22.2.12

Young Adult

USA 2011 Regie: Jason Reitman mit Charlize Theron, Patton Oswalt, Patrick Wilson, Elizabeth Reaser 94 Min.

Das Leben hängt ebenso wie der erste Satz ihres neuen Romans. Mavis Gary (Charlize Theron), die zweitrangige Ghostwriterin einer ehemals erfolgreichen Jugendserie, steckt mitten in einer Krise. Mit knapp 30 Jahren! Jeden Morgen liegt ein anderer neben ihr, der einzige feste Partner ist ein kleiner, alberner Straßenvollscheißer. Auch das hält Mavis nur mit immer mehr Alkohol aus. Dazu bechert sie Ben and Jerrys-Eis vor dauerlaufendem Fernseher. Andere Ablenkungen sind auch immer willkommen. Wie zum Beispiel die Email des Ex-Freundes Buddy Slade (Patrick Wilson) aus Jugendtagen, der die Geburt seines ersten Kindes verkündet.

Flugs wird der Handtaschen-Hund eingepackt, die alte Kassette von Buddy mit „Mad Love" ins Autoradio gesteckt und in voller Fahrt geht es in die verhasste Provinz, aus der es Mavis zumindest bis zum „Mini-Apple" geschafft hat, wie Minneapolis in spöttischer Anlehnung zum Big Apple New York genannt wird. Mavis angewidertes Gesicht angesichts der Fast Food-Läden auf der Hauptstraße des Kaffs erzählt in Kurzfassung, alles was hier furchtbar pubertär abgelaufen sein muss. Doch trotzig verfolgt die unreife Dreißigerin ihren Plan, lädt Buddy telefonisch zu einem Drink ein, während er frisch abgepumpte Muttermilch kühl stellt. Hier soll was laufen?

Die zufällige Begegnung mit dem Schulkameraden Matt Freehauf (Patton Oswalt), der durch einen Gewaltakt von Mitschülern immer noch körperlich schwer eingeschränkt ist, könnte heilsam sein. Er empfiehlt ihr eine Therapie. Doch die mit besonders wenig Empathie Ausgestattete bleibt überzeugt, dass sie und Buddy verwandte Seelen sind. Hat sie etwa zu viele Trivial-Geschichten geschrieben? Auf jeden Fall kommentiert sie ihre eigenen, komisch und auch tragisch verzweifelten Aktionen als wäre sie eine Figur aus diesen Teenager-Romanen.

Nach weiteren Begegnungen mit der Vergangenheit ist klar: Alle haben sich verändert, nur Mavis nicht. Was äußerlich und gemein gemeint ist, trifft genau auf ihr eigenes Innenleben zu: Irgendwie ist die nicht mehr ganz junge Frau auf dem Niveau des zickigen, ignoranten und intriganten Teenagers hängengeblieben. Selbst ihr Minicooper ist ja eigentlich ein Kinderauto. So wie der Vorspann in die mechanischen Details des Kassetten-Rekorders im Auto kroch, so schleicht sich der Film vom „Juno"-Team Jason Reitman (Regie) und Diablo Cody (Buch) in die fast psychotische Gefühls- und Denk-Mechanik der unreifen Mavis. Hier wird das Genre der Heimkehr in die verachtete Geburtsstadt auf den Kopf gestellt. In einer sehr traurigen Szene könnte Mavis erkennen, dass alle ihren Frust sehen und nur aus Mitleid und Gutherzigkeit die Zickereien ertragen haben. Während die verlorene Tochter alles madig machen muss, führt der Film selbst nicht die Menschen des kleinen Orts vor und auch Mavis nur ein wenig. (Charlize Theron behauptet sich hervorragend in dieser nicht wirklich sympathischen Rolle.) Die anonyme Großstadt bleibt schließlich nur als neuerlicher Fluchtpunkt, um der eigenen Entwicklung aus dem Weg zu gehen. Reitman („Up in the Air") und Cody erzählen dies in einer gelungenen Balance aus Humor und klugen Einsichten. „Young Adult" mag nicht eine Sensation sein wie „Juno", doch ist in der Flut von Komödien mit infantilen Erwachsenen mal eine, die selbst nicht kindisch daherkommt.