25.8.08

Venedig 2008 Eröffnung mit George Clooney


Venedig. "Burn after reading" lautet der Titel des Eröffnungsfilms der Filmfestspiele von Venedig (27.8.-6.9.2008), die am Mittwochabend auf dem Lido beginnen. "Burn after reading" bedeutet "Nach dem Lesen verbrennen", was Sie mit diesen Zeilen nicht zu machen brauchen, auch wenn eine solche Vorschau schnell seinen Wert verliert, sobald die ersten der über 100 Langspielfilme das Licht des Projektors erblickt haben. Denn unter ihnen sind gleich 49 Welturaufführungen. Bevor man also etwas über die Qualität der Filme weiß, wird abgewogen, wer kommt und wer weg bleibt.

Kommen wollen in erster Reihe aus den USA, die mit 10 Filmen hinter Italien zweitstärkstes Produktionsland sind, die Schauspieler Brad Pitt, Anne Hathaway, Charlize Theron, Marisa Tomei, Ralph Fiennes sowie die Regisseure Joel und Ethan Coen. Aber vor allem kommt George Clooney! Für Clooney ist Venedig ein Katzensprung oder ein Helikopter-Flug von seinem nord-italienischen Sommersitz am Comer See entfernt. So fliegt George so gut wie sicher wieder auf den Lido, wo er im letzten Jahr als Anwalt "Michael Clayton" glänzte. Diesmal spielt er mit Brad Pitt, seinem Kumpel aus "Ocean's 11", in "Burn After Reading", dem neuesten Film der Coen-Brüder ("Fargo", "No Country for Old Men"). "Burn After Reading" eröffnet das älteste Filmfestival außer Konkurrenz und bringt auch noch John Malkovich und Frances McDormand in die Lagunen-Stadt. Malkovich spielt einen Ex-Spion, der seine Memoiren im Fitnessclub vergisst. Zwei Trainer (Brad Pitt, Frances McDormand) finden sie und wollen die brisanten Erinnerungen zu Geld machen. George Clooney gibt in der überdrehten Agenten-Geschichte einen verliebten Regierungsbeamten.

Nicht da sein wird der griechische Regisseur Theo Angelopoulos mit dem zweiten Teil seiner Trilogie zur Geschichte der Griechen in aller Welt. Das Festival wollte ihm nicht seinen Wunschtermin für die Vorführung garantieren. Einige Stars entschieden sich in diesem Jahr für Toronto, das am 4. September sein Festival beginnt.

Im Wettbewerb um die Goldenen Löwen, an dem 21 Filme teilnehmen, blickt die deutsche Kulturnation vor allem auf den einzige rein deutsch produzierten Starter, "Jerichow" von Christian Petzold ("Yella"). "Jerichow" hat mit Nina Hoss und Benno Führmann in den Hauptrollen die gleiche Besetzung wie schon der Petzolds Fernsehfilm "Wolfsburg" aus dem Jahr 2003. Nun ist Petzold mit seinen kühlen Kopffilmen nicht unbedingt ein Kassenknaller, aber vielleicht kann der Prophet ja über den Umweg Venedig breitere Aufmerksamkeit erlangen. Drei Figuren verstricken sich im Dorf Jerichow immer tiefer in ihre Leidenschaften, Wünsche, Abhängigkeiten und Geheimnisse, bis das, was sie voneinander wollen, nur noch um den Preis des Verrats möglich scheint. "Obsessione" und "Wenn der Postmann zweimal klingelt" sollen hier thematisch anklingen.

Weiterhin startet "Rachel Getting Married", ein Familiendrama von Jonathan Demme ("Das Schweigen der Lämmer"). In "The Wrestler" spielt Mickey Rourke unter der Regie von Darren Aronofsky einen Ringer. Kathryn Bigelow inszenierte den Irak-Kriegsfilm "Hurt Locker" mit Ralph Fiennes. Der Deutsche Werner Schroeter zeigt "Nuit de chien / Diese Nacht", eine Koproduktion mit Frankreich und Portugal. Zwei weitere deutsche Koproduktionen sind bei der Löwenjagd dabei, die am 6. September mit der Preisverleihung endet.

Schon am Dienstagabend feiert die "Mostra", wie das Filmfestival offiziell heißt, eine Vor-Premiere in Venedig bei der Open Air-Vorstellung des Ermanno Olmi-Films "La leggenda del santo bevitore", nach Roths "Legende vom heiligen Trinker", auf dem Campo San Polo. Danach verabschieden sich die Filmfestspiele von Venedig größtenteils aus Venedig und finden auf dem der Lagune vorgelagerten Lido statt. Man will sich ja nicht durch zu viel touristische Attraktion von den Filmen ablenken lassen. Der etwas in die Jahre gekommene Festivalpalast wurde dort in diesem Jahr mit einer vom Kameramann Dante Ferretti ("The Aviator", "Sweeney Todd") gestalteten Fassade verkleidet. Nachdem an gleicher Stelle vor dem Roten Teppich 2007 graphisch eine Bombe einschlug, setzen nun drei große geflügelte Löwen zur Landung an. Zu hoffen ist, dass die Wappen der Stadt und des Festivals auch mal beschwingt abheben und zu filmischen Höhenflügen starten.