2.4.12

Und wenn wir alle zusammenziehen?

Frankreich, BRD 2011 (Et si on vivait tous ensemble?) Regie: Stéphane Robelin mit Guy Bedos, Daniel Brühl, Geraldine Chaplin, Jane Fonda, Claude Rich, Pierre Richard 96 Min. FSK ab 6

Was verbindet man mit Jane Fonda und Pierre Richard? Wahrscheinlich irgendwas in Richtung Barbarella und großem Blonden. Lang vergangene Rollen also und nicht die Probleme des Alters. Dass könnte sich ändern mit „Und wenn wir alle zusammenziehen?", einem liebenswerten und zeitweilig herrlich frechen Film über eine Senioren-WG.

Der alte Linke Jean (Guy Bedos) will zwar Solidarität im Zusammenleben aber niemals einen dekadenten Pool im Garten, den Annie (Geraldine Chaplin) für die Enkel plant. Er will ausziehen, sie knöpft ihr Hemd auf, lässt ihr Haar herunter und bald ist alles wieder gut. Dass Sex und Alter keine Widersprüche sind, ist nicht erst seit Dresens „Wolke 9" bekannt. Als der Genießer Albert (Pierre Richard) immer öfter verwirrt die Orientierung verliert, zieht seine kämpferische Frau Jeanne (Jane Fonda) mit ihm zum befreundeten Paar. Auch Claude (Claude Rich) ist bei der 70+ Kommune dabei, wobei sich erst später in einer sehr komischen Szene herausstellen wird, wie aufgeladen diese Kombination ist. Als immer stärker involvierter Betreuer bekommt der Deutsche Dirk (Daniel Brühl), der eigentlich nur eine ethnologische Dokumentation über Altern in Europa erstellen wollte, seinen Raum.

Schon die vertrauten Nachbarn wie die Alten bei den australischen Ureinwohnern betrachtet zu sehen, schafft die komödiantische Distanz, um sich dem Tod (im Kino) angstfrei zu nähern. Dabei erzählt Stéphane Robelin in seinem zweiten Spielfilm nicht schamhaft: Claudes Herzinfarkt bei einer Prostituierten und Jeannes sexuelle Aufklärung für den jungen Dirk sind keineswegs eingerostet. So halten sich schöne, weise Momente mit kräftigem, frechen Humor gekonnt die Waage. Man verbringt gerne einen Abend mit dieser lebendigen, verrückten wie liebenswerten WG. Ein schöner Film, der allerdings gegen den jüngeren, aber in der gleichen Lebensphase angesiedelten „Best Exotic Marigold Hotel" verliert. Die erlesene Besetzung spielt die komödiantischen Rollen mit den nachdenklichen Momenten gekonnt runter. Vor allem Jane Fonda nutzt ihre Zeit auf der Leinwand. Das macht Spaß und berührt hin und wieder. Nachhaltig ist es nicht unbedingt.