11.8.10

8th Wonderland


Frankreich 2008 (8th Wonderland) Regie: Nicolas Alberny , Jean Mach mit Matthew Géczy, Robert William Bradford, Eloïssa Florez 98 Min. FSK ab 12

Die Etats einiger Computerfirmen übersteigen längst die von Staaten. Facebook hat mehr Mitglieder als es Einwohner in den meisten Ländern gibt. Da liegt das erste virtuelle Land wirklich nicht weit weg: 8th Wonderland ist eine wachsende Internet-Gemeinschaft, die in die Weltpolitik eingreift.

So hängen plötzlich Automaten in jeder Kirche des Vatikans und spenden Kondome mit Hostien-Geschmack. Eine andere nette Aktion ist die Entführung des - jährlich „begnadigten“ - Truthahns vom US-Präsidenten, um auf die Todesstrafe ohne Begnadigung bei Menschen hinzuweisen. Oder die Entführung von drei Superstars des Fußballs, die unter vorgehaltenen Waffen in Sweat Shops mit kleinen Kindern für einen Hungerlohn Sportschuhe von „Ad’Air“ nähen müssen.

Die Aktionen und Reaktionen werden in einem vielsprachigen Strom vermeintlicher Fernsehbilder mit relativ wenig Spielhandlung präsentiert. Dazwischen viel plakatives Gerede in einem Chatroom, der schon heute so veraltet wirkt, wie ein Computerfilm aus den 80er Jahren. Andere subversive Aktionen wie die sabotierte Übersetzung eines Präsidententreffs mit dem Zickenkriegs der First Ladys verlaufen auf dem Niveau von Pennälerscherzen. Trotzdem verhindert 8th Wonderland einen schmutzigen Deal mit Atomkraftwerken. Radikal wird es, wenn der G8-Gipfel erfährt, das jeweils ein Familienmitglied der Präsidenten mit Aids infiziert wird. Die Mittel gegen Aids steigen sofort weltweit auf ein vernünftiges Niveau. Aber die etablierten Geheimdienste haben auch einen neuen Feind.

Organisationen wie Greenpeace, Attac oder Sea Shepherd sind mit ihren Aktionen zwar nicht virtuell aber sehr präsent. Bis auf die Grundidee von „8th Wonderland“, das politische Handeln im Internet zu koordinieren, hat der Film nicht viel utopische Kraft. Dabei würde solch ein Chat schon mit fünf Teilnehmern nicht mehr funktionieren. So ist es nicht besonders interessant, diesen virtuellen Robin Hoods zuzusehen. Am Ende gibt es Klagen gegen zwei TV-Sender, weil diese „allzu debile“ Programme ausstrahlten und so die Gesundheit von Millionen Menschen schädigten. Eine problematische Forderung, denn auch vieles in diesem Film beleidigt die Intelligenz.