16.4.12

Im Reich der Raubkatzen

USA 2011 (African cats - Kingdom of courage) Regie: Alastair Fothergill , Keith Scholey 93 Min. FSK ab 6

Im Herzen Afrikas schießen spanische Könige aus der nun künstlichen Hüfte Elefanten und deutsche Neubauers filmen auf jeder dritten Farm. Noch ein „Naturfilm" mit atemberaubenden Aufnahmen macht die Steppe zur Region der Welt mit der größten Dichte an Naturfilmern seit Menschengedenken. Tatsächlich ist Ko-Regisseur Alastair Fothergill auch der Macher von den eindrucksvollen Dokumentationen „Unsere Erde" (2007) und „Deep Blue" (2003). Dass es noch mehr „menscheln" kann, wollte man sich nicht vorstellen, doch Disney macht's möglich: „Im Reich der Raubkatzen" werden Tiere nicht nur vermenschlicht, sondern auch zu Laien-Schauspielern in hochdramatischen Geschichten gemacht. An den beiden Ufern eines nur saisonal reißenden Flusses spielen sich die Sozialdramen zweier Raubkatzen ab: Löwenmutter Layla muss sich ihrer Konkurrentinnen erwähren, während Sita als alleinerziehende Gepardin mit fünf Kindern und ohne Hartz IV ihre eigenen Probleme hat. Das führt lakonischen Binsenweisheiten über den ewigen Kreislauf des Jagen und Gejagtwerdens für die Abteilung „Pädagogisch wertvoll" sowie zu ziemlich spannenden Szenen. Erstaunlich dabei immer wieder die Nähe zu den Subjekten vor der Kamera in faszinierenden Aufnahmen. Und ein Kunstwerk für sich ist im Original der sehr lebhafte Off-Kommentar von Samuel L. Jackson, mit stellenweise so pathetischen Phrasen, dass es an sich eine Lachnummer wird. (Einige Sätze hätten locker in „Pulp Fiction" gepasst.) Und ziemlich primitiv in den Legenden von Beschützern, Ernährern, folgsamen Weibchen und mutigen Müttern, deren Verdienstkreuz fast aus dem Fell aufblitzt.

In dieser erschreckenden Vermenschlichung und demagogischer Ausrichtung liegt „Im Reich der Raubkatzen" damit tatsächlich in der Tradition von „Die Wüste lebt" (1953), den die Produzenten beschwören: Packende Tiergeschichten gegen den Willen der unterbezahlten Protagonisten und zum Entsetzen von ernsthaften Natur-Dokumentaristen - so sie denn noch nicht ausgestorben sind.