11.8.10

London Nights - Unmade Beds


Großbritannien 2008 (Unmade Beds) Regie: Alexis Dos Santos mit Déborah François, Fernando Tielve, Michiel Huisman 97 Min. FSK    ab 12

„Es gibt Menschen, die schlafen ihr ganzes Leben im selben Bett.“ Das kann Axl (Fernando Tielve) nicht verstehen, der in 20 Betten und auf einem Sofa wach wurde, seit er von Madrid nach London kam, um seinen Vater zu suchen. Süß und witzig, wie der Junge am nächsten Morgen nie mehr irgendwas weiß, vor allem nicht, wie er in das jeweilige Bett gekommen ist und wer da neben ihm liegt.

Neben ihm, in dem sehr lebendig besetzten Haus, in dem Axl schließlich länger bleibt, wohnt die melancholisch verträumte Vera (Déborah François). Sie ist überzeugt, ihr ganzes Glück einst in einem Hecken-Labyrinth aufgebraucht zu haben und seitdem bei jedem Abzweig im Leben die falsche Richtung zu wählen. Trotzdem gibt sie nicht auf und verbringt eine Nacht mit dem charmanten Typen, der behauptet, das Gepäck am Flughafen zu durchleuchten. Doch Geschichte des Röntgen-Mannes ist sicher ebenso erfunden wie ihre. Und ebenso verrückt romantisch wie die Idee, sich keine Telefonnummern zu verraten und das nächste Treffen nur recht vage zu vereinbaren. Zwischendurch macht Vera Fotos von benutzten („unmade“) Hotelbetten und schleppt die in gescheiterten Beziehungen abgenutzten Matratzen in den Keller. Zu ihren anderen verrückten Ideen gehört es, beim Job in der Bücherei die Bände schelmisch ins falsche Regal einsortieren, damit die Kunden mal etwas Unerwartetes entdecken. In diesem Sinne überrascht auch „London Nights - Unmade Beds“, das Meisterwerk des vom Mainstream abseitigen Kinos.

Wenn Axl nicht unerkannt mit seinem Vater, der Immobilienmakler ist, Wohnungen besichtigt, folgt er Tagträumen und nachts verwandelt man sich - für einen Videoclip - in Tiere. Abend geht diese in ihren Wünschen und Sehnsüchten verlorene Generation passenderweise zu Live-Konzerten in den „Lost & Found“-Club (der sich als einziger Ort des Films nicht in London, sondern in Nottingham befindet).

Es geht diesem kreativen Haufen junger Menschen um Orientierung in Sachen Freundschaft, Liebe und auch sexuell. Dabei ist alles außergewöhnlich. Das Sich-treiben-lassen bestimmt den Fluss und die Stimmung des Films, der passend dazu schön sprunghaft montiert wurde. Er arbeitet mit Unschärfen, Off-Kommentaren und Fotos, um das Lebensgefühl Axls in London möglichst gut nachvollziehbar zu machen. Die Bilder sind nicht "perfekt" kadriert und auch schon mal grobkörnig. Sehr gute Darsteller machen dies Gefühl glaubhaft, ein super Soundtrack (von Black Moustaches dreckigem „Hot Monkey Hot Ass“ bis zu Tindersticks’ melancholischen „Cherry blossoms“) vertont es. Nicht nur wegen vieler traumartiger Zustände ist dieser Film ein Traum.