2.5.11

Arthur

USA 2011 (Arthur) Regie: Jason Winer mit Russell Brand, Greta Gerwig, Helen Mirren, Jennifer Garner, Nick Nolte 110 Min.

Infantile Figuren gibt es im Film zuhauf, vor allem in sogenannten Komödien aus Hollywood. Mit „Arthur" hat jedoch ein großes Kind einen grandiosen Auftritt. Und das in voller Absicht und nicht aus dauernder Angst, das Publikum zu überfordern.

Gleich zu Anfang nimmt der extrem kindische Millionenerbe Arthur Bach (Russell Brand) den berühmten Stier der Wall Street bei den Hörnern oder eigentlich bei den Eiern. Eine Fahrt im (echten!) Batmobil, geriet nach der klassischen Frage „Wozu ist dieser Knopf hier?" etwas aus der Spur. Den Polizisten kann Arthur beruhigen: Er ist nicht „schon wieder" betrunken, sondern seit der letzten Verhaftung immer noch. Ein weiterer Skandal, der die Kurse des Bach-Konzerns belastet. Mutter und Konzernchefin Vivian Bach beschließt daraufhin Arthurs Hochzeit mit der Baumagnaten-Tochter Susan Johnson (Jennifer Garner). Sein Einspruch von wegen Lieb-ich-nicht wischt ein Hinweis auf die etwas mehr als 900 Millionen Dollar hinweg, die er ansonsten verlieren würde. Außerdem kennt er Susan schon, sie gehört zu den zahllosen Frauen, mit denen er wild Party machte und sie nachher doch nicht anrief.

Mit exzessivem Hedonismus, Verrücktheiten, die selbst bei einem per se schon exzentrischen Engländer in New York auffallen und einem eisigen Verhältnis zur Mutter kommt man der Person Arthur nahe. Das Mütterlichste, was Vivian ihm je gab, war ein Stofftier. Wirkliche Muttergefühle hat seine Nanny Hobson für ihn. Sie versorgt ihn im Penthouse-Palast hoch über der Stadt, was beim Frühstück anfängt und beim Wegräumen von BHs, Slips und Mädchen mit schlechten Absichten längst noch nicht aufhört. Hobson hat in Sachen Betreuung des 30-jährigen, immer alkoholisierten Kindes immer genial schlagfertige Argumente und das letzte Wort.

„Arthur" wäre nur eine großartig schräge Nummer, gäbe es die Liebe nicht. Denn selbstverständlich trifft der herrliche Spinner direkt nach arrangierter Hochzeit auf eine süße Frau mit ähnlich viel Poesie und Humor. Naomi Quinn (Greta Gerwig) liebt als illegale Fremdenführerin die Grand Central Station und so lässt Arthur für ein romantisches Essen die riesige Metrostation räumen, den Boden mit Rosenblättern bestreuen und die enorme Deckenhöhe von Trampolin-Artisten nutzen. Als Hauptgang gibt es Pez-Figuren mit den Köpfen von Naomi und Arthur. Doch Susans resoluter Vater, dem ein paar Nieten in der Haut nichts ausmachen, bringt den jungen Mann mit Hilfe einer Kreissäge wieder auf die Hochzeitsspur. Arthur muss sich zwischen Geld und Liebe entscheiden, ein Versuch mit diesem komischen Ding namens Arbeit geht aber wieder mit großem Stil völlig schief. Und dann gibt es noch ein nicht geringes Alkoholproblem...

Die wunderbar verrückten Einfälle von und für „Arthur" sind so reichhaltig wie das Geld auf seinem Konto. In seinem Keller stehen unter zig anderen Legenden auch der DMC-12 aus „Zurück in die Zukunft", auf einer Auktion ersteigert er gegen sich selbst Abraham Lincolns Anzug und Zylinder, um sie direkt anzuziehen. All diesen Spaß veredelt eine schöne Liebesgeschichte. Hauptdarsteller Russell Brand kennt man vielleicht aus „Männertrip" und „Nie wieder Sex mit der Ex". Doch in diesem „Benny & Joon nur ohne Krankheit" darf er dem Klamauk Persönlichkeit geben. Nick Nolte schlägt als bösartiger Schwiegervater locker DeNiro. Jennifer Garner gönnt sich das Biest, während die nur anscheinend unscheinbare Greta Gerwig nach „Greenberg" erneut großen Eindruck macht. Heimlicher Star und Seele nicht nur von Arthurs Haushalt, sondern auch des Films ist Helen Mirrens Hobson - selbst ihre Texte toppen noch die schon umwerfend komischen Arthurs.