Eine Menge Lebenswerk-Begeisterung ernteten im Berlinale-Palast die italienischen Regie-Brüder Taviani, die man nach Welterfolgen wie „Kaos" in den Siebzigern und Achtzigern eher im Filmmuseum als im Festivalalltag vermutet. Die über 80-jährigen Paolo und Vittorio zeigten im Wettbewerb mit „Cesare deve morire" ein klassisches Stück Agitprop: Italienische Schwerverbrecher inszenieren im Hochsicherheitstrakt der römischen Strafanstalt Rebibbia Shakespeares „Julius Cäsar" und spielen sich selbst, während sie sich selber spielen. Durch die eindrucksvollen Physiognomien der groben Kerle mit ihren regionalen Dialekten ist diese altmodische „scripted reality" nett anzusehen, aber sie bleibt inszeniert und nur kurze Seitenblicke auf vier fehlende Finger an einer Hand lassen schaurig ahnen, was für monströse Geschichten diese oft zu lebenslänglich verurteilten Kerle wirklich erzählen könnten.