USA, Frankreich 2012 (Deadfall) Regie: Stefan Ruzowitzky mit Eric Bana, Olivia Wilde, Charlie Hunnam, Kris Kristofferson, Sissy Spacek, Kate Mara, Treat Williams 94 Min. FSK ab 16
Der erste US-Film vom Österreicher Stefan Ruzowitzky („Die Fälscher") ist ein Knaller: Nur wenige Minuten vergehen, schon knallt ein Auto derart heftig (inszeniert) in eine Schneewehe und von der Straße, dass einem das Popcorn im Hals stecken bleibt. Schlag auf Schlag geht es weiter: der flüchtige Räuber Addison (Eric Bana) erschießt den ersten Polizisten gleich am Unfallort. Dann zieht er mit seiner Schwester Liza (Olivia Wilde) und einer Menge Geld zu Fuß weiter Richtung kanadischer Grenze. Derweil legt Jay Mills (Charlie Hunnam), der Silbermedaillen-Gewinner im Boxen von Beijing, jemanden mit den Fäusten um, kaum dass er aus dem Knast ist. Also flieht auch er in die gleiche Richtung, allerdings zum Elternhaus, wo sich Mama (Sissy Spacek) sorgt und Papa (Kris Kristofferson) grollt. Auf der Strecke nimmt Jay die anscheinend halb erfrorene Liza mit und beim Zwangsstopp in einem Motel kommen sie sich näher.
Wir haben einen guten Kerl und echte Verbrecher auf der Flucht. Eine gute und eine böse Frau. Einen Psychopath auf Mordtrip, einen Killer und Möchtegern-Engel. Den Vater-Sohn Konflikt beim gefallenen Helden und das Gleiche mit Vater und Tochter bei der aufsteigenden Polizistin. Dazu zieht perfekt getimt ein schwerer Schneesturm auf.
Stefan Ruzowitzky schrappt mit „Cold Blood" inhaltlich zwar scharf am B-Picture vorbei, doch formal zeigt er, was er kann: Die Snowmobil-Action ist spannend, die Topshots sehen gut aus. Vor allem bekommt der Österreicher einen ganz starken Cast mit: Eric Bana gibt den Killer wahnsinnig fies. Sissy Spacek, Kris Kristofferson und Treat Williams als Senioren dabei zu haben, kann nie schaden. Letzterer gibt den sexistischen Dorfsheriff, dessen Tochter Hanna (Kate Mara) es nicht nur als einzige Frau unter den Polizisten schwer hat. Sie ist auch einzige mit Verstand und Ahnung vom Job. Bis alle im Haus von Jays Eltern zusammen kommen und sich eine Menge Familiendrama auf der kleinen Farm ballt, entblättern die Figuren brav Vergangenheiten und Traumata.
Mit „Cold Blood" kopiert Ruzowitzky nicht seine einfühlsamen „Fälscher" (2006) oder die revoltierenden „Siebtelbauern" (1998). Das hier ist voll die Genre-Schiene, wie bei seinen Horrorfilmen „Anatomie" und „Anatomie 2" (1999, 2002) - so überdeutlich und vorhersehbar, dass es schon wieder Spaß macht. Zwar kein Punktsieg im (Film-) Traumland Amerika, aber eine Punktlandung allerdings für weitere Filme. Hoffentlich mit etwas weniger Genre-Korsett.