22.5.06

X-Men: Der letzte Widerstand

USA 2006 (X-Men: The Last Stand) Regie: Brett Ratner mit Hugh Jackman, Sir Ian McKellen, Halle Berry 107 Min.

 

Im dritten und sicherlich nicht letzten Teil dieser genetisch-ethisch beschwerten Superhelden-Saga erweisen sich die X-Men als Stehauf-Männchen: Wenn ein x-ter Teil lockt, stellt der Tod für einen skrupellosen Drehbuchautor keine endgültige Barriere mehr dar. Jean steht mit einem lauten Knall wieder von den Toten auf und so erleben wir die menschlichen Frostbeulen, Schlechtwetter-Wolken und Feuerzeuge im immer gleichen Kampf gegen sich und die Langeweile …

 

„X-Men 3“ wirkt in die Länge gezogen wie der Gummimann aus den „Fantastischen Vier“. Die Verfilmung eines Marvel-Comic dürfte nicht an genügend Material und Geschichtchen scheitern, doch Ersatz-Regisseur Brett Ratner beginnt seine vorhersehbare Dramaturgie mit einigen anfüllenden Zeitsprüngen. Dann noch ein Feuerwerk an Heldentaten als Vorspiel im Simulator, das wir schon an den Folge-Generationen von „Star Trek“ kennen. Erst spät die übersichtlichen Handlungen: Einerseits entdeckte man das Wunderkind Jimmy mit der Eigenschaft, die Mutanten „heilen“ zu können. Wobei nicht alle von ihnen als Ausgeburten einer Krankheit angesehen sein wollen. Vor allem Magneto (Sir Ian McKellen) nutzt das Entsetzen unter den genetisch Abweichenden, um neue Truppen um sich zu scharen. Beim gegnerischen Verein, den netten X-Männern und Frauen, die mit den Menschen in Frieden leben wollen, trauert vor allen der Augenblitzer mit der coolen Sonnenbrille um seine Freundin Jean. Als die wieder auftaucht, ist es wie immer, wenn was aus dem Reich der Toten wiederkehrt: Unheimlich und gefährlich. Jean hat jetzt mehr Kräfte als jeder andere Mutant, bringt ihren Meister Charles Xavier (Patrick Stewart) um und schlägt sich auf die Seite von Magneto …

 

Solche Action-Filmchen müssen nicht viel leisten. Sie sollen nur Spaß machen. Doch die „X-Men“ wollen uns mit all ihrer Tragik und dem Gejammer anders zu sein, ein X für ein U (wie Unterhaltung) vormachen. Das Futter der Action-Geschichte blieb gleich: Es geht um Außenseiter und die Verurteilung der Ausgrenzung. Die Besonderen, die Anderen müssen dem Druck der Anpassung widerstehen. Das Ganze vor der Folie aktueller DNA-Forschungen und den Fortschritten in der Gen-Medizin.

 

In dem oberflächlichen und schneller abgedreht wirkenden dritten Aufguss herrscht platte Psychologie. Der Tod der Vaterfigur Charles Xavier ist ganz schnell erledigt, seine Schule muss auf jeden Fall weiter machen. So wie auch die Erfolgsserie „X-Men“ nach weiteren Folgen verlangt. Die neuen Monster Magnetos sind dabei allerdings schäbiger Ersatz, nur die eindrucksvoll dämonische Größe und Zerstörungskraft Jeans macht richtig Eindruck. Beeindruckende Momente bleiben selten, der Höhepunkt vielleicht, als Magneto die Golden Gate zur Dreh- und Luftbrücke macht. Und immer wieder erbärmlich, dass bei der Behaupteten Weiterentwicklung der Menschheit es letztendlich wieder – diesmal unter der Führung des Leitwolfes Logan – auf ganz primitive Prügeleien hinausläuft.