18.8.08

Der Sohn von Rambow


Frankreich, Großbritannien 2007 (Son Of Rambow) Regie: Garth Jennings mit Bill Miner, Will Poulter, Jules Sitruk, Jessica Stevenson, Neil Dudgeon 96 Min.

Im Jahr 1982 kam „Rambo: First Blood“ heraus und im Kino wurde noch kräftig gequarzt. Auch in der englischen Kleinstadt dieses Films sieht man das Kino vor lauter Rauchern nicht. Nur die Nichtraucherhälfte ist leer bis auf den elfjährigen Lee Carter (Will Poulter), der den Film mit seinem Videorekorder aufnimmt - rauchend! Lee ist der Schulrüpel, der Bully, der alle ärgert und quält. Auch die Lehrer. Ausgerechnet dieser unverträgliche Quälgeist freundet sich mit dem stillen Will Proudfoot (Bill Milner) an, um ein liebeswert amateurhaftes Remake des Rambo-Films zu drehen.

Wir wollen jetzt nicht erwähnen, dass man Lee heutzutage für das Abfilmen geköpft und viergeteilt hätte. (Er hätte dabei weiter rauchen dürfen.) Und uns auch nicht aufregen, dass der Rechte-Terrorismus das dämliche „w“ im Titel „Der Sohn von Rambow“ notwendig machte. Denn dieser Film von Freundschaft und einfacher Filmbegeisterung ist einfach zu nett. Das beginnt schon bei der großartigen Besetzung der Rolle Wills: Wie Bill Milner trocken und wortlos die schrägsten Dinge veranstaltet, macht das Hauptvergnügen des Films aus. Dass der harmlos wirkende Will in seinen Zeichnungen eine reichlich wilde Fantasie raus lässt, die immer wieder in Form von Animationen in den Film überschwappt, macht diese Figur spannend. Der strenge Glauben seiner Familie verbietet ihm Fernsehen und Film. Auch deshalb ist es eine Offenbarung, als Will in Lees Garage zufällig „First Blood“ sieht. Nun haben seine Fantasie und Begeisterung nur ein Ziel: Er will ein Amateur-Remake des Rambo-Films drehen.

Anfangs vergnügt sich Lee als Regisseur damit, den kleineren Bill durch die Luft zu schleudern und möglichst heftig irgendwo aufkommen zu lassen. Diese „Spezialeffekte“ helfen den Jungs dabei, sich näher zu kommen. Richtig heldenhaft rettet Lee seinen Star, als dieser nach einem großartigen Lianen-Sprung im Wasser merkt, dass er nicht schwimmen kann. Schnell wird klar, dass beide sich brauchen: Während Will den Filmspass vor seiner repressiven Familie verheimlichen muss, leidet Lee unter der Lieblosigkeit seines großen Bruders. Als sich ein extrovertierter französischer Gastschüler zum Star des Filmprojekt aufspielt, gerät die junge Freundschaft in Gefahr...

„Der Sohn von Rambow“ wurde erst letzte Woche vom Publikum beim Filmfestival von Locarno zum beliebtesten Film gewählt. Und der Wohlfühl-Film über eine mutige Emanzipation aus den Familienklauen einer altmodischen Glaubensgemeinschaft wird auch bei uns ein Publikumsliebling sein. Dem Briten Garth Jennings („Per Anhalter durch die Galaxis“) gelang eine Geschichte über Freundschaft, ein kleine Hommage an Rambo (ohne „w“!) sowie nebenbei ein wenig verschlüsselter Einblick ins Filmemachen und in die Intrigen, die dabei ans Scheinwerferlicht kommen.