17.5.11

Benda Bilili!

Frankreich 2010 (Benda Bilili!) Regie: Renaud Barret und Florent de la Tullaye 84 Min. OmU

Benda Bilili! ist ein großes Wunder! Ein musikalisches und filmisches Fest! Selten konnte eine Dokumentation das Entstehen einer richtigen Band - nicht irgendeiner Casting-Retorte - derart hautnah einfangen. Und noch seltener ist die Geschichte so unglaublich wie die den behinderten Straßenmusikern und -Kindern aus Kinshasa.

Die Musik von „Staff Benda Bilili!" macht ungemein Spaß - auch wenn sie davon erzählt, dass man Glück gehabt hat, wenn man eine Matratze hat, irgendwo in einem Winkel der kongolesischen Stadt. „Staff Benda Bilili!" fahren und sitzen auf zusammengeschusterten Rollstühlen aus alten Fahrradrahmen, sie spielen mit alten Reifen, nähen mit alten Maschinen. Ihre Lieder sind jedoch nie hoffnungslos, selbst als ein Feuer im Behindertenzentrum Bandal auch noch das Wenige zerstört, was diese Leute haben, geben sie nicht auf.

Der Glücksfall dieses Dokumentarfilms ist, dass die Regisseure Renaud Barret und Florent de la Tullaye den Band-Leader "Papa" Ricky Likabu und seine Freunde, die fast alle an Polio erkrankt waren, trafen, als „Staff Benda Bilili!" noch nicht wirklich eine Band waren. Die ersten Aufnahmen im Studio scheinen auch lange vergebens gewesen zu sein und es dauert wiederum ein Jahr, bis mit Hilfe der Filmemacher in Frankreich die CD „Très très fort" rauskommt. Mittlerweile sind die Kongolesen weltberühmt, touren auch durch Europa und der fertige Film eröffnete im vergangenen Jahr die „Quinzaine von Cannes".

Parallel erzählt die auch ergreifende Doku vom Überleben auf der Straße und verfolgt exemplarisch die Entwicklung von Roger. Der anfangs 13-Jährige spielt auf einer Milchbüchse mit nur einer einzigen Saite. Aber wie! Das ist der Blues mit wirklich allereinfachsten Mitteln. Bis zu Jimi Hendrix. In ihrem typischen, entspannten und humorvollen Stil integrieren „Staff Benda Bilili!" Roger und seine „Satongé" in ihr Repertoire. Ein Besuch im Dorf seiner Mutter und eine sehr rührende Montage seines Lebens, sorgen für emotionale Herzstücke des Films.

Das mit digitalen Aufnahmen entstandene Meisterwerk ist vor allem kein „Buena Vista Social Club" - hier springt einen wirklich hartes Leben an, das oft wenig Pitureskes bietet. Aber auch ein Aufkärungslied für Polioimpfungen kann Spaß machen - wenn es von „Staff Benda Bilili!" kommt! Auf der Bühne dann geht die Begeisterung weiter, selbst mit einem „Behinderten-Breakdance" auf Händen und Knien. Mittlerweile engagierten die Musiker Straßenjungs, die ihre Rollstühle schieben oder selbst einen motorisierten „heißen Stuhl". Abgehoben erscheinen sie aber selbst auf den Touren noch nicht. Sie kiffen und saufen weiterhin, scherzen ebenso gut wie sie spielen. „Staff Benda Bilili!" ist ein Erlebnis - live, auf CD und im Kino!