USA, Südafrika 2012 (Safe House) Regie: Daniel Espinosa mit Denzel Washington, Ryan Reynolds, Vera Farmiga, Brendan Gleeson, Sam Shepard 115 Min. FSK ab 16
Der eine schiebt Langeweile in seinem Geheimdienstjob, Matt Weston (Ryan Reynolds) ist „Hausmeister" in einem „Safe House" im südafrikanischen Kapstadt. Der andere wird schnell und sehr spannend als raffinierter Empfänger hochbrisanter Daten eingeführt. Nachdem er von einem unzufriedenen MI6-Mann eine Diskette zugesteckt bekam, kann Tobin Frost (Denzel Washington) seinen mörderischen Verfolgern letztendlich nur entfliehen, indem er zur US-Botschaft geht. Nach neun Jahren als Freiberufler und Feind seines ehemaligen Arbeitgebers CIA landet dieser von allen Geheimdiensten gesuchte Feind der staatlichen Schnüffelei in den Händen seiner ehemaligen Kollegen. Nun wollen diese Frost „verhören", der selbst ein hervorragender Folterer war, wie aus vielen Euphemismen seines Lebenslaufes klar wird. Dies geschieht im Versteck, welches Weston betreut.
Der seit Monaten unterforderte Agent wollte eigentlich den Abend mit seiner französischen Freundin verbringen, doch plötzlich ist sehr viel los in der geheimen (Folter-) Herberge. Und in Westons Gewissen, denn ohne eine Antwort abzuwarten, beginnen die Agenten, die sich angeblich um unsere Sicherheit kümmern, mit dem „Waterboarding". Bevor Tobin den Unterwasser-Rekord bricht, dringen andere Killer ins Verlies ein und Weston kann seinen „Gast" nur retten, indem er quer durch die Stadt flieht.
Dass so ein Datenträger mit Informationen über verräterische oder korrupte Agenten die Hauptrolle im Action-Thriller spielt, hat man wohlmöglich schon mal gesehen. Reflexartig werden die Vorgesetzen vom Publikum gescannt: Wer ist der Maulwurf? Die Antwort ist im „Safe House" ebenso wenig überraschend wie der ermüdende Wechsel von Wegrennen, Erwischtwerden, Rumprügeln und Weiterrennen. Auf andere Qualitäten macht nicht nur Denzel Washington - fast immer Garant für Qualität - sondern auch Sam Shepard Hoffnung. Der renommierte Autor kann nicht nur Schreiben sondern sicher auch (Drehbuch) lesen. So deutet sich ein reizvolles Spiel zwischen dem Anfänger Weston und Frost, dem Superman unter den Agenten, an. Mehr nicht.
Letztendlich bleiben die Figuren einem gleichgültig, was praktisch ist, weil sie sowieso fast alle abgeknallt werden. Eine Schießerei mitten im Gewühl eines Fußball-Stadions beweist dabei, dass Agenten generell meinen, über dem Gesetz zu stehen. Hier will „Safe House" kritisch sein, nicht nur gegenüber den geheimen Jugendherbergen für amerikanische Folterknechte. Das sehr blutige Finale liefert einen Nachschlag im Sinne von Wikileaks, was recht naiv wirkt: Ein Agent, der solchen Verrat überleben würde, muss schon Jason Bourne heißen. Weston traut man das selbst nach vielen Action-Einlagen nicht zu. So versagt „Safe House" bei großem Aufwand an muskulösen Männern und schweren Waffen selbst auf ureigenem Territorium, der Action. Ein anderes Drama um einen Sicherheitsraum - „Panic Room" von David Fincher und mit Jodie Foster - war da auf kleinem Raum viel packender.