher inszenierte Geschichte erfreut mit vier Generationen exzellenten Schauspiels: Von der ebenso reizenden wie talentierten Dakota Fanning bis zum Großvater Kristofferson. Dazu David Morse als herzlosem Konkurrenten, dem der Bösewicht wie auch in "16 Blocks" zunehmend besser steht.

Geliebte Lügen


GB 2005 (Separate Lies) Regie und Buch: Julian Fellowes mit Emily Watson, Tom Wilkinson, Rupert Everett 85 Min. FSK: ab 6
 
Treu sin oder lieber nicht - das reicht einigen schon als Problem des (Liebes-) Lebens. Wenn noch ein Mord hinzukommt, wird es richtig kompliziert. Doch "Geliebte Lügen", dieser fein gespielte und gesponnene moralische Drama von Oscarpreisträger Julian Fellowes (Drehbuch zu "Gosford Park), macht es noch raffinierter ...
 
Die auf dem Lande gelangweilte Gattin Anne Manning (Emily Watson) lässt sich verführen von der reizvollen Lässigkeit des jungen Heimkehrers Bill Bule (Rupert Everett). Der snobistische Aristokrat bietet schon nach wenigen Minuten auch dem Publikum eine willkommene Abwechselung von der steifen Korrektheit des erfolgreichen Anwalts James Manning (Tom Wilkinson). Dass etwas nicht stimmt bei den Mannings, ist nicht zu übersehen. Zerstreut und vergesslich ist Anne nicht sie selbst. Als dann der Mann ihrer Haushaltshilfe auf dem Rad angefahren wird und an den Verletzungen stirbt, weist eine Schramme am protzigen Range Rover den Verdacht in Richtung Bill. Doch tatsächlich saß Anne am Steuer, die mit Bill von einem Schäferstündchen heimkehrte.
 
Ein Geflecht aus Schuld, Lüge, Abhängigkeit spannt sich zwischen den Ehepaar und dem Liebhaber. Der anscheinend herz- und mitleidslose Jurist James, ein Spießer und Gerechtigkeitsfanatiker, entdeckt mit seiner Beharrlichkeit nur das Scheitern seiner eigenen Beziehung. Und die Egozentrik einer inneren Haltung, der nur vom Anzug mit dem Schein des Noblen maskiert wird. Doch auch der Aristokrat mit der provokanten Lockerheit ist kein Sympathieträger. Eine Aussprache des Paares scheitert, vor allem Anne leidet unter der Lüge ...
 
Drehbuchautor und Oscarpreisträger Julian Fellowes ("Gosford Park) arrangiert in seinem Regiedebüt gleich mehrere moralische Dilemmata diffizil und fein zu einer extremen Situation. Werte und Haltungen werden abgeklopft auf ihren wirklichen Wert, bereinigt von den Äußerlichkeiten. Dabei erwachsen aus der Schlacke auch überraschend einige wunderbare Haltungen, selbstlose Liebe beispielsweise.
 
Die still intensive Inszenierung kann sich sicher auf ihre Darsteller verlassen. Die göttliche Emily Watson zwischen femininer Fahrigkeit und reinem Gefühl. Der zurückhaltende Tom Wilkinson wandelt sich von einem Häufchen Elend zu einem aufrichtigen Häufchen Elend und Rupert Everett lässt sich seine betörende Erscheinung ganz schön negativ gegen den Strich kehren. Ein eindringliches Moralstück.

Antarctica - Gefangen im Eis


USA 2005 (Eight Below) Regie: Frank Marshall mit Paul Walker, Bruce Greenwood, Moon Bloodgood 120 Min. FSK: o.A.
 
Auf den Hund gekommen - ist der Film schon lange. Vor allem Disney klammert sich mangels neuerer Ideen verzweifelt an die angebliche Erfolgsformel: Kinder und Hunde. Diesmal verfällt der Hundeführer Jerry Shepherd (Paul Walker) der tierischen Liebe: In der Arktis macht er erfahren und umsichtig mit Schlitten und Huskies einen besseren Taxi-Service für Wissenschaftler. Wie man es beim Genre des Berg- und Arktis-Films erwartet, klaffen dabei plötzlich Gletscherspalten, Gliedmaßen erfrieren stinkend schwarz und irgendwer bricht sich sicher irgendwas. Als ein heftiger Sturm aufzieht, werden alle in letzter Minute gerettet. Nur Jerrys Hunde fliegt niemand mehr aus.
 
