USA 2012 (The Twilight Saga: Breaking Dawn - Part 2) Regie: Bill Condon mit Kristen Stewart, Robert Pattinson, Taylor Lautner, Billy Burke, Peter Facinelli ca. 120 Min.
Wir wissen nicht, was Vampire alles an Hormonen riechen würden bei so einer fast rein weiblichen Twilight-Abschiedsvorstellung, aber akustisch ist ein Abend „Breaking Dawn 2" schon sehr Hühnerhof mit all dem Gegackere. Damit hat sich der Kritiker direkt diskreditiert. Er konnte noch nie was mit diesem Vampir-Schmachten um Bella und Edward anfangen, von dem es jetzt noch mal eine sehr dicke Ladung gibt. Dazu liefert selbst der sehr verehrte Regisseur Bill Condon („Gods and Monsters") nur einen dieser schematischen Finalfilme ab, die halt vorhersehbar auf das finale Gemetzel hinlaufen. Mit einer reizvollen Volte, die wir vielleicht am Ende preisgeben...
„Breaking Dawn 2", dieser Teil 2 von Teil 4 ist nichts für Anfänger, deshalb hier die Zusammenfassung: Ja, Highschool-Mädel Bella braucht jetzt kein Puder mehr für ihre Emo-Rolle, ihr niemals strahlender Vampir-Lover Edward hat sie nicht nur geheiratet, sondern auch gebissen. Jetzt erlebt sie natur-blass die kraftvolleren Sinne und die maßloseren Kräfte der Untoten - das ist längst nicht mehr Kitsch, das ist schon Parodie: Per Zeitraffer geht es durch Wald, das liebe Mädel mit Blutdurst erlegt direkt den Puma statt das Reh. Dazu gibt es noch beider Baby - oooooh!!! Das Glück des Cullen-Clan ist eine Mischung aus Bausparkassen-Werbung und Ikea-Katalog. Der Vampirsex läuft mit Weichzeichner ab statt mit Trümmern. Kurz: Laaaaangweilig!
Zum Glück gibt es ja noch die Volturi, die Obervampire. Weil die als Rassisten immer alle anderen umbringen wollen und weil ihr Boss Ago von Michael Sheen, dem einzig guten Schauspieler weit und breit, gespielt wird. Kristen Stewart überschreitet derweil ihre darstellerischen Grenzen. Wenn sie als Vampir die langsamen Bewegungen eines Menschen imitieren soll, ist das erschreckend schlecht und nicht komisch. Auch ansonsten halten all diese schönen Edel-Vampire meist die Gesichter für Star-Poster hin. Wenn sich eines dieser heroischen Porträts in einen Leni Rieffenstahl-Gedenkkalender verirrte, es fiele nicht auf!
Handlung oder Drama gibt es derweil immer noch nicht. Erst werden noch Truppen versammelt, dann Trainings-Einheiten eingelegt. So läuft auch jeder Asterix, Herr der Ringe oder Krieg der Knöpfe ab. Nur Fans langweilen sich da nicht. Der ganze Entscheidungs-Schmacht ist wenigstens eine Weile lang komisch. Wenn Jake als Schwiegersohn seiner ehemaligen Liebe Bella nicht willkommen ist (das Halbblut-Kind wächst wundersam schnell, kann fliegen und Klavier spielen) oder seinem Ex-Rivalen Edward das Papa anbietet.
Ein im wahrsten Sinne kopfloses Rennen und Prügeln schließt das Elend ab. Mit der schönen Schleife, als fast alle tot sind und Edward in einen Höhlenschlund gefahren ist, zu sagen: Ätsch, war doch ganz anders. Die Irritation ob solcher hypermoderner Erzählformen besänftigt der Rest dann in den letzten, pazifistischen Minuten mit einer Belohnung für mehr als 10 Stunden Festbeißen in diesen reaktionären Stoff für Klosterschülerinnen von Autorin Stephenie Meyer: Ein Best Of-Clip wie von Youtube, auf einer Magritte-Wiese persönlich von Bella zusammengebastelt! Dann noch mal im Abspann alle Namen und Gesichter der ganzen Chose mit einem Riesen-Seufzer aus dem Publikum. Aus der Schmacht!