Kompakte Eröffnung bei „Un Certain Regard“
Der Eröffnungsfilm „Paris, je t’aime“ der Nebensektion "Un certain regard" (etwa: Der besondere Blick) bot eine anderes faszinierendes Zeitphänomen: In einer Perlenkette ganz kurzer Episoden gab es ein ganzes Festival im Schnelldurchgang: Meisterregisseure, Cannes-Sieger wie Gus van Sant oder Walter Salles und Schauspielstars wie Juliette Binoche, William Dafoe, Elijah Wood oder Nick Nolte verzaubern mit Drama, Abschieden, Horror und Liebe, vor allem Liebe. Wir sind schließlich in Paris - auch wenn hier nicht alles wie im Reiseführer ist, wie Steve Buscemi in der Coen-Episode erleben muss. Er wird von einem eifersüchtigen Franzosen in der U-Bahn zusammengeschlagen und mit seinen Paris-Andenken überschüttet. Angesichts dieser misslichen Lage erhält das Lächeln der Mona Lisa wieder eine ganz andere Bedeutung als im „Da Vinci Code“. Als weiteres Deja Vue dekorierte das Festival übrigens seinen Palast mit riesigen Variationen der Mona Lisa – mal punkig, mal kitschig. Und im luxuriösen Jacht-Hafen von Cannes verbirgt eine riesige schwarze Pyramide keine Geheimnisse sondern die Party-Gäste des Eröffnungsfilms.
Der schnellste Liebesgeschichten-Erzähler von „Paris, je t’aime“ ist übrigens Tom Tykwer in "Faubourg St. Denis". Natalie Portman erlebt im genialen Zeitraffer die Jahreszeiten einer Liebe und das Publikum eine schöne Überraschung. „Hobbit“ Elijah Wood erfährt, dass es neben dem French Kiss (Zungenkuss auf Englisch) auch einen „Vampires Kiss“ in den Straßen von Paris gibt. Diese innige Vereinigung bekam sogar Szenenapplaus.