Ab hier laufen zwei Filme. Das kummervolle Gesicht Jerrys im einen, die Inszenierung der Huskies für ein vermeintliches Naturdrama andererseits. Denn die Hunde reißen sich los, fangen ein paar Möwen, frieren ziemlich und kucken immer ganz traurig. Die dummsten von ihnen jagen dem Nordlicht hinterher - da waren es nur noch sieben. Kämpfe um die Hack- und Futterordnung zeigen originell und wahrscheinlich eher politisch als biologisch korrekt das Weibchen als die bessere Rudelführerin. Das alles hätte einen akzeptablen "Disney-Tierfilm" abgeliefert. Samt super-spannenden und heftigen Einlagen mit einer sehr großen und erschreckend bissigen Leoparden-Robbe. Das ist ziemlich dramatisch, fast zu dramatisch für Kinder. Leider zeigt der überlange Film parallel dazu die Bemühungen Jerrys, einen Rettungsflug zu bekommen. Beides geriet im Mittelteil recht langweilig.
 
Es erfreut eine ganze Reihe sehr eindringlicher Landschaftsaufnahmen, ansonsten sind - ganz in der Tradition Disneys - die Handlungen der Hunde wieder schrecklich vermenschlicht. Schlimmer ist allerdings die propagierte Vertierischung der Menschen. Den ganzen Film durchzieht eine moralische Perversion unserer modernen Gesellschaften: Haus- und Nutztiere werden von ihren Herr- und Frauchen wichtiger als Menschen eingeschätzt. Eisbrecher, Helikopter und noch viel mehr Material aufgefahren, um ein paar Hunde aus ihren natürlichen Umfeld zu retten, in dem sie eigentlich ganz gut allein zurecht kommen. Jerry, der Mensch mit den Hundefotos im Bilderrahmen, sollte sich lieber fragen, weshalb seine Beziehung scheiterte, wenn er Hunde wichtiger als Menschen achtet.

20.3.06

Der Räuber Hotzenplotz


BRD 2006 (Der Räuber Hotzenplotz) Regie: Gernot Roll mit Armin Rohde, Martin Stührk, Manuel Steitz 94 Min. FSK: o.A.
 
War er schon vergessen? Kaum: Die deutsche Kinderliteratur ist ohne Otfried Preussler nicht vorstellbar. Seit den Fünfziger Jahren hat der ehemaliger Lehrer mit "Der kleine Wassermann", "Die kleine Hexe", "Der Räuber Hotzenplotz", "Kater Mikesch", "Das kleine Gespenst", "Krabat" und vielen anderen Geschichten Kindheiten fantasiereich belebt. Nur die Verfilmungen haben über ein Jahrzehnt Pause gemacht, zuletzt belebte Curt Linda "Das kleine Gespenst" im Zeichentrick. Dabei siedelten all die erfolgreichen einheimischen Kinderfilme vom "Sams" bis zur "Bibi Blocksberg" meist im gleichen Milieu übersichtlicher Beschaulichkeit, in der ganz Deutschland ein Dorf ist. Auch der Schurke, die solitäre Verkörperung des Bösen endet gerne mitleiderregend. Wie der recht dumme Räuber Hotzenplotz, der jetzt in einer typisch unzeitgemäßen Verfilmung wieder reingelegt wird.
 
Der Kinderfilm setzt im Vorspann die Prämisse: Alles nur Theater und zwar Marionettentheater. Dann übernehmen drei Ausnahmeschauspieler (Rohde, Hörbinger, Thalbach) und bekannte Nasen der Fernsehunterhaltung dann die Handlung. Den üblen Räuber Hotzenplotz, der in einer ganz schröcklichen Greueltat der Großmutter (Christiane Hörbiger) die Kaffeemaschine mit der Spieluhr entreißt, spielt Armin Rohde vortrefflich in der Nachfolge von Gerd Fröbe und klingt dabei oft wie Mario Adorf. Gelbe Zähne blecken groß in die Kamera, ein zotteliger Bart möchte auch nicht so nah betrachtet werden. So sucht er das Weite. Während der wirre Wachtmeister Dimpfelmoser (ein gebremst chaotischer Piet Klocke) ratlos bleibt, folgt der mutige, kluge Kasperl mit seinem dämlichen Freund Seppl dem Hotzenplotz, gerät aber in dessen Falle und wird zum Kartoffelschälen an den Zauberer Zwackelmann (Rufus Beck) verkauft. Erst die Fee Amaryllis (Barbara Schöneberger) kann die heile Welt wiederherstellen.
 
