21.5.06

Cannes: Es cannes nur Einen geben,

"Donnie Darko"-Regisseur Richard Kelly teilt mit seinem Pulp Science-Fiction "Southland Tales" Cannes in Gestern und Morgen

 

Von Günter H. Jekubzik

 

Cannes. Die Filmfestspiele von Cannes zeigen 2006 im Wettbewerb neben den üblichen Palm-Verdächtigen viel von der Art "Hat der nicht vorher ...". Filmemacher an der entscheidenden Schwelle vom "Es kann nur einen (Erfolg) geben" zum "Be-Cannes-ten", zum Dauergast in Cannes. Von dort ist dann ur noch eine Frage der Zeit bis man zum Mobiliar gehört wie Wim Wenders, Wong Kar-Wai oder die Brüder Dardenne.

 

Der gerade mal Dreißigjährige Richard Kelly hat vor fünf Jahren (!) den sagenhaften und legendären Kult "Donnie Darko" gemacht, der bei mindestens einer Generation als Bester Film aller Zeiten im DVD-Regal steht. Jetzt folgt ein größerer, lauterer Science Fiction aus dem Kalifornien des Jahres 2008 und die Frage, ob Kelly nach der verspäteten Sensation "Donnie Darko" freie Hand von Hollywood bekam. Bei einem wilden Gemisch aus Jubel und Buhrufen beim Abspann ist klar: Dieser Film kann nur einschlagen wie einst Pulp Fiction oder gänzlich untergehen.

 

"Southland Tales" setzt die Endzeitstimmung von "Donnie Darko" fort: This is the way the world ends - So wird die Welt enden ... Aber davor haben wir noch fast drei Stunden Zeit, die mit einer komplexen Geschichte um Neo-Marxisten (die letzten Rest der Demokraten), Zeit-Verschiebungen, verwirrten Stars, allgegenwärtigen Ex-Pornosternchen und wahnsinnige Wissenschaftlern bis zum grandiosen Finale in alle Richtungen unterhalten.

 

All das zwischen Science Fiction und Pulp, zwischen politischer Kritik mit einer treffenden Bush-Double und kultfähigen Momenten ist schwer auf die Reihe und noch schwerer in diese Zeilen zu bekommen. Nach der Atombombe und versiegten Ölkriegen installierten deutsche (!) Wissenschaftler namens "von Westfalen" jedenfalls vor der Küste eine sagenhafte, per Funk übertragbare alternative Energiequelle namens „Fluid Karma“. Ein kleiner Nebeneffekt droht allerdings die Drehung der Erde zu verlangsamen und so erleben wir seltsame Erscheinungen wie ein Spiegelbild, das um ein paar Sekunden asynchron hinterherläuft! Das alles macht anfangs und mittig nur Spaß und erst am Ende und einem grandiosen Finale auch Sinn. Dann kann man allerdings wieder das Word „Kult“ herauskramen, darf man „Blade Runner“ herbei zitieren, augenzwinkernd „Highlander“ Christopher Lambert bemerken („Es kann nur einen geben“) und auf eine Goldene Palme hoffen. Ganz verstanden hat „Southland Tales“ außer den Machern wohl noch kaum einer. Dazu ist er zu dicht, zu kryptisch - genial oder konfus werden Zeit und Exegeten.