USA 2011 (Martha Marcy May Marlene) Regie: Sean Durkin mit Elizabeth Olsen, Christopher Abbott, Brady Corbet, Hugh Dancy 102 Min. FSK ab 16
Nur weg, schnell weg. Als die junge Martha (Elizabeth Olsen) in aller Stille von einer einfachen Farm flieht, weiß man noch nicht, weshalb. Doch man fürchtet sich sofort mit ihr. Martha landet bei ihrer älteren Schwester Lucy (Sarah Paulson) und deren Mann Ted (Hugh Dancy) in einem großen, abgelegenen Ferienhaus am See. Die Verängstigte wird aufgepäppelt, erzählt aber nichts. Nach einigen schwer verständlichen und extremen Reaktionen in dieser zivilisierten Umgebung erleben wir ihre Erinnerung mit. Die Farm auf der Martha zufällig landete, wirkt idyllisch. Männer und Frauen leben entspannt in einfacher Kleidung, teilen sich die Arbeit, genießen, musizieren. Von Patrick (John Hawkes), dem Anführer Landkommune, wird sie Marcy genannt. Doch es beginnt eine heftige Manipulation - anfangs ohne sichtbare Gewalt. Erst essen die Männer, die schweigenden Frauen bekommen die Reste. Ein Initiationsritual ist im Prinzip eine Vergewaltigung unter Drogen, aber die Psycho-Sekte schafft es, die Misshandelten trotzdem an sich zu binden. Flucht wird allerdings nicht toleriert. Nun sitzt Martha nur einige Stunden von ihrem ehemaligen Gefängnis entfernt bei der Schwester, in einem Haus, wie es früher von der Gang ausgeraubt wurde. Menschenleben waren den Anführern dabei egal. Und es häufen sich die Zeichen, dass sie die Spur von Martha entdeckt haben...
Regisseur und Autor Sean Durkin gelingt es auf sehr sublime Weise, seine spannende Geschichte zu erzählen, die von intensiven Atmosphären zwischen verträumt und „psycho" lebt. Geschickt zeigt er parallel, wie Martha sich zwei mal nacheinander anpassen muss: Auf der Farm und aber nach zwei Jahren „Freiheit" auch im engen bürgerlichen Leben, das sich selbst über Nacktbaden aufregt, geschweige über einen offenen Umgang mit Sexualität. So ist der Flüchtling mit seiner anderen Lebensphilosophie eine Bedrohung für das arrivierte Paar. Zudem steht zwischen den Geschwistern eine Kindheit ohne Mutter, in der Lucy für Martha sorgen musste. „Martha Marcy May Marlene" gibt nicht nur den Menschen andere Namen, er blickt auch aus veränderten Perspektiven auf feste Formen des Lebens. Die Klischees greifen dabei nicht - weder das Leben der Hippies noch Wohlstand bedeuten hier Freiheit.