Die begeisterten Befürworter dieses Kinderfilms für die jüngsten Kinozuschauer werden wieder das Zauberwort "kindgerecht" auf ihrem Banner führen. Als wenn die Kinder noch simpler wären, als es der Pisa-Test erlaubt. Im Vergleich zu aktuellen Kinderfilmen beispielsweise aus den Niederlanden oder Skandinavien, sind die Typen klar wie Gut und Böse. Zwischentöne oder wiedererkennbare Situationen aus dem Leben der Kinder fehlen in diesem Typentheater. An die Figuren von Astrid Lindgren, deren Ambivalenz, deren differenzierte Gefühlswelt, will man hier gar nicht denken.
 
Den wenigen netten Szenen, etwa zwischen Katharina Thalbach und Piet Klocke, dem witzigen, digitalen Krokodilhund stehen Nachlässigkeiten gegenüber, die man Kindern anscheinend straflos zumutet: Ein Studiowald beherbergt die kleinen Abenteuer mit den kleinen Schrecken. Im Hintergrund fährt schon mal unpassend ein Kleinlaster durchs Bild. Dazu nervt eine Dauerbeschallung mit den simpelsten Melodien, die sich im Mülleimer von Nicola Piovani finden ließen. Die Krönung ist Barbara Schöneberger als unmöglichste Fee der ganzen Märchenwelt. So eine dicke Kröte musste das Publikum lange nicht mehr schlucken.

15.3.06

Transamerica


USA 2005 (Transamerica) Regie und Buch: Duncan Tucker mit Felicity Huffman, Kevin Zegers, Fionnula Flanagan 103 Min.
 
Stanley steht ganz kurz vor seiner Geschlechtsoperation zur Frau. Doch eigentlich lebt er schon als Frau und nennt sich Bree, von Sabrina. Da erfährt sie von einem mittlerweile 17-jährigen Sündenfall der Vergangenheit, ihr Sohn steckt in New York im Knast. Bree will absolut nichts von ihm wissen, doch die Genehmigung zur Operation gibt es nicht bevor dieses Problem geklärt ist. So löst Bree Toby aus, der hält die alberne, überkandidelte Transe in ihrem zeitlos geschmacklos rosa Kostümchen für eine kirchliche Sozialarbeiterin. Von der "Kirche des potentiellen Vaters", ergänzt die Missverstandene und in dieser Konstellation geht es auf eine gemeinsame Reise von New York nach Los Angeles. Bree will endlich zu ihrer Operation, der Junge, der als Stricher auf der Straße lebte, eine Karriere in der Filmindustrie. Pornofilm-Industrie genauer gesagt.
 
Die gemeinsame Woche läuft als typisches Roadmovie ab, sie sprechen nicht die gleiche Sprache, leben gänzlich andere Stile. Für Toby ist das Wiedersehen mit dem Stiefvater, der ihn früher immer vergewaltigt hat, ein Schock. Für Bree der Besuch bei den Eltern eine Katastrophe. Doch das Ende ist so vorhersehbar wie die ganze konventionelle Konstruktion dieser Reise einer Transe quer durch Amerika, die vor allem durch das oscar-prämierte Schauspiel von Felicity Huffman ("Desperate Housewives") sehenswert wird.

3 Grad Kälter


BRD 2005 (3 Grad Kälter) Regie: Florian Hoffmeister mit Sebastian Blomberg, Meret Becker, Bibiana Beglau, Alexander Beyer, Katharina Schüttler, Florian Davod Fitz, Johann von Bülow 104 Min.
 
Am Anfang steht eine Suche und ein einsamer Verrat: Die Freunde Marie, Frank und Steini durchstöbern Strandhotels nach Jan, der spurlos von zuhause verschwunden ist. Frank sieht Jan, aber behält es für sich. Fünf Jahre später ist er mit Jans damaliger Freundin Marie zusammen. Als Marie eines Nachts einen Brief an den Verschollenen schreibt, findet Frank das Liebesgeständnis im Papierkorb und schickt es ab. Jan kehrt daraufhin zurück in sein Nürnberger Elternhaus, zu dem Freundeskreis, der sich eingerichtet und abgefunden hat.
 
