13.2.06
Aeon Flux
USA 2005 (Aeon Flux) Regie: Karyn Kusama mit Charlize Theron, Marton Csokas, Jonny Lee Miller 93 Min. FSK ab 12
Sie kann keiner Fliege etwas zuleide tun, aber einer ganzen Reihe von Wachmännern ruckzuck das Genick brechen. Hallo Aeon Flux, bitte reih' dich ein bei den anderen Kino-Amazonen, Lara Croft, "Elektra" ... Mit futuristischen Stretchanzügen und viel Flicflac a la "Blade Runner" huscht Aeon (Charlize Theron) flugs durch eine Zukunftswelt.
Zum Glück ist sie so flink, sonst würde man bemerken, dass die Zukunft recht oberflächlich daherkommt: Im Jahr 2415 überlebt nur noch ein kleiner Rest der Menschheit in der abgeschirmten Stadt Bregna. Alle anderen wurden von einem Virus dahingerafft. Jetzt sollte es allen gut gehen, doch immer wieder verschwinden welche und eine unerklärte Traurigkeit beseelt die älteren Menschen. Gegen die Regierung und ein sehr brüchiges Glücksgefühl kämpfen die Rebellen, unter ihnen Super-Agentin Aeon Flux.
Ihre Aufträge erhält sie aufgelöst in einem Schluck Wasser, dann spricht die Rebellenführerin (wie in "North Country" ist Frances McDormand wieder Therons Partnerin) direkt im Gehirn. Dann geht es hüpfend und springend in den raffiniert bewachten Regierungspalast. Infizierte werden hier schon im Kino nach dem Joystick fingern. Im Moment des Tyrannenmords nennt der Vorsitzende Trevor Aeon überraschend beim Namen "Catherine". Aeon hält irritiert inne und macht sich im Zentrum der Macht auf der Suche nach einem Geheimnis.
Hochspannend sind bei "Aeon Flux" - nach einer in den 90er Jahren mal kurz gesendeten MTV-Zeichentrickserie - nur die Stretchklamotten, der Rest ist dünn und durchsichtig. Guter Science Fiction dekoriert sich nicht nur mit Zukunft, er transportiert auch immer Ideen. Als Reflektion oder als reizvolle Erweiterung des Bekannten. Der uninteressante Zukunfts- und Actionfilm der "Girlfight"-Regisseurin Karyn Kusama spielt mit Körpererweiterungen. Aeon hat neben dem immer tiefen Ausschnitt ein ganzes Chemielabor im hochhackigen Absatz und ein drittes, wegklappbares Auge zur Spektralanalyse. Aber es dreht sich nicht um die Erweiterungen menschlicher Fähigkeiten, die Unfruchtbarkeit der Menschheit ist zentrales Problem. Alle sind nur noch Kopien in der 7.Generation. Das hat allerdings gar nichts mit irgendwelchen Diskussionen um Genmanipulation oder Klonethik zu tun. Das ist nur Handlungsmechanik ohne weitere Denktiefe.
Und so oberflächlich attraktiv wirkt auch das ganze Action-Kunststückchen um Spione und Verräter. Es bleiben wenige skurrile Momente in der Erinnerung, etwa ein kahler Pete Postlethwaite als mysteriöses Wesen in einem qualligen Luftschiff und seiner witzigsten Rolle seit dem Priester in "Romeo und Julia". Und das Suchen nach bekannten Berliner Dreh-Orten oder deutschen Darstellern in Nebenrollen.