28.2.22

The Card Counter


USA, Großbritannien, China 2021, Regie: Paul Schrader, mit Oscar Isaac, Willem Dafoe, Tiffany Haddish, Tye Sheridan, 109 Min., FSK: ab 16

Ein Film von Paul Schrader müsste eigentlich Sensation sein. Als Drehbuchautor war er verantwortlich für Martin Scorseses „Taxi Driver" und Brian De Palmas „Schwarzer Engel" (1976). Auch Scorseses „Wie ein wilder Stier" (1980) und „Die letzte Versuchung Christi" (1988) stammen aus seiner Feder. Doch er ruiniert seine Reputation mit schwächeren Filmen als Regisseur, bei „Exorzist: Der Anfang" wurde ihm 2005 sogar die Regie entzogen. So sind seine zwölf „fremd verfilmten" Bücher fast alle Höhepunkte der Filmgeschichte, die „eigenen Filme" weitgehend unbekannt. Auch „The Card Counter" ist ein interessanter Paul Schrader, der leider von Paul Schrader verfilmt wurde.

William Tell (Oscar Isaac) ist ein mysteriöser Spieler. In kleinen Casinos einer gar nicht glamourösen professionellen Poker-Welt hält er die Einsätze niedrig. Den Verführungen der Poker-Agentin La Linda (Tiffany Haddish) widersteht er lange. Er will nicht um Millionen spielen - „Ich bin bescheiden." Das Genre das Poker-Films und die Sammlung spannender Poker-Szenen der Filmgeschichte (siehe James Bond) wird völlig unterlaufen – es gibt gar keine Spannung bei den Poker-Duellen. Interessanter als Black Jack oder Poker ist eine Sonderbarkeit des Spielers Tell: Immer, wenn er in ein billiges Motel zieht, umwickelt er im Stile Christos jedes Möbelstück im Raum mit grauen Stofftüchern.

Dies Gleichgewicht in düsterer Stimmung kippt, als der junge, wirre Cirk (Tye Sheridan) auftaucht und Tells Vergangenheit aufwühlt. Einst „diente" Tell als Soldat in einem Folter-Gefängnis der US-Armee. Die „Verhöre" verfolgen ihn in seinen Albträumen. Während der Soldat wegen Menschenrechtsverletzungen achteinhalb Jahre im Militärgefängnis saß, wurde sein Vorgesetzter Major John Gordo (Willem Dafoe) nie bestraft. Was Cirk ändern will, weil sich sein gewalttätiger Vater nach den Erfahrungen mit Gordo umgebracht hatte.

„The Card Counter" will eindeutig Stellung gegen Kriegsverbrechen beziehen und tut es teilweise eindringlich. Die Albträume im schmutzigen gelb-grau von „Taxi Driver" mit extremer Fischaugen-Perspektive sind ein nachhaltiger Horror-Trip. Den Gegensatz zu diesen traumatischen Erfahrungen bilden ein paar Vollidioten beim Poker, die mit „Stars and stripes"-Shirts rumlaufen und dauernd „USA" grölen. Wie allerdings die eher lakonisch als spannend vollzogene Rache verläuft, bleibt im Detail unklar – wie einiges andere im interessanten, aber nur fragmentarisch gelungenen Drama. Oscar Isaac spielt eindringlich, Willem Dafoe hat wenige, irre Szenen.