2.8.10

Kindsköpfe


USA 2010 (Grown Ups) Regie: Dennis Dugan mit Adam Sandler, Kevin James, Chris Rock, David Spade, Rob Schneider 102 Min. FSK: ab 12

Hier ist er, der endgültige Lackmus-Test, dass Pinkeln im Schwimmbad peinliche dunkelblaue Wasser-Flecken macht. Wem diese Art Humor nicht schmeckt, kann hier schon abschalten. Allerdings schafft es Adam Sandler, als Hauptdarsteller, Ko-Autor und Ko-Produzent einer weiteren Happy Madison-Produktion mit seiner Truppe aus einer Menge Blödsinn tatsächlich einen melancholischen Mehrwert zu generieren.

„Grow up!“ rufen sich die fünf Kumpels zu und die Aufforderung, endlich erwachsen zu werden, ist sehr angebracht. 30 Jahre nach einem erfolgreichen Basketball-Spiel an der Schule treffen sich die Freunde mit ihren Familien zum Begräbnis ihres geliebten Trainers wieder. Es wird ein 4th of July-Wochenende am historischen Haus am See, denn hier haben zum Entsetzen der Kinder die Fernseher hinten noch eine Röhre dran.

Vor allem der gutherzige Hollywood-Produzent Lenny Feder (Adam Sandler), verheiratet mit der egoistischen Modedesignerin Roxanne (Salma Hayek), auch Workaholic-Drachenlady genannt, trägt eine tiefe Sehnsucht nach der eigenen Jugend mit sich. Am See soll sie sich in seinen verwöhnten und völlig digital verseuchten Kids verwirklichen, aber zuerst wissen die Kinder nicht, was sie ohne Videospiele und Handys machen sollen.

Unausweichlich wird hier auch Lebensbilanz gezogen, Midlife-Crisis und Beziehungs-Müdigkeiten blitzen auf, doch die fünf Minuten Gruppen-Geständnis und sein paar Gramm Lebensweisheiten hebt der Film sich für ganz spät auf. Zuerst wird herumgealbert und irgendwann kann man nur noch staunen über derart bekloppten Blödsinn. Die pubertären Scherze scheinen anfangs dem Prinzip zu folgen, dass Figuren und Themen mit dem Zielpublikum altern, aber sich vor allem nicht weiter entwickeln. Da wird munter mit Muttermilch rumgespritzt und das von der Prostata bedrängte Urinieren ereignet sich auch exhibitionistisch peinlich. Der geruhsame Fünfer-Blick auf den See wird prompt aufregend, wenn ausgerechnet der kleinste Kumpel Rob (Rob Schneider) zwei scharfe Töchter mit Modellmaßen auffährt.

Ganz wundersam wandelt sich dieser „american fun“ zu einem Fest der Freundschaft, das sich mal nicht verlogen anfühlt. Zuerst kann man sich humormäßig hemmungslos in die Jugendzeit zurückbewegen, dieses Wochenende frei Schnauze gerät dann auch zum Jungbrunnen für das Sexualleben der Paare. Das Glück zwischen Familien und Freunden ist so vollkommen, dass Lenny zwar auch im wiederholten Finale noch einmal die Jugend aufleben lassen kann, aber dort nur sozial der Sieger zu sein braucht.

Adam Sandler gelang zusammen mit seinen Kumpels, seinen „regulars“, die immer wieder in seinen Film auftauchen, wieder einmal der Zaubertrick seiner Karriere: Über zügel- und schamlosen Humor vermittelt er immer mal wieder humanistische Werte und anrührenden Tiefgang. Dabei stehen Sandler sein vertrauter Regisseur Dennis Dugan („Big Daddy“) und eine ganze Handvoll guter Komödianten (ein jubelnder Gastauftritt von Steve Buscemi sei besonders vermerkt) zur Verfügung, die sich diesmal nicht nur lächerlich machen.