18.8.10
Männer im Wasser
Schweden, BRD 2008 (Allt Flyter) Regie: Måns Herngren mit Jonas Inde, Amanda Davin, Andreas Rothlin-Svensson, Jimmy Lindström 102 Min. FSK o.A.
Der Autor muss gestehen, dass Synchronschwimmen für ihn bislang nicht unter Sport rangierte, eher unter Comedy, unfreiwillige Comedy. Die feucht-fröhliche Komödie „Männer im Wasser“ aus Schweden überzeugte zwar immer noch nicht, das Knapp-über-Wasser-Grinsen als olympisch zu akzeptieren, machte aber auf jeden Fall eine Menge Spaß.
Zuerst war es ein Partygag beim Junggesellenabschied, doch das Video entwickelte sich bereits auf der Hochzeit zum Hit: Ein paar Kumpels, die sich vom Hallenhockey kennen, äfften in Badeanzügen und Tüll die Albernheiten der Synchronschwimmerinnen nach. Eine alkoholisierte, tolle Travestie, die prompt ein hoch dotiertes Angebot zur Wiederholung erhält. Nun sammeln die nicht mehr ganz knackigen oder fitten Jungs ein paar Nasenklammern vom Beckenboden auf, kaufen sich unter beständigem Schwulen-Verdacht Badeanzüge („es ist ein Geschenk“) und gehen als einzige männliche Synchronschwimmer Schwedens bald den Kampf gegen Diskriminierung an. Dabei war Synchronschwimmen vor über 100 Jahren nur für Männer zugelassen und durchaus ernstzunehmen. Anfangs geschieht das alles noch mit dem Ziel, sich endlich wieder ein Halle für das geliebte Hockey leisten zu können. Irgendwann gefällt den verhinderten Torschützen das Ringelreihen im Wasser derart, dass sie in Berlin den Weltpokal holen wollen. Es ist also nur noch zu klären, ob alle eine Pediküre machen müssen - schließlich hat man ja dauernd die Füße der Mannschaftskollegen im Gesicht
Antreiber bei all diesen Aktionen ist der arbeitslose, getrennt lebende Journalist Fredrik (Jonas Inde). Er ist ebenso frustriert wie kompetitiv, sogar beim Kicker mit der Tochter will er vor allem nur gewinnen. Unsympathisch verbissen verfolgt er seinen Egotrip, bei dem das Team nur die zweite Rolle spielt. Eigentlich ist er noch viel zu unreif, um sich um seine 16-jährige Tochter Sara (Amanda Davin) zu kümmern. Doch gerade das ist jetzt angesagt, weil die Mutter einen Job England angenommen hat.
Regisseur Måns Herngren gelang es, eine ganze Menge Themen völlig entspannt in diese tolle, herzliche Geschichte zu integrieren. Dabei gibt es immer wieder grandiose Lachnummern, wie der Wettbewerb im Luftanhalten mit der sehr erwachsenen Tochter und dem verzweifelt strampelnden Vater Fredrik. Symbolisch äußerst treffend auch das langsame Absinken von Frederik, der sich einfach nicht treiben lassen kann. Das führt zu aberwitzigen Begegnungen mit den Tauchern, die ihre Trainingshalle mitbenutzen. Die Synchronschwimmer bekommen die obere Hälfte des Wassers! In der Trainingsphase üben zwei Automechaniker die Stellungen auf ihren Rollbrettern. Formationen, die übrigens Molekülstrukturen von Aufputschmittel nachbilden - ein komplexer Doping-Kommentar.
„Ganz oder gar nicht“ mit den strippenden Arbeitslosen aus England wäre die Referenz ins Sachen Wohlfühl-Komödie, könnte aber auch Leitspruch für Frederik sein. Bis zum Finale, denn er hat inzwischen mitbekommen, dass es im Leben wichtigere Dinge als das Gewinnen gibt. Der Film schließt sich an und ist dabei nicht so verlogen wie die meisten Hollywood Filme.