16.8.10

Briefe an Julia


USA 2010 (Letters To Juliet) Regie: Gary Winick mit Amanda Seyfried, Vanessa Redgrave, Gael García Bernal, Christopher Egan 105 Min. FSK: o.A.

Bei den vorgezogenen Flitterwochen in der Toskana denkt Victor (Gael García Bernal) nur an sein Geschäft, das sich um Essen und Trinken dreht. Völlig verzückt vernachlässigt er seine Frau noch mehr als vorher. Abgeschnitten von vorehelicher Romantik findet Sophie (Amanda Seyfried) in Verona unter dem vermeintlichen Balkon Julias eine Gruppe Italienerinnen, die Briefe von unglücklich verliebten Frauen beantworten. Hinter einem Stein entdeckt die New Yorker Journalistin, die gerne über wahre Liebe schreibt, einen vor fünfzig Jahren übersehenen Brief. Auf Sophies Antwort hin reist die Seniorin Claire (Vanessa Redgrave) aus England an, um doch noch Lorenzo, die Liebe ihres Lebens zu finden - nachdem ihr falscher Ehegatte freundlicherweise kürzlich verschieden ist. Nun gibt es in der Gegend sehr viele Lorenzo Bartolinis und die Film-Suche entwickelt sich zu einen Werbevideo des italienischen Fremdenverkehrsverbandes, übergossen mit einer schwer erträglichen Musiksoße. Die wälzt sich auch in die Gehörgänge, wenn Gefühle angesagt sind - also sehr oft in diesem Film. Denn Claires Enkel Charlie (Christopher Egan), der die alte Dame begleitet, ist gar nicht so Romantik-imprägniert wie er immer tut. Wie es weiter geht, kapiert sogar die Brandschutz-Tapete im Kino, da gibt sich der Film nicht die geringste Mühe, irgendwas Ungewöhnliches zu erzählen. Dreimal verpassen sich schließlich die Liebenden, aber dann kommt der Film endlich zu seinem Ende und es dauert hoffentlich auch 50 Jahre, bis jemand wieder so ein Drehbuch findet und aufgesetzten Italo-Schmalz verzapft.

Nur der Italo-Pop steigert sich unglaublicherweise zu noch schlimmeren englischen Liedchen, in denen irgendwann immer wieder Juliet vorkommt. Die großartige Erkenntnis von Sophie ist: Man sollte auch zusammen sein und gemeinsam was machen wollen, wenn man zusammen ist. Dafür könnte es allerdings einen Nobelpreis für Philosophie geben - oder einen Job bei Dr. Sommer von der Bravo. „Briefe an Julia“ ist so eine Wohlfühl-Romanze von der es jedes Jahr mehrere Ausgaben gibt. Wie beim Wein schlechte und gute. Dies ist eher Salatessig.