Welch ein gesegnetes Land: Der Iran hat weltberühmte Regisseure - im eigenen Land, im Exil und jetzt sogar im Gefängnis! Abbas Kiarostami dreht mittlerweile in Frankreich, zuletzt mit der Binoche („Copie Conforme"), Rafi Pitts („Zeit des Zorns") produziert mit deutschem Geld, die ganze Makhmalbaf-Familie beglückt internationale Festivals. Jafar Panahi („Offiside") und Mohammad Rasoulof wurden zu Haft und Berufsverbot verurteilt. Und immer ist noch einer da, der wie jetzt bei Berlinale, den Hauptpreis des Festivals gewinnt. „Nader And Simin, A Separation" ist der erwartete und verdiente Sieger. Dass jedoch die Schauspieler des Films in ihrer weiblichen und männlichen Gesamtheit alle Silbernen Bären als Beste Darsteller erhielten, ist vor allem als politisches Signal zu verstehen. Die Riege ist klasse und der Kollege, der sich bei der Pressekonferenz erkundigt hat, ob die Schauspielerinnen Laien sind, sollte den Beruf wechseln. Aber es gab auch in anderen Wettbewerbs-Filmen hervorragende Akteure. So genossen vor allem die iranischen Frauen westliche Freiheit und Ignoranz.
Aber was ist mit der fast inquisitorischen Frage an den siegreichen Regisseur Asghar Farhadi, weshalb er sich nicht deutlicher für die verurteilten Kollegen eingesetzt hat? „Ich bin kein Held, Reden halten ist nicht meine Aufgabe, ich bin Filmemacher." Wer aus dem Kinosessel mit moralischer Überheblichkeit die innere Emigration eines sehr gebildeten und nachdenklichen Künstlers verurteilt, verwechselt die 90-minütige Dramaturgie eines Films mit dem echten Leben von Millionen, Filmblut mit wahrem Leid und echter Lebensgefahr. Gegen diese satte Wohlstandshaltung, die Regimes wie Schachfiguren stürzen will, könnten noch mehr von diesen klugen iranische Filme helfen.