15.5.06

Private


Italien 2004 (Private / Diskrétne) Regie: Saverio Costanzo mit Mohammed Bakri, Lior Miller, Tomer Russo, Arin Omary, Hend Ayoub 90 Min. Arabisch/Englisch/Hebräisch/ m. dt. UT
 
Israels bekanntester Filmemacher umspannt seit Jahrzehnten mit seiner Filmreihe um das "Haus" die Problematik von besetztem Land, wo die ehemaligen Bewohner zu unerwünschten Untermietern werden. Der italienische Regisseur komprimierte die Parabel um Haus und Heim auf einen ganz konkreten, eng umgrenzten Ort und eine kurze Zeitspanne und feierte mit "Private" weltweit Festivalerfolge.
 
Der Palästinenser Mohammed B. (Mohammed Bakri) lebt mit seiner fünfköpfigen Familie in einem alleinstehenden Haus nahe einem israelischen Militärstützpunkt. Aus heiterem Himmel beschließt die israelische Armee, das Haus als strategisch wichtigen Ort zu besetzen, platzt in das normale Familienleben. Doch Mohammed lässt sich nicht so einfach vertreiben, mit dem störrischen Hausbesitzer treffen die Hausbesetzer eine absurde Vereinbarung: Die Israelies okkupieren den oberen Stock, die Familie wird unten zusammen gepfercht. Tagsüber darf sie ihr "normales" Leben weiterführen, in der Nacht jedoch wird das Zimmer abgeschlossen: Ausgangssperre.
 
Doch auch Mohammed nimmt seine Familie als Geisel, er zwingt sie, im Haus zu bleiben und Normalität zu behaupten. Vor allem seine Frau bleibt allein zuhause mit den groben, lärmenden Israelis. Die Freundin der Tochter darf nicht mehr vorbei kommen. Die kleine Nada spricht nicht mehr nach einer traumatischen Nacht, die sie wegen der Ausgangssperre vor der Tür verbringen musste. Die rebellische größere Tochter hingegen schleicht sich trotz Todesgefahr öfters nach oben, belauscht die (in Englisch sprechenden) Israelis, versteckt sich notgedrungen im Schrank. Aber auch die Besatzer fühlen sich belagert, wild schießen sie während einer Panik im Dunkeln um sich...
 
Auf wenigen, sehr menschlichen Quadratmetern inszeniert und komprimiert Regisseur Saverio Costanzo den komplexen Konflikt zwischen Israelis und Palästinensern. Eine frappant einfache Parabel in der Metapher des gemeinsamen Hauses. Das passt und packt zu Beginn mit dichter Handkamera, leider gibt es nicht mehr viel Entwicklung in der zweiten Hälfte. Trotzdem ist es zugleich erschreckend und einleuchtend, die Mechanismen der Unterdrückung so klar zu erkennen. So gewann "Private" auch verdient den Goldenen Leoparden als Bester Film und einen Bronzenen für den Besten Darsteller (für Mohammed Bakri) beim Filmfestival von Locarno 2004.