20.2.06
Entgleist
GB 2005 (Derailed) Regie: Mikael Håfström mit Clive Owen, Jennifer Anniston, Vincent Cassell, Melissa George, Giancarlo Esposito ca. 100 Min.
Der liebevolle, aber leicht frustrierte Ehemann und Vater Charles Shine (Clive Owen) trifft im Zug zur Arbeit die witzige, selbstbewusste Lucinda Harris (Jennifer Aniston). Sie reizen sich mit Humor und Charme, gehen zusammen essen und dann ins Bett. Der gemeinsam doppelte Seitensprung mit Haltungsnote verkrampft wird im billigen Hotel plötzlich von einem Gangster (Vincent Cassel) unterbrochen. Die Romanze entgleist zum heftigen Krimi, denn der brutale Franzose vergewaltigt nicht nur Lucinda, er erpresst Charles auch und bedroht dessen Familie. So lange, bis Charles beginnt sich zu wehren. Dabei rutscht er immer tiefer in die Sache rein, bis er auch noch mit einem Mord zu tun hat.
Die Geschichte wird als Erinnerung aus dem Knast erzählt. Charles diktiert seiner Tochter für einen Aufsatz: "Der Autor fesselt den Leser, indem er die Geschichte immer wieder überraschend wendet." So aufmerksam gemacht, entdeckt man frühe Hinweise auf Täuschungen und Masken. Doch die häufigen Wendungen belasten die psychologische Integrität der Hauptfigur: Charles Shine wirkt zeitweise albern, wenn er immer genau das Falsche macht. Und völlig unglaubwürdig, wie er dann in Rambo-Manier aufräumt. Der Schein trügt hier zu oft. (Und als weitere Entgleisung propagiert der Thriller die Selbstjustiz des kleinen Mannes.)
Dabei sieht Clive Owen sehr gut aus in der Rolle. Ist aber auch nicht schwer, neben der Ex-"Friends"-Fernsehschauspielerin Jennifer Aniston zu glänzen. Sie versucht seit Jahren vergeblich, auf der großen Leinwand anzukommen.
Nachdem sich alles wunderbarer Weise auflöst, schlägt die Story noch einen letzten Hacken. Doch das ist längst nicht mehr originell, das ist der übliche Nachschlag, den meist billige Horrorfilme servieren. Nebenbei wirkt es auch ziemlich prüde und bigott, wenn ein Seitensprung so drastisch abgestraft wird.