22.5.06

Dance!

USA 2006 (Take the Lead!) Regie: Liz Friedlander mit Antonio Banderas, Rob Brown, Yaya DaCosta 117 Min. FSK ab 6

Während der spanische Meisterregisseur Carlos Saura gerade seinen filmisch genialen, ästhetisch faszinierenden und tänzerisch herausragenden Flamenco-Film "Iberia" in Deutschland zeigt, verdient sich sein ausgewanderter Landsmann Antonio Banderas ("Zorro") Geld mit Tanzstunden. In seiner Rolle als Tanzlehrer und im übertragenden Sinne: Denn der ohne Höhepunkte runtergespielte Part diente wohl hauptsächlich dem Gelderwerb. Und mit den Moneten dreht er gerade seinen eigenen Film zuhause in Malaga.

Von seinen elitären Schülern ist Pierre Dulaine (Antonio Banderas) eher gelangweilt. Und so beschließt er spontan, etwas Verrücktes zu tun, nachdem er sieht, wie drei schwarze Schüler ein Auto zertrümmern. Mit seinem Anzug, vorzüglichen Manieren und einem Fahrrad, begibt er sich Kampfzone einer öffentlichen Schule in New York. Schwarze, Latinos und ein paar Weiße werden dort eher verwahrt als ausgebildet. Nur als Scherz akzeptiert die harsche Direktorin, dass Dulaine das Nachsitzen in eine Tanzstunde verwandelt - für Standardtänze wohlgemerkt! Mit entschlossenem Idealismus schreitet der Anzugtyp gegen die Front der aggressiven HipHopper - das Kollegium amüsiert sich über diese Naivität.

Mit lautem Irving Berlin zwingt Dulaine seinen Schüler-Ausschuss zuzuhören, und er überzeugt sie schließlich mit einem heißen Tango Nuevo und einer aufreizend Tanz-Partnerin. Dulaine - er versteht sechs Sprachen und spricht fünf, alle mit spanischem Akzent - ist Verführer mit Philosophie. Denn die Disziplin des Tanzes soll auch für das harte, recht chancenarme Leben den Charakter bilden. Das rücksichtsvolle Miteinander von Boy und Girl soll den nicht besonders einfühlsamen Umgang der Geschlechter kultivieren.

Frack und Lackschuhe stehen hier Baggy Hosen mit tiefem Schritt und dem Strass des Clubdresses gegenüber. Die Konfrontation verschiedener Kulturen und Gesellschaftsschichten wird erst ideologisch entspannt mit der Geschichte vom afrikanischen Ursprung einiger Tänze. Also kein überflüssiger Zeitvertreib der Sklavenhalter, doch das soziale Element ist immer dabei, wenn die Kids kein Geld für Tanzstunden haben und wenn alles wieder auf den finalen Wettbewerb mit Geldpreis hinausläuft. Das Tango-Finale bestreiten zwei Jungs und ein umkämpftes Mädel zu dritt und tanzen so die Eifersucht des realen Lebens aus. Vor allem die flotten musikalischen Sequenzen und Montagen gelangen in diesem deutlich kalkulierten Gesellschafts-Tanz-Film. Wie Pierre Dulaine Kultur in eine raue Umgebung bringt, basiert auf einer wahren Geschichte und hat mittlerweile in den ganzen USA Schule gemacht.