Suche, Selbstmord, Verrat sind große Themen bei diesem bemerkenswerten deutschen Film, dem Regiedebüt des Autors Florian Hoffmeister. Doch zu sehen sind die kleinen, alltäglichen Bekannten. Man versteht bald, weshalb Jan ging: Die ewig unter Drogen grinsende Mutter, die Vorwürfe des Vaters. Die Wiederkehr nach fünf Jahren könnte vieles lostreten, doch es wird eher breitgetreten mit einem sehr melancholischen Grundton. Viele Leidenschaften, kaum Leben. Das Wiedersehen durch geschliffenes Glas fühlt sich an wie das kuriose Phänomen an einem Bahnübergang: Dort ist es immer 3 Grad kälter ...
 
Der verschmitzt verträumte Lausbub, der verführerische Sonnyboy Jan findet alle auf einem falschen Platz im Leben vor. Sie wissen nicht was sie wollen, geschweige, wie sie es erreichen könnten. Sie wirken wie zu Gast im eigenen Leben. Nach einigen Aussprachen und einer bewegten Nacht ändert sich nicht viel. Marie lernt endlich, sich von Vergangenem zu trennen. Am Ende gibt es etwas Liebe zwischen Stiefmütterchen und die Tragödie, dass sich alle wieder einrichten, keiner mal konsequent Leben riskiert.
 
"3 Grad kälter" wurde 2005 in Locarno ex aequo mit einem Silbernen Leoparden ausgezeichnet und überzeugt durch konsequente Ästhetik und Atmosphäre einer mutlosen Jugend. Eine ganze Reihe exzellenter Schauspieler kann sich dabei auftrumpfen.

V wie Vendetta


GB, BRD 2006 (V for Vendetta) Regie: James McTeigue mit Natalie Portman, Hugo Weaving, Stephen Rea 132 Min. FSK: ab 16
 
Die Welt ist aus den Fugen im Jahr 2020. In den ehemaligen USA herrscht Chaos, in Großbritannien ein Medien-Faschismus. Über die staatlichen Sender hetzt man gegen alles ethnisch, religiös oder sexuell Fremde. Der Koran ist ebenso verboten wie Literatur, Kunst oder Popmusik aus dem letzten Jahrhundert. Ein nur als Schutztruppe bezeichneter Pöbel terrorisiert Straßen und Bevölkerung.
 
In die Fänge der vermeintlichen Beschützer gerät auch die unscheinbare TV-Assistentin Evie (Natalie Portman). Nächtens, während der Ausgangssperre wollen sie vier dieser Schützer vergewaltigen. Ein maskierter und kostümierter Sprücheklopfer (Hugo Weaving, Mr. Smith aus "Matrix") rettet die Frau, aber lässt seine Identität im Dunkeln. Seine Ziele erhellt er allerdings mit einem großartigen Feuerwerk: Ein Bombenattentat im Zentrum Londons erinnert an den gescheiterten Anschlag des historischen Freiheitskämpfers Guy Fawkes, der am 5. November 1605 Houses of Parliament, das britische Parlament, in die Luft jagen wollte. Und der sich "V" nennende Unbekannte kündigt die Vollendung dieser Tat für den nächsten Jahrestag an.
 
Bis dahin kreuzen sich die Wege von E V - sprich Evie - und V unwiderruflich, die ängstliche Angestellte wandelt sich nach schrecklichen Erfahrungen von Mord, Entführung, Isolationshaft und Folter zur selbstlosen Freiheitskämpferin. Auch der irische Chef-Polizist Finch (Stephen Rea) wechselt trotz Drohung der Geheimpolizei zur guten Seite, die Verfolgung von V deckt letztendlich auf, wie der Staat gegen die eigene Bevölkerung Krieg führte, es zehntausendfach vergiftete und Militär im eigenen Land einsetze.
 
Äußerlich ein Mummenschanz, eine glänzende Action-Maskerade, überrascht "V wie Vendetta" mit sehr deutlicher politischer Position. Es ist frappant, wie sehr der Staats-Terror im Film der politischen und gesellschaftlichen Situation der USA entspricht: Die schwarzen Säcke über den Köpfen unschuldig Entführter kennen wir aus Guantanamo. Das Regieren mit der Angst taucht ebenso auf wie Panikmache durch Vogelgrippe. Dabei erschien die Vorlage "V for Vendetta" schon 1981 als Reaktion auf den Thatcherismus in dem Comic-Magazin Warrior. Die Autoren Alan Moore und David Lloyd vollendeten ihren Comic-Roman im Jahr 1989. Für die aktuellen Bezüge sind die "Matrix"-Macher Andy und Larry Wachowski verantwortlich, die produzierten und das Drehbuch schrieben. Die Verweise zu ähnlichen Werken wie "Fahrenheit 451" sind unübersehbar, heimliche Humanisten wie der schwule TV-Chef Deitrich (Autor, Regisseur und Schauspieler Stephen Fry in Oscar Wilde-Tradition) genießen versteckte Kultur-Edelstücke. Schauspiel-Legende John Hurt bildet die Klammer zu Orwells 1984: In Michael Radfords Verfilmung spielte Hurt das Opfer Winston Smith, jetzt ist er der teuflische Medien-Kanzler Sutler, der Nachfolger des Big Brothers.
 
