16.8.10

Salt


USA 2010 (Salt) Regie: Phillip Noyce mit Angelina Jolie, Liev Schreiber, Chiwetel Ejiofor, Daniel Olbrychski 100 Min. FSK: ab 16

“Salz auf unserer Haut” hieß einmal ein mäßiger Film nach einem kurzzeitig erfolgreichen Roman. Es ging vor allem um Sex, schwitzigen Sex, deshalb das Salz auf der Haut. Bei der Geheimagentin, die Evelyn Salt heißt, also Salz auf Englisch, ist niemals irgendwo Schweiß oder Salz auf der Haut zu vermuten. In dem Action-Film „Salt“ vom ehrenwerten Routinier Phillip Noyce („Dead Calm“, 1989) geht es zwar nicht um etwas Sexuelles, aber wenn man/frau ein ganzes Kollektiv kommunistischer Konterrevolutionäre aus dem Weg räumt und nebenbei die Welt rettet, dann könnte das doch auch für Frau Salt oder Frau Jolie oder Fräulein Croft anstrengend sein. Sie muss ja nicht gleich im Bruce Willis-Stil ihre Dessous durchschwitzen, aber ein Perlchen auf der Oberlippe oder der Stirn vielleicht? Nix da, Salt kämpft sich durch wie bundesdeutsche Öko-Straßen im Winter: Salzfrei! Eine Kampfmaschine auf Autopilot gestellt, ganz wie der Film selbst. Das wird dann keine gute Action und macht nebenbei auch nicht schön, all diese Power und Gewalt.

Das ist nicht nur ein Faustschlag ins Gesicht: „Salt“ beginnt mit heftigen Folterszenen in Nordkorea. Doch die Evelyn Salt (Angelina Jolie) beharrt schreiend und wimmernd, sie sei keine Agentin. Bis der CIA ihre Angestellte per Gefangenenaustausch rausholt. Macht er sonst nicht, doch Salts deutscher Freund Mike Krause (August Diehl) hat wohl in den USA so viel Theater veranstaltet, dass die Geheimagenten nicht anders konnten. Jetzt freut sich Salt auf einen Bürojob und das Abendessen mit Herrn Krause, da erklärt ihr der russische Überläufer Orlov (Daniel Olbrychski) im Verhör, dass sie selbst eine russische Spionin sei und von Kindesbeinen drauf programmiert, ihren Auftrag auszuführen. Der lautet, einfach mal den US-Präsidenten umbringen. Nach dieser Aussage verschwindet Orlov mitten aus dem CIA-Hauptquartier und auch Salt lässt sich nicht länger aufhalten, weil ja Herr Krause mit dem Abendessen zu Hause wartet.

Mit Feuerlöscher und ein paar Putzmitteln bastelt sich die Frau von heute eine Panzerfaust, dann geht es nach viel Rennen und Schießen zum fröhlichen LKW-Hüpfen im fließenden Verkehr. So wie ansonsten Schwarzenegger und Bond. Aber wie unkaputtbar Salt ist, zeigten ja schon die Folterszenen am Anfang. Die atemlose Action lässt nie Zeit zur Entwicklung der Personen, aber Salt ist ja auch keine Person, sondern eine veritable Kampfmaschine. Die Grundidee stammt von „Der Manchurian Kandidat“ und damit sich auch jeder erinnert, spielt Liev Schreiber, der im schwachen Remake Frank Sinatra ersetzte, den Chef von Salt. August Diehl macht übrigens Franka Potentes Action-Karriere nach: Romantischer Kurzauftritt und dann schnell umbringen lassen.

„Salt“ hat scheinbar alles, was man so im Kinosommer zum Popcorn braucht. Auch wieder eines dieser Enden, das Fortsetzung schreit, wenn sich die Spur von Salt wie die von Jason Bourne in einem Fluss auflöst. In den USA hat sich das Publikum allerdings dagegen entschieden. Mal sehen, ob die deutschen Zuschauer noch etwas Salz in diese Wunde streuen können