Berlin. Nach den ersten beiden Vorführungen des Berlinale-Starters „Auf der Suche" waren die Reaktionen sehr positiv. Unser Filmkritiker Günter H. Jekubzik traf den Autor und Regisseur Jan Krüger im Café der Forums-Sektion inmitten junger Filmemacher aus aller Welt, als Krüger gerade seine französische Darstellerin Valérie Leroy verabschiedet.
„Auf der Suche“ erzählt von einer Mutter auf der Suche nach ihrem Sohn, der in Marseille verschwunden ist. Wie hast du den Stoff gefunden?
Der Auslöser war sehr konkret. Der Freund eines Freundes hatte sich umgebracht, wie im Film, in Marseille. Daraufhin habe ich dort einige Orte seines Lebens besucht, mit Bekannten gesprochen und aus dieser kraftvollen Inspiration die Geschichte entwickelt.
Wie empfindest du die Reaktionen jetzt hier in Berlin, nachdem du 2004 schon mit „Unterwegs“ beim Festival warst?
Das ist mir jetzt, nach den zwei ersten Vorführungen des Films, noch zu früh, dazu etwas zu sagen. Das möchte ich erst noch mal auf mich einwirken lassen.
Was suchtest du in Corinna Harfouch, deiner sehr prominenten Hauptdarstellerin?
Das Projekt lief schon eine Weile, aber ich bin immer wieder bei Corinna Harfouch hängengeblieben. Ihr Filmtyp ist oft auch eine brüchige Frau. Ich wollte nicht, dass es jemand ist, der seine Gefühle zu leicht zeigt, dann drohte die Geschichte sentimental zu werden.
Wie fandest du die Arbeit mit Harfouch?
Vor dem Dreh sagte sie ganz klar: „Ich hab 80 Filme gedreht, lass mich mal machen!“ Letztlich hat es funktioniert, wenn ich Vorschläge gemacht hab, aber man musste drum kämpfen. Was auch nicht so leicht war, weil ich einen wahnsinnigen Respekt vor ihr hatte. Aber das Drehen funktioniert ja immer über das gemeinsame Andocken an die Geschichte.
An welchem Projekt versuchst du dich als nächstes?
Anders als bisher möchte ich mal von einer Figur ausgehen, die aus ihrem Alltag heraus eine Veränderung erfährt. Ohne Ortswechsel wie in „Unterwegs“ oder „Rückenwind“. Es wird die Geschichte eines Hausmeisters, eines einfachen Angestellten hier aus Berlin. Gleichzeitig entwickle ich ein Tatort-Drehbuch für den WDR - mit den Kölner Kommissaren Max Ballauf (Klaus J. Behrendt) und Freddy Schenk (Dietmar Bär). Bei denen habe ich nicht das Gefühl, dass ich mich verbiegen muss.
Welche Suche stellt der Film „Auf der Suche“ für dich persönlich dar?
Einerseits interessiert mich, zu sehen, dass Suchen seine Grenzen hat, dass man nicht immer klare Antworten finden kann. Zudem glaube ich - obwohl ich keine Selbstmordgedanken habe - dass manchmal nicht viel fehlt, um selber verloren zu gehen. Viele Leute können sich in dieser Erfahrung wiederfinden.
Jan Krüger wurde am 23. März 1973 in Aachen geboren. Er studierte an der RWTH Aachen und später an der Kunsthochschule für Medien, Köln. Seinen ersten Film drehte er 1999, das Musikvideo „Verführung von Engeln“; 2001 folgte der Kurzspielfilm „Freunde (The Whiz Kids)“, der den Silbernen Löwen der Filmfestspiele Venedig erhielt. Sein erster Langspielfilm „Unterwegs“ erhielt u.a. den Tiger Award in Rotterdam. Neben seiner Arbeit als Filmemacher ist Krüger seit 2006 als Dozent für Filmregie und Drehbuch an der KHM Köln tätig.