5.11.12

Das Schwergewicht

USA 2012 (Here comes the boom) Regie: Frank Coraci mit Kevin James, Salma Hayek, Henry Winkler, Bas Rutten 105 Min. FSK ab 12

Das schleicht sich einer verspätet in die Klasse, indem er übers Fenster einsteigt. Da es der Biologie-Lehrer ist, kann man vermuten, „er ist mit dem Klammerbeutel gepudert", wie es in ganz alten Pennäler-Filmen heißt. Dass er sich im Verlauf dieser mäßigen Komödie sogar regelmäßig auf den Kopf schlagen lässt, um den Lehrkörper zu finanzieren, zeichnet ein trostloses Bild öffentlicher US-Bildungseinrichtungen.

Scott Voss (Kevin James) ist konsequent Egoist und gemütlicher Beweis dafür, dass auch ein angestellter Erwachsener kaloriensparend herumhängen kann. In einem unerklärlichen Moment von Mitleid oder Trotz meint Scott, alle Kollegen sollten für den alten Musiklehrer Marty Streb (Henry Winkler) sammeln, dem Vaterschaft und Entlassung droht. Doch niemand macht mit, außer Salma Hayek, die sich als Krankenschwester Bella Flores (sic!) fehlbesetzt auf diese notleidende Schule verirrt hat. Über einen kantigen Holländer, den Scott bei Einbürgerungskursen unterrichtet, kommt der dickliche und schlaffe Lehrer schmerzlich mit Mixed Martial Arts in Berührung. Weil man bei diesem brutalen Kampfsport selbst als Verlierer mehr verdient, als in der Erwachsenenbildung, lässt sich das Weichei etwas unfitter machen und heftig verprügeln. Der Rest ist langweilig und wird nur vom typisch amerikanischen Kampf-Sport-Finale unterboten.

Jedem Kind ein Instrument und jedem Lehrer ein Kampfsport-Nebenjob - diese Lösung riecht nach Buschkowsky oder Sarrazin, obwohl der Unterricht mit weichgeklopfter Birne sicher nicht besser wird. Für „Dickie als Rocky" hat der Durchschnitts-Komödiant Kevin James kräftig abgenommen, die Konzentration von Witzfigur zu Figur gelang jedoch nicht. Komischerweise sind alle seine Mitspieler besser und witziger als die unwahrscheinliche Hauptfigur. Nur Hayek kommt diesmal mit den Albernheiten ihrer Rolle gar nicht zurecht- die Drogen-Königin in „Savages" steht ihr wesentlich besser. Ob Kevin James' Karriere mit diesem Film (nach eigenem Drehbuch!) nachhaltig Schaden genommen hat und er wieder als Paketausträger in Queens arbeiten oder die Hauptrolle in „Million Dollar Baby 2" übernehmen muss, wissen wir noch nicht. Dass vor allem Neil Diamonds Song „Holly Holy" hängen bleibt, spricht nicht für den Film, der mit mehr Sorgfalt eventuell erträglich gewesen wäre.