13.8.08

Elegy oder die Kunst zu lieben


USA 2008 (Elegy) Regie: Isabel Coixet mit Penélope Cruz, Sir Ben Kingsley, Dennis Hopper 108 Min.

Die Altersklagen von Philip Roth, das literarisch ausgezeichnete, ausführliche Jammern des amerikanischen Erzählers, der vor allem um sich selbst und noch mehr um sein Altern kreist – das scheint kein Material für die Spanierin Coixet zu sein. In ihren exzellenten, berührenden Filmen "Das geheime Leben der Worte" und „Mein Leben ohne mich“ stand immer explizit die Perspektive einer jungen Frau (Sarah Polley) zentral.

Nun verfilmte Coixet also Philip Roths Roman "Das sterbende Tier": Der berühmte, reife Professor David Kepesh (Ben Kingsley) vertritt nicht nur die These, dass die Amerikaner neben den puritanischen auch noch lebenslustigere Wurzeln haben. Es lebt sie auch und pflegt rein sexuelle Beziehungen zu Studentinnen nach ihrem Abschluss. So will er es auch mit der aus Kuba abstammenden Consuela (Penélope Cruz) halten, die er mit Goyas Maya vergleicht.

Doch schon in den Gesprächen Kepeshs mit seinem Freund George O'Hearn (Dennis Hopper) zeigt sich eine Irritation: George betont, für das Reden hätte man doch die Familie, die jungen Frauen seien nur für den Sex. Aber die Beziehung von Kepesh mit Consuela ist anders als die anderen Affären des erklärten Lebemannes, der seine Unabhängigkeit so raushängen lässt. Doch seine quälende Eifersucht führt zu Problemen, zeigt, wie abhängig er schon ist. Nach außen lässt er nichts an sich ran, innerlich ist er längst der unbedingten Liebe der jungen Frau verfallen. Die zum Schein aufrecht erhaltene Härte führt zu tragischen Entwicklungen.

Penelope als Studentin, „die weiß, dass sie schön ist, aber nicht weiß, was sie mit ihrer Schönheit tun soll“? Das irritiert am Anfang, aber die Schauspielkunst von der doch mittlerweile reiferen Cruz überspielt auch diese scheinbare Fehlbesetzung. Auch ansonsten ist der um viele Monologe erleichterte Roth von Coixet, ein Genuss. Es ist unvergleichlich, wie die Regisseurin dem harten Gesicht von Kepesh die Traurigkeit auferlegt. Das Leiden in der Stimme von Consuela erschüttert wohl nur im Original so stark. Auf der Tonspur erklingt dazu ein wunderbarer und kluger Musikeinsatz. Wenn Madeleine Peyroux Leonard Cohens „Dance me to the end of love“ singt, dann ist das noch so ein Spiel mit altem Mann und junger Frau. Ebenso eindringlich sind die Beziehungen von Kepesh zu seinem Sohn, zu der älteren, klugen Geliebten Carolyn (Patricia Clarkson) und zu dem alten Kumpel George (Dennis Hopper). Unter der Verfilmung der Spanierin Coixet ("Das geheime Leben der Worte", „Mein Leben ohne mich“) gewinnen die spanischen Elemente der Geschichte, aber vor allem die weibliche Perspektive. „Elegy“, oder das Kunststück, Philip Roth zu verfilmen, ein klug und einfühlsam inszenierter über große Gefühle und große Fehler.