1.8.10
Themba
BRD, Südafrika 2010 (Themba) Regie: Stefanie Sycholt mit Junior Singo, Patrick Mofokeng, Emmanuel Soginase 108 Min.
Einen völlig verspäteten, angeblichen Fußball-Film als „Punktlandung nach der WM 2010“ zu bezeichnen, ist ziemlich ungeschickt vom Verleih. Schlimmer allerdings, einen an sich ernstgemeinten Film zum Thema Aids in Südafrika mit einem fürchterlich (schau-) spielenden Jens Lehmann zu bewerben. Denn die Geschichte vom jungen Themba - nach dem Roman „Themba” von Lutz van Dijk - erzählt hauptsächlich viel von seinem erschreckenden familiären und sozialen Umfeld sowie vom mörderischen Verschweigen von Aids. Aber im nur gut gemeinten Film geriet zuviel durcheinander.
Wussten Sie, dass Menschen in Südafrika weit für ihr Wasser laufen müssen? Dass Aids viele Familien völlig zerstört? Dass Armut auch vor schön gefilmter Landschaft schlimm sein muss? Schon nach der ersten halben Stunde ist man aufgeklärt, spart man sich Artikel der Bundeszentrale für Politische Bildung, die mit solchen Schlagzeilen aufmachen: „In Südafrika sind achtzehn Prozent der Einwohner mit dem HI-Virus infiziert, jährlich sterben mehrere hunderttausend Menschen an Aids. Trotzdem geht die Jugend leichtfertig mit dem Thema um. Ein Erziehungsprogramm soll helfen.“ (Claudia Isabel Rittel)
Nun, „Themba“ scheint eindeutig in das „Erziehungsprogramm“ zu gehören. Nichts Spielerisches steckt in diesem Spiel-Film, der doch gerade von einem jungen Fußball-Spieler handelt.
Als Junge wehrt sich Themba gegen den neuen Mann im Haus der alleinerziehenden Mutter. Als diese auf der Farm entlassen wird (Problem 1), muss sie zur Arbeit nach Kapstadt (Problem 2) und lässt die Sohn und jüngere Tochter bei dem alkoholkranken und HIV-positiven Luthando (Problem 3+4) zurück. Trotzdem träumt Themba zusammen mit seinem besten Freund, dessen Mutter an Aids starb (Problem 5), vom Erfolg als Fußball-Star. Obwohl Themba sehr talentiert ist, muss er ohne Schuhe (Problem 6) und mit einem Ball aus Plastiktüten spielen (Problem 7). Dann erleben wir, wie Themba ein paar Jahre später von Luthando vergewaltigt und auch HIV-positiv wird, mit der Schwester flieht, die Aids-kranke Mutter in Kapstadt aus der Gosse rettet und dank finanzieller Unterstützung von Jens Lehmann (großes Problem) ein ziemlich reicher Fußball-Profi wird. Jetzt noch ein emotionales Geständnis nach dem schwach inszenierten Fußball-Finale und der Film kann im Sammelhefter für nur gut gemeinte Problemfilme landen.
Mit „Life, Above All“, der Verfilmung eines Romans von Allan Stratton, kommt übrigens im November ein viel besserer Film von Oliver Schmitz, auch für Jugendliche und auch zu genau dem gleichen Thema - nicht Fußball, sondern: Aids - in unsere Kinos.