Großbritannien 2018 Regie: Tom Harper, mit Jessie Buckley, Julie Walters, Sophie Okonedo 101 Min. FSK ab 12
A star is born - in Glasgow. Das klingt nicht so prickelnd, deshalb will die 23-jährige Rose-Lynn Harlan (Jessie Buckley, keine Familie von) mit ihren Country-Träumen auch unbedingt nach Nashville. Doch noch hält sie eine Fußfessel nach 12 Monaten Knast wegen Drogenschmuggel fest. Und da sind auch noch ihre beiden kleinen Kinder, die bei der Oma Marion (Julie Walters) leben. Allerdings ist Rose nicht besonders intelligent, auch nicht sympathisch, bis sie anfängt zu singen. Dann gibt auch der Film Gas und zeigt eine ganze Country-Band, die sie beim Staubsaugen begleitet.
Obwohl ihre Figur im Film über Casting-Shows meckert, wurde Jessie Buckley tatsächlich durch dieses Format bekannt. Mangelnde Schauspielkunst sieht man ihr nicht an, das Drehbuch ist das eigentliche Problem des Films. Rose blendet mit Kopfhörern und Country-Musik die Realität aus. Obwohl das Tattoo sagt „Three cords and the truth" (Drei Akkorde und die Wahrheit) hat sie es mit der Wahrheit nicht so. Und enttäuscht alle, die sie trotz Unzuverlässigkeit und Besäufnissen weiter unterstützen. Selbst als sie durch Vermittlung der faszinierend freundlichen Arbeitgeberinnen Susannah (Sophie Okonedo) ein Vorspielen beim BBC bekommt, vermasselt sie auf der Hinfahrt in der spendierten Ersten Klasse alles. Allerