Mexiko, Spanien 2020 (Sin Senas Particulares) Regie: Fernanda Valadez, mit Mercedes Hernández, David Illescas, Juan Jesús Varela, 99 Min., FSK: ab 16
In Mexiko ereigneten sich im Jahr 2021 über 34.000 Morde. Und das ist eine Verbesserung im Vergleich zu den Vorjahren! Der mehrfach preisgekrönte Film „Was geschah mit Bus 670?" taucht künstlerisch in diesen unvorstellbaren Zustand der Gewalt ein. Üblicherweise folgen Filme den Flüchtlingen, für die ein rechtloses Nord-Mexiko zur Todeszone wird, siehe „Sin nombre". Diesmal erleben wir die Mutter Magdalena (Mercedes Hernández), deren Sohn Jesús (Juan Jesús Varela) vor zwei Monaten mit einem Freund in Richtung USA aufbrach. Nun wird die Mutter des Freundes gebeten, dessen Leichnam zu identifizieren, und Magdalena macht sich auf, das eigene Kind zu suchen.
Schon die blutigen Kleidungsstücke von vergrabenen oder verstümmelten Leichen, die ihr bei der Polizei gezeigt werden, sind schockierend. Dann die Container voller Leichen. Was mit dem Bus des Sohnes geschehen sein könnte, erfährt sie bei der Transport-Gesellschaft nur geflüstert auf der Frauen-Toilette – die Angst vor den Kriminellen ist in diesem rechtsfreien Raum zu groß. Die Suche nach einem Überlebenden eines der vielen Überfälle führt Magdalena in einer ruhigen Odyssee in menschenleere Landstriche. Dort trifft sich auf einen anderen Flüchtling, der nach fünf Jahren in den USA sein Heimatdorf verlassen wiederfindet. Die Auflösung ist ein Schock ganz anderer Art.
Das eindrucksvolle Debüt der mexikanischen Regisseurin Fernanda Valadez bringt die mörderische Situation ihrer Heimat persönlich nahe. „Was geschah mit Bus 670?" ist auf ruhige Art mitnehmend und bewegend. Die Kamera (Claudia Becerril Bulos) zeigt immer wieder kunstvolle Bilder. Traumsequenzen lassen die Sehnsucht nach dem eigenen Kind spüren. Die Erinnerung an das Massaker ist in dämonisch leuchteten Nachtaufnahmen gestaltet.