USA 2011 (Hangover 2) Regie: Todd Phillips mit Bradley Cooper, Ed Helms, Zach Galifianakis, Justin Bartha, Ken Jeong 102 Min. FSK ab 12
„Es ist wieder passiert!" Besser kann man den Versuch nicht zusammenfassen, aus der derben und äußerst erfolgreichen Kumpel-Komödie „Hangover" zwei Jahre später mit identischer Besetzung noch einmal Kino-Kapital zu schlagen: Nachdem das „Wolfsrudel" mit den biederen bis wahnsinnigen Freuen Doug, Stu, Phil und Alan Las Vegas unsicher gemacht haben und erfolgreich die Hochzeit Stus mit der Falschen verhindert haben, heißt es nun „One night in Bangkok". Oder auch zwei, wer weiß das schon. Denn die filmische Glorifizierung des Koma-Saufens pflegt das Vergessen erneut als Grundprinzip. Idee des Films ist es, so viel zu saufen, dass man am nächsten Morgen nicht mehr weiß, wo man ist und was passiert ist. Das darf der Film dann rekonstruieren, wobei diesmal ein langer und lahmer Vorlauf zu durchwaten ist. Irgendwann drei der amerikanischen „Wölfe" in einer versifften und mit Kakerlaken verseuchten Absteige in Bangkok auf, während Doug im Luxus-Ressort am Strand das Chaos versucht zu koordinieren. Denn in zwei Tagen soll Hochzeit mit Stus thailändischer Braut sein...
So weit, so bekannt. Mannigfaltige Andeutungen und Verweise zum ersten Teil versuchen den alten Schwung aufzunehmen. Wie erfahrene Koma-Säufer suchen sie - wieder auf einem Dach und in ihren Taschen - nach Hinweisen zur vergangenen Nacht. Die großflächige Tätowierung im Gesicht des spießigen Zahnarztes und Bräutigams Stu ist nicht zu übersehen. Der sehr, sehr, sehr seltsame Al, dessen mit ein paar nicht rezeptfreien Mittelchen gemixte Marshmallows an allem Schuld sind, hat keine Haare mehr auf dem Kopf. Von Stus 16-jährigem Schwager, ein genialer Chellist, ist nur noch ein abgetrennter Finger da.
Chow - der wahnsinnig/witzige chinesische Gangster aus Vegas wurde auch eingeflogen - nimmt sich, bevor er alle Ereignisse der Nacht aufklärt, eine volle Nase Koks - und fällt danach tot um. Um es richtig witzig werden zu lassen, bekommt das sehr belämmerte, aber nicht wirklich verkaterte Wolfsrudel einen drogendealenden Affen in Jeans-Jacke hinzugesellt, der sich später am Genital eines Mönches zu schaffen macht. So erhielt man in den USA das Label „nicht jugendfrei", aber eine Parabel über den Wolf im Manne ist der zweite „Hangover" noch weniger als der erste. Wenn Al in einer Meditation alles in Kinderform noch einmal rekapituliert, zeigt es den wahren Kern des Humors.
In Thailand wird der Film kein Erfolg werden: Man wird von einem koksenden buddhistischen Mönch, der Oralsex mit einem Affen hat, dort besonders wenig begeistert sein. Aber auch die westlichen Fans werden enttäuscht sein: Mit ebensoviel dreckigem wie schickem Bangkok-Sightseeing, ein paar unappetitlichen sexuellen Ladyboy-Details, weniger Entdeckungen, die alles immer schlimmer machen, und einem ausgebreitet schnulzigem Happy End, das überhaupt nicht zum Film passt, bleibt diese Wiederentdeckungsreise im Gegensatz zu den Fotos der Geschehnisse im Abspann lahm. Vor allem im Tausch des Tigers gegen einen sehr intelligenten und extrem menschlichen Affen wird Spannung gegen Albernheit ausgewechselt. Die Figuren haben bereits die Imprägnierung von Serienhelden. „Hangover 2" ist nur der filmische Kater nach der Party von Teil 1.