1.5.06
Mission: Impossible III
USA 2006 (Mission: Impossible III) Regie: Jeffrey Abrams mit Tom Cruise, Philip Seymour Hoffman, Ving Rhames 126 Min. FSK: ab 12
Unmögliche Masken - so lautet die korrekte Übersetzung von "Mission Impossible". Wann immer der Agenten-Held Ethan Hunt (Tom Cruise) in einer Sackgasse steckt, sei sie noch so tief, wird eine Maske vom oder auf den Kopf gezogen und der Film geht entgegen aller Wahrscheinlichkeit weiter. Wann immer sich die Drehbuch-Autoren in eine Sackgasse reingeschrieben haben, sei sie noch so vertrackt, wird eine Maske hervor gezogen und irgendwie geht die erfolgreiche Kinofortsetzung von zwei Fernsehserien weiter: Unmögliche Masken ...
Zehn Jahre nach dem ersten Kinoeinsatz und der enorm in die Füße gehenden Titelmelodie nach Lalo Schifrin löst sich wieder ein geheimer Auftrag in Luft auf und es heißt: Ethan Hunt, übernehmen Sie! Dabei hatte sich der Geheimagent Hunt (Tom Cruise) doch der Liebe wegen schon zur Ruhe gesetzt, machte nur noch den Ausbilder. Eine ehemalige Agenten-Schülerin muss aus einer alten Fabrik in Berlin gerettet werden. Originell, wie Deutschland zwischen Industrie-Brachen und Windrad-Parks dargestellt wird. Der Rest ist laut knallende und spannende Rettungs-Routine. Letztlich vergebens: Eine Minibombe explodiert im Hirn der Geisel.
Unglaublich schnell gibt Hunt jetzt sein ruhiges Liebesleben auf, jagt den teuflischen Waffenhändler Owen Davian (Philip Seymour Hoffman) in Pope-Town, sprich: Vatikan, und bringt dessen Rachezorn ins heimelige Privatleben. Ein bewährter Clou der Autoren, dem Agenten-Tun eine persönliche Komponente zu geben, dafür musste ja auch Franka Potente in "Born Supremacy" sterben. So geht es wieder um Liebe und Leben und Tod. Auch schon in der zweiten "Unmöglichen Mission" wurden die Grenzen des Totenreichs überschritten.
Es geht los wie "Se7en", bedrohlich dreckig, düster. Hunt in den Händen eines Schurken (Hoffman), der einfach Angst macht - ohne Schnickschnack. Der Countdown läuft und bei 10 wird die Frau tot sein, an der dem Agenten Ethan Hunt sehr viel liegt. Der düstere Anfang lässt vermuten, wie Teil 3 in den Händen von David Fincher ausgesehen hätte. Der Regisseur von "Fight Club" und "Se7en" war lange im Gespräch für diesen Job. Danach wird es heller, klarer, aber uninteressanter. Man sehnt sich zurück zu den auf glatt gestylten Bildern der Teile 1 und 2, nach den Kino-Künstlern Brian de Palma und John Woo, zu der raffiniert choreografierten Action. Jetzt führte der TV-Routinier J.J. Abrams ("Alias", "Lost") Regie und es ist ein wenig wie Fernsehen: Der Adrenalin-Level ist konstant hoch, erreicht aber selten Spitzenwerte.
Die Sensation jedoch ist Philip Seymour Hoffman - einfach schon mal notieren für den nächsten Oscar nach "Capote"! Neben dem blassen Tom Cruise, wieder eine Action-Aufziehpuppe mit begrenztem Ausdrucksvermögen, gewinnt Philip Seymour Hoffman in jeder Szene. Einst pflegte Hoffman Cruises' Vater in "Magnolia", jetzt tritt der Fiesling den Schönling nicht nur in den Hintern. Und fragen Sie nicht, wer dabei besser aussieht! Mit blonder Mähne, in Kostüm und Maske völlig zurückhaltend, glaubt man ihm jede Drohung sofort, will direkt zuhause anrufen, ob noch alles in Ordnung ist. Unglaublich gut, dieser Schauspielgott!