2.5.11

Willkommen im Süden

Italien 2010 (Benvenuti al Sud) Regie: Luca Miniero mit Claudio Bisio, Alessandro Siani, Angela Finocchiaro, Valentina Lodovini 106 Min.

Das Remake muss revidiert werden - zumindest der schlechte Ruf, dem dieser Auswurf anhaltender film-industrieller Ideenlosigkeit anhaftet: Die Erfolgsklamotte „Willkommen bei den Sch'tis" muss man, zudem nur drei Jahre nach dem Original, doch wirklich nicht nochmal drehen? Doch, man kann und „Willkommen im Süden", die zeitweise exakte Kopie auf italienisch, ist ähnlich sympathisch, genauso komisch und sieht - wegen Bella Italia? - sogar besser aus.

Verkehrte Welt: Während einst ein französischer Postbeamte unbedingt in den Süden, an die Küste wollte, drängt es sein italienisches Remake-Double Alberto Colombo (Claudio Bisio) nach Norden, nach Mailand. Die peinlich-komische Bewerbung im Rollstuhl mit einer erfundenen Behinderung geht schief, eine Strafversetzung folgt umgehend. Was bei Danny Boon im Original die nördlichste Ecke Frankreichs an der Grenze zu Belgien war, stellt hier Castellabate, ein Dorf in der Nähe von Neapel dar. Dort wo man den Müll auf die Straße wirft, Epidemien und die Camorra herrschen, Kinder mit Koks dealen. Alberto fährt mit kugelsicherer Weste ins Ungewisse, nimmt zur Sicherheit auch Ring und Armband-Uhr ab, damit er nicht deswegen umgebracht wird. Nicht nur das Mitgefühl einer Polizistin, die „auch einen Bruder im Kosovo" habe, begleitet ihn, auch die Angst seiner Frau, die deswegen mit dem verhätschelten Sohn zuhause bleibt.

Nach der eins zu eins übernommenen Ankunft im Gewitter und den wunderbar bloßstellenden Vorurteilen Albertos kommt es im Hause seines Mitarbeiters Mattia Volpe (Alessandro Siani) zum Clash der Essens-Sitten. Mattias Mutter - mit blutgetränkter Schürze - mästet den Gast, während dieser nur mit dem aromatisierten Sauerstoff seiner vertrauten Käsesorten überlebt. Der heftige Wein-Genuss der Franzosen ist hier vom steten Kaffee-Konsum ersetzt. Einstweilen. Bis der Chef Alberto mit auf exzessive Boten-Tour geht. Statt Kaffee gibt es Fruchtiges. Auf alkoholischer Basis. So wird auch diese Posttour mit Vespa statt Fahrrad zu einer Gaudi. Der strenge und steife Beamte kann, nachdem erhebliche Verständigungsprobleme überwunden sind, dem Fußballspiel in der langen Mittagspause und auch sonst nicht widerstehen. Er lernt, das Leben zu lieben, schätzt den Kaffee zwischendurch, ebenso die Sonnenuntergänge über dem Meer von Castellabate.

Viele Szenen aus „Willkommen im Süden" stammen zwar wiedererkennbar aus „Willkommen bei den Sch'tis", wurden aber gelungen den italienischen Verhältnisse angepasst. Der ursprüngliche Autor, Regisseur und Hauptdarsteller Boon hat übrigens einem Kurzauftritt als nord-französischer Tourist. Ansonsten trumpfen wieder die sympathischen Nebenfiguren und das Liebesdrama des neugewonnenen Freundes Mattia. Was problematisch bleibt, ist die Unübersetzbarkeit der vielen sprachlichen Missverständnisse. Wieder müssen selbst die Untertitel vor diesem Humor aufgeben.