19.2.12

Berlinale 2012 Kommentar

Der Goldene Bär für die am meisten verniedlichten Schwerverbrecher geht an...

Schade, bis zum peinlichen Schlusspunkt war es ein schöner Abend in Berlin. Moderatorin Anke Engelke und Festivalchef Dieter Kosslick hatten sich lieb, die Internationale Jury hatte eigentlich alles richtig gemacht. Alle guten und wichtigen Filme wurden ausgezeichnet: Christian Petzold und seine perfekte „Barbara" mit dem Silbernen Bären für die Beste Regie. Der Großen Preis der Jury für Bence Fliegaufs „Csak a szél" und für alle diskriminierten Roma, nicht nur in Ungarn. Auch die junge Kongolesin Rachel Mwanza spielte in „Rebelle (War Witch)" von Kim Nguyen eindrucksvoll, angesichts von ein paar tatsächlich besserer Schauspielerinnen, darf man diesen Silbernen Bären sicher auch allen Kindersoldaten in Afrika widmen.

Dann vor dem Hauptpreis schon banges Rätseln: Da war doch gar kein preiswürdiger Film mehr übrig? Tatsächlich realisierten Paolo und Vittorio Taviani mit „Cesare deve morire" und der Grundidee von Häftlingen, die durch Shakespeare ihren Horizont erweitern, nicht mehr als einen anständigen Film. Der von den Protagonisten - mehrfache Mörder, Drogenhändler im großen Stil und Mafiosi - nicht wirklich etwas erzählt. Also ein Preis fürs Lebenswerk der verdienten Italiener. Regie-Kollege Nanni Moretti, der sich an Berlusconi abgearbeitet hat, lächelte spöttisch im Publikum. Als dann der 82-jährige Vittorio bei der Preisverleihung auch noch die Namen der Verbrecher vorlas, ging die Naivität wirklich zu weit. Man hätte sich mit Kindersoldaten, Roma oder Regime-Opfern solidarisieren können, aber mit Killern, die sich nachts im Knast einsam fühlen?

Lassen Sie sich also keinen Goldenen Bären aufbinden und freuen sich auf „Barbara" im Kino. Am 8. März ist es bereits so weit.