16.8.10

Das letzte Schweigen


BRD 2010 Regie: Baran bo Odar mit Ulrich Thomsen, Wotan Wilke Möhring, Katrin Saß, Burghart Klaußner, Sebastian Blomberg, Karoline Eichhorn 114 Min.

Manchmal kann man im Film etwas lernen: Bei diesem zum Beispiel den kleinen aber feinen Unterschied zwischen einer Geschichte mit  starken Bildern und starken Bilder, die ganz alleine schon eine Geschichte erzählen. „Das letzte Schweigen“ beginnt mit eindrucksvollen Bildern eines sommerlich flirrenden Getreidefeldes aus der Luftperspektive. Vorher sah man aus der gleichen gottgleichen Perspektive ein altes rotes Auto aus einer Garage fahren. Das Auto ist alt, weil sich alles vor 23 Jahren abspielt - sieht aber trotzdem toll aus!

Im Kornfeld wird bald ein junges Mädchen vergewaltigt und ermordet. Wir kennen den Täter, doch erst als sich 23 Jahre später die Tat beinahe identisch wiederholt, greift die Polizei den nie geklärten Fall wieder auf. Wobei „die Polizei“ sehr differenziert vorgeht: Der einstige, gerade pensionierte Kommissar (Burghart Klaußner) beginnt ein Verhältnis mit der Mutter des damaligen Opfers. Der aktuelle, David (Sebastian Blomberg) verhält sich seltsamer als „Monk“. Fast heulend vor der irritierten Mutter stehend, fragt er sie, ob der Verlustschmerz jemals aufhören würde - er habe vor kurzen seine Frau an Krebs verloren. Sein Vorgesetzter blickt dagegen überhaupt nichts, macht aber eifrig Karriere. Und ein Zeuge von damals wird aus seinem perfekten Leben mit seinen zwei Kindern gerissen...

Also schon mal gute Bilder und gebrochene Charaktere auf der Habenseite. Dazu ist die Verfilmung des Romans „Das Schweigen“ von Jan Costin Wagner mit Sebastian Blomberg, Ulrich Thomsen, Wotan Wilke Möhring, Burghart Klaußner und Katrin Sass ziemlich gut besetzt. Aber letztlich dekorieren die Bilder nur einen sehr gut besetzten, aber konventionellen Krimi, dem irgendwann die Substanz der Geschichte ausgeht, der keine der gut angelegten Figuren zu ganz großer Dramatik führt.

Dabei wagte der in der Schweiz geborene Regisseur und Drehbuchautor Baran Bo Odar einen großen Schritt: Mit seinem täglichen „Tatort“ ist Deutschland zwar einig Krimiland - jedoch nur im Fernsehen. „Das letzte Schweigen“ traut sich auf die ganz große Leinwand und passt dort auch über lange Strecken hin. Am Ende war es jedoch nur der übliche Verdächtige mit Art einer Gesellenstück Hannibal Lectors. Nicht unspannend, aber auch kein wirklich großer Kino-Krimi.