21.2.11

True Grit

 

USA 2010 (True Grit) Regie: Ethan Coen, Joel Coen mit Jeff Bridges, Hailee Steinfeld, Matt Damon, Josh Brolin 110 Min. FSK ab 12

 

Der Dude macht den Duke

 

Angestaubt sind Western nicht nur, weil das klassische Genre seine Helden und Pferde gern mit Feinkörnigem bepudert. Das Genre ist aus der Mode. Und auch „True Grit" stellte einen Rückgriff dar - auf den John Wayne-Klassiker „Der Marshal" aus dem Jahre 1969. Als Film an sich ist der neue „Coen" trotzdem pures Vergnügen! Jeff Bridges („Big Lebowski", „Männer die auf Ziegen starren") und Matt Damon („Der Informant!", „Hereafter") konkurrieren in den Hauptrollen mit dem edlem Filmhandwerk der Coen-Brüder. Ihren bislang konventionellsten Film erzählen die texanischen Brüder erstmals komplett chronologisch. Wie sich ein junges, sehr resolutes Mädchen aufmacht, um den Tod ihres Vaters zu rächen, dabei aber ausgerechnet auf die Hilfe des größten Trunkenboldes und Rabauken rechnet, begeistert die Cineasten bereits weltweit.

 

„Und ob ich schon wanderte im finsteren Tal, fürchte ich kein Unglück, ..." Dieses Mädchen hat nicht nur brav die Bibel gelesen und riecht schon einige Meilen gegen den Wind nach höherer Mädchenschule. Mattie Ross (Hailee Steinfeld) kann auch Pferde zureiten, Zigaretten drehen und einem gerissenen Pferdehändler Paroli bieten. Mattie hat es faustdick zwischen Ohren und gebrezelten Zöpfen.

 

Entschlossen stapft sie aus dem noch dampfenden Zug mitten in eine Western-Stadt. Sie holt hier ihren Vater ab, um ihn im Sarg nach Hause zu schicken. Vor allem will sie aber dessen Mörder, den feigen Tom Chaney sterben sehen. Dazu engagiert sie einen Mann mit Biss, mit „True Grit". Dass es ausgerechnet der einäugige Marshall Rooster Cogburn (Jeff Bridges) sein soll, verwundert. Denn wenn er nicht völlig besoffen im Koma liegt, muss er vor Gericht erklären, weshalb er wieder viel zu viele Halunken erschossen hat, ohne vorher zu fragen.

 

Der lallende Jeff Bridges - im empfehlenswerten Original kaum zu verstehen - ist die Idealbesetzung und der einzig denkbare Ersatz für John Wayne in dessen einziger Oscar-Rolle. Nur der Dude kann dem Duke etwas entgegensetzen! Dafür dass "True Grit" kein trockener Western wird, sorgt nicht nur das Zielwasser des einäugigen Gesetzeshüters. Der Ritt geht über die Prärie und vom Schnee bedeckte Pässe. Zeitweise ergänzt LaBoeuf das Duo - Matt Damon reitet als Texas Ranger, der eher nach Schreibtisch aussieht, während er von texanischen Heldentaten schwatzt. Cogburn säuft und schwatzt derweil noch mehr. Doch wie sie mit der 14-Jährigen schließlich einen ganzen Haufen Halunken aufscheuchen, ist beileibe keine Kindergeschichte. Dies ist ein Film von Joel und Ethan „Häcksler" Coen mit zünftigen Gemetzeln, die in der persönlichen Coen-Hitparade des Bodycounts weit oben angesiedelt sind.

 

Vor allem das große Orchester mit Musik des vertrauten Coen-Komponisten Carter Burwell ruft schnell das gute alte Gefühl von Aufbruch und Weite hervor. Den Brüdern Joel und Ethan gelang mit „True Grit" ein neuer alter Western. Es ist aber auch erstaunlich wie sehr der Gaul „True Grit" wie ein Coen-Film wirkt. Das liegt nicht nur an den Figuren, die den Weg des Marshalls und des Mädels kreuzen - sie sind gelinde gesagt seltsam. Man freue sich auf einen Medizinmann im Bärenfell ... und selbstverständlich auf den Marshall selbst. Egal ob man Cogburn als lächerlich oder tragisch sieht, die Kamera-Komposition (Roger Deakins) seines wehenden Mantels aus der Untersicht mit der Pistole zum Himmel gereckt, ruft danach, als Poster an den Wänden von Westernfans zu landen. Apropos Himmel, die Coens hatten schon immer einen leichten Drift ins Metaphysische, ins Jenseitige. So ist dieses Remake auch mehr als ein Scherz oder Stilübung. Als Mattie selbst in das Morden eingreift und sich auch jemand auf ihr Gewissen lädt, fährt sie sehr sinnbildlich in Höhle und Schlangengrube hinab. Aber wahrend der Texas Ranger als Bürokrat der Prärie sogar zahnlos für den Humor sorgt, reitet der Dude wie der Erlkönig mit dem Kinde - nur diesmal geht es gut aus.