So ist das große Finale, wenn triumphierend das Westminster-Parlament in die Luft gejagt wird, auch ein subversiver Sieg des politischen Inhalts über die ansonsten hohlen Hollywood-Explosionen aus oberflächlicher Ästhetik und sinnlosem in die Luft jagen von Aber-Millionen. Da mag man den Wachowskis fast die unsäglichen Matrix-Fortsätze verzeihen.
 

14.3.06

The Producers


USA 2005 (The Producers) Regie: Susan Stroman mit Nathan Lane, Matthew Broderick, Uma Thurman 129 Min.
 
Es war Mel Brooks Erstling und auch einer seiner besten Komödien: "The Producers" (Frühling für Hitler), in dem 1968 ein Buchmacher und ein Broadway-Produzent das schlechteste Musical aller Zeiten inszenieren wollten - letztendlich vergeblich. Diese haarsträubend komische Veralberung des Broadway landete im Jahre 2001 als 10 Mio. Dollar-Musical des Produzenten Mel Brooks wieder am selbigen Broadway und wurde mit 11 Tonys zum erfolgreichsten Musical bislang. Schon dies ein gelungener Witz des Lebens. Der Film macht daraus ein Feuerwerk aus Show, Slapstick und Satire.
 
Der ehemalige Broadway-König Max Bialystock (Nathan Lane) hat mit seiner lustigen Hamlet-Bearbeitung "Funny Boy" im Jahr 1959 grad wieder einen Flop gelandet, als ihm der blasse Buchhalter Leo Bloom (Matthew Broderick) auf eine verrückte Idee bringt: Wenn eine Produktion grandios floppt, wird keiner der Geldgeber seine Beteiligung zurück verlangen - auch wenn die Anteile am Geschäft vorher zu mehreren hundert Prozent betrügerisch inflationär verteilt wurden. Also suchen sie das schlechteste Drehbuch, die kläglichsten Akteure und einen unmöglichen Regisseur, um ihre nächste Produktion erfolgreich scheitern zu lassen...
 
Mit dem ziemlich schrägen "Springtime for Hitler" (Frühling für Hitler) des noch viel bescheuerteren Autors und "New Neo Nazi" Franz Liebkind (Will Ferrell) scheint die Katastrophe garantiert. In kurzen Lederhosen und Stahlhelm, mit seinen faschistischen Brieftauben als Chor, erweist sich dessen Auftritt als erster atemberaubender Hit des Films. Des Führers Lieblingstanz "Guten Tag, Hopp-Hopp" wird als Schuhplattler zur Vertragsunterzeichnung getanzt und spätestens beim "Siegfried-Schwur" auf Adolf Elizabeth Hitler (sic!) des genial komischen Ferrell fragt man sich, wie das die Synchronisation hinkriegen will.
 
Das ungläubige Staunen im Gesicht des Musical-Publikums spiegelt sich im Kino beim abstrusem Brezel- und Bratwurst-Ballett, bei knackig steppenden SA-Mädels und einer Hakenkreuz-Choreografie a la Busby Berkeley.  Wie schon beim Original bringt der als Melvyn Kaminsky in New York geborene Jude Mel Brooks einen sehr unbeschwerten Umgang mit Nazi-Vergangenheit auf die Bühne. Er schrieb 11 Songs, die von den Broadway-Hauptdarstellern Matthew Broderick und Nathan Lane exzellent vor die Kamera gebracht werden.
 
Die Bühnensituation wurde elegant mit Kamera-Bewegung aufgepeppt. Grandios, wie sich das verstaubte Büro des frustrierten kleinen Buchhalters tagträumerisch in eine Bühne mit Showtreppe verwandelt. Umwerfend auch Uma Thurmann als schwedische "Stereotyppse" Ulla mit großer Shownummer und einer glänzender Tanzeinlage im klassischen Musicalstil, also ohne die kaschierenden Schnitte wie beim Schauspieler-Musical "Chicago".
 
Doch der Knaller bleibt Brooks dreister Humor, dem im Musical gelang, was bei seinen letzten Filmen immer zu grob geriet. Überdrehter Wortwitz, freche Bildideen, die klarmachen, Boulevard und Broadway haben mehr einige Buchstaben gemeinsam. Da amüsiert ein Hauch des altmodischen Altherren-Witzes ebenso wie moderne Einsprengsel, da reißen gemeine Einfälle wie die Steppeinlage mit Gehhilfen der alten nymphomanen Investorinnen ebenso mit wie das psychologische Spiel der liebevoll karikierten Figuren. Springtime für Brooks!

4.3.06

Knallhart


BRD 2006 (Knallhart) Regie: Detlev Buck mit David Kross, Jenny Elvers-Elbertzhagen, Erhan Emre, Oktay Özdemir, Jan Henrik Stahlberg 98 Min.
 
Wir können auch anders, hat sich Detlev Buck gesagt, und statt der erwarteten Komödie ("Hopnik", "Karniggels" "Liebe deine Nächste!", "Männerpension") mal einen harten, realistischen Film gemacht. "Knallhart" erzählt von erschreckender Gewalt unter deutschen Jugendlichen und sucht ein authentisches Szenen-Bild Neuköllns.
 
Weil ihr Körper nicht mehr straff genug ist, fliegt die blonde Mutter (Jenny Elvers-hoffentlich-heiratet-sie-nicht-nochmal-Elbertzhagen) bei ihrem reichen Typen raus. Auch Sohn Michael (David Kross, engels-gesichtig wie der Junge in "Elefant") erlebt so den Abstieg vom reichen Zehlendorf ins Berliner Problemviertel Neukölln. In der Schule gibt es zur Begrüßung Prügel von der Bande, die alles kontrolliert. Handy und Sportschuhe ist er bei der Abzocke sofort los, ab jetzt soll er regelmäßig und "freiwillig" immer 50 Euro abdrücken. Sonst erginge es ihm so wie dem Typen auf dem Handyvideo. Keiner kann Michael helfen. Weder die beiden sehr unkonventionellen und kriminellen Freunde noch die Mutter, die immer neue Verlierer abschleppt. Nur ein türkischer Drogendealer zeigt Anstand, Kultur und Interesse an Michael. Mit dem harmlosen Gesicht wäre der Junge der ideale Drogendealer. Von nun an leistet sich der Kleinkriminelle coole Turnschuhe, ist erstmal die Abzocker los und wird zum kleinen Macho. Bis bei einem Koks-Transport 80.000 Euro verloren gehen und Michael den Verlust ausbaden muss.
 
Die klassische Gangster-Geschichte in einem realistischen deutschen Umfeld: Unvermittelte Gewalt auf offener Straße, das ganze fürs Handy gefilmt, so ein Berlin hat man selten gesehen. Buck gelingt eine Reihe guter Szenen, er fängt mit entsättigten Farben die Stimmung der Straßen ein. Wenn ein Topfschlagen zum brutalen Kopfschlagen wird, dann liefert "Knallhart" gleichzeitig packendes Gangsterdrama und einen Aufschrei gegen soziale Verwahrlosung.

Der Rosarote Panther


USA 2006 (The Pink Panther) Regie: Shawn Levy mit Steve Martin, Kevin Kline, Jean Reno 95 Min.
 
Heiligenschändung kommt nicht nur in Karikaturen vor. Doch die schlimmsten Dinge blieben uns bislang erspart. Etwa wenn eine üble Lüsternheiten erweckende Schauspielerin wie Monica Bellucci die Heilige Maria, Mutter Gottes spielen würde ... ok, schlechtes Beispiel. Oder ein obszön hüpfender Popstar wie Madonna eine Nationalheilige wie Evita verkörperte ... na ja, auch schon mal passiert. Aber das jemand es wagt, in die Rolle des genialen und unnachahmlichen Inspektor Clouseau von Peter Sellers zu schlüpfen - das darf nicht passieren. Der alberne Roberto Benigni hat wenigstens nur den Sohn des Rosaroten Panther gegeben ...
 
Doch jetzt: Steve Martin ... hier könnte die Kritik aufhören. Hier lässt jeder mit Geschmack und Feingefühl alle Hoffnung fahren. (Steve Martin spielte auch mal gut, aber das ist ziemlich lange her.) Steve Martin spielt Inspektor Jacques Clouseau in einem Fall der genau so hirnrissig wie die gesamte Filmidee ist. Dem französischen Fußball-Nationaltrainer wurde ein absurd großer Diamant namens Pink Panther in einem Finale gegen China (Relegationsturnier?) geklaut. Clouseau soll als der inkompetenteste Polizist Frankreichs das Interesse der Öffentlichkeit auf sich lenken, während sein Chefinspektor Dreyfus (Kevin Kline) den Fall lösen will. Jean Reno verdient sich in der Rolle Katos, des asiatischen Dieners und Prügelknaben Clouseaus, assistierend ein paar Baguettes.
 
Das einzige was bei diesem furchtbaren Klamauk für anspruchslose Kleinkinder klug daherkommt, ist ein Smart, das Dienstfahrzeug Clouseaus. Da wo in den sechs Edwards/Sellers-Filmen der chaotischen Zerstörung eine diffizile Humor-Dramaturgie zugrunde lag, geht es nun bei den bis zur Flatulenz ordinären Scherzen nur um den simplen Knalleffekt. Ein paar falsch interpretierte Stellungen mit der Sekretärin Nicole, ein "Biking Gag" mit Radrennern, die dauernd zu Fall gebracht werden und die schmerzhaften Attacken auf Dreyfus will man ganz schnell vergessen. Derart ist "Der Rosarote Panther" herausragend - man kann wundervoll sehen, wie der Humor in den letzten Jahrzehnten die Klospülung runter gegangen ist. (Dabei waren schon die Filme mit Blake Edwards für Sellers nur zum Geldverdienen da!)
 
Weshalb ein Franzose die ganze Zeit Englisch mit fürchterlichem französischem Akzent redet, bleibt ein Rätsel der Produzenten. Der Einsatz von Schlagersternchen Beyoncé als Hauptverdächtige ergibt eine weitere Peinlichkeit und die bekannte Erkennungsmelodie von Henry Mancini wurde Beck durch den Synthesizer gemangelt.

Brokeback Mountain


USA 2005 (Brokeback Mountain) Regie: Ang Lee mit Heath Ledger, Jake Gyllenhaal, Anne Hathaway 134 Min.
 
Man kommt zurzeit an schwulen Cowboys nicht mehr vorbei. Keine Zeitschrift, die nicht mindestens eine Strecke zum Thema oder zum schwulen Film überhaupt liefert. Deshalb ist es noch mal Zeit für einen alten Klassiker: Es gibt keinen schwulen Film, Film ist immer aus Zelluloid! Und so ist "Brokeback Mountain" zwar ein großes Thema, aber einer der schwächeren Filme von Ang Lee und eine nicht besonders gelungene Literaturverfilmung.
 
Der kurze Roman "Brokeback Mountain" von Annie Proulx ist ein echter Quickie, die packende Geschichte von der unerfüllten Cowboy-Liebe liest man in wenigen Stunden weg. Vor allem der Slang der beiden einfachen Cowboys, die einsamen, kalten Nächten ganz eng zueinander finden, vermittelt ein Gefühl ihrer Welt. Annie Proulx hat übrigens schon die Vorlage zu den "Schiffsmeldungen" geschrieben, verfilmt von Lasse "lass es" Halström.
 
Man fragte sich, was aus den paar Szenen um sehr schweigsame Männer auf Spielfilmlänge werden würde. Lange, stumme Dialoge? Doch der Film von Ang Lee ("Tiger & Dragon", "Eissturm", "Hulk") ist ziemlich laut. Die Jungs quatschen an einem Stück, nur beim Sex halten sie den Mund. Der wird übrigens kurz und heftig ausgelebt.
 
Aber gehen wir an den Anfang der Affäre, im Jahr 1963 heuern in Wyoming der Möchtegern-Rodeoreiter Jack Twist (Jake Gyllenhaal) und der Waise Ennis Del Mar (Heath Ledger), als Saisonarbeiter an. Sie sind beide ziemlich pleite, machen nicht was echte Film-Cowboys früher machten, tausende Rinder über dürre Steppen und eisige Höhen treiben. Diese müssen am Brokeback Mountain einen Haufen doofer Schafe davor schützen, von Kojoten dezimiert zu werden.
 
Dabei gibt es Arbeitsteilung: Jack macht nachts auf Hirte oben am Berg und die Hausfrau Ennis wartet unten mit Essen. Irgendwann sind sie das Pendeln satt, tauschen mal die Rollen bis sie herausfinden, wie es am nettesten ist: Zusammen unter einer Decke. Sie bestätigen sich zwar direkt gegenseitig, dass sie auf keinen Fall schwul sind. Und legen sich danach sexy mit nacktem Oberkörper ins Zelt. Doch der Sommer mit Rangeln und Raufen in der freien Natur endet verfrüht, die beiden verlieren sich aus den Augen, heiraten.
 
Nun zieht sich die Tragik des unmöglichen richtigen Lebens im Falschen (an der auch die Frauen leiden müssen) über Jahrzehnte hin. Jack möchte zusammen mit Ennis eine Ranch aufmachen, doch der ist traumatisiert von einer Lynchjustiz an einem Schwulen, die er als Kind ansehen musste, will sich in der Tarnung Familie einnisten. So besteht diese traurige Beziehung fortan aus Abwesenheit und kurzen Urlauben mit vielen Monaten Abstand.
 
Man sollte nicht vergleichen, doch Lees "Brokeback Mountain" gewinnt nicht unbedingt durch das Mehr an falschem Leben, das Annie Proulx im gleichnamigen Buch strafft. Von den beiden Jungstars - Heath Ledger eher den glänzenden, scheinenden Rollen zugeneigt; Jake Gyllenhaal den ausgefallenen Sachen, vor allem "Donnie Darko" - kann nur Gyllenhaal überzeugen. Der "Ritter aus Leidenschaft" und "Casanova" Ledger redet die ganze Zeit, als wenn er per Zungenkuss die Wattebällchen von Marlon Brando in seine Backen gestopft bekam. Trotzdem ist es bei ihm immer spannend zu sehen, wo und wie die unterdrückten Gefühle aus der harten Schale hervorbrechen.
 
In Venedig gab es für "Brokeback Mountain", den gefühlt längsten Ang Lee den Goldenen Löwen, es ist DER Film bei den Oscars für 2005 und DAS Thema. Doch sowohl Lees anderer Western, der ungewöhnliche Bürgerkriegsfilm "Ride With the Devil" als auch die Komödie "Das Hochzeitsbankett", in dem ein schwuler Chinese in New York seinen Eltern eine Hetero-Hochzeit vergaukelt, boten weit mehr guten Film.

Noch einmal Ferien


USA 2006 (Last Holiday) Regie: Wayne Wang mit Queen Latifah, LL Cool J, Timothy Hutton, Gérard Depardieu 111 Min. FSK: o.A.
 
Jeden Tag leben, als sei er der letzte ... Diese manchmal etwas unpraktische Weisheit steigt immer im Kurs, wenn die Tage wirklich gezählt sind. Wie bei der Haushaltswarenverkäuferin Georgia Byrd (Queen Latifah). Gerade scheint das verklemmte Flirten mit einem Kollegen Sean Matthews (LL Cool J) endlich ans Ziel zu kommen, da stellt man einen Gehirntumor bei ihr fest. Da einer einfachen Angestellten im amerikanischen Gesundheitssystem (und bald auch in unserem?) die Operation nicht bezahlt wird, hat Georgia nur noch vier Wochen zu leben. Die will sie aber in vollen Zügen genießen, deshalb gönnt sich die bislang so sparsame Frau - sogar im Gospel-Chor ging sie sparsam mit ihrer Stimme um - ab jetzt allen Luxus von First Class im Flieger bis zum Grandhotel Pupp im Tschechischen Karlovy Vary. Vor allem ihrer Leidenschaft für gute Küche frönt sie nun ausgiebig, nimmt die Gerichte nicht nur mit dem Fotoapparat sondern ganz in sich auf.
 
Das magere Komödien-Menü bekommt als Beilage eine Verwechslungsgeschichte um eine amerikanische Delegation mit korrupten Politikern und der snobistischen Yuppie-Ikone Matthew Kragen (Timothy Hutton). Die kleine, herzliche Angestellte Georgia nimmt gleich die komplette esoterische Kurbehandlung (auf den Arm) sowie alle Gerichte des Tages auf einmal. Das begeistert Chef Didier (ein mal schlanker Gérard Depardieu), aber niemanden im Publikum.
 
Nach lockeren Auftakt gerät das Feelgood-Filmchen zuerst zum leichten Komödchen mit einer Folge von Lachnummern, dann zum Aschenputtel-Märchen mit groben Fehlern (denn irgendwann hätte Georgia das Geld für eine Operation) und schließlich gibt es unerträgliches Gesülze über das bessere Leben: "Mehr Lachen, mehr Lieben, weniger Angst haben!" Nur Hauptdarstellerin (und Sängerin) Queen Latifah zeigt, dass sie schauspielen kann und überzeugt völlig mit ihrem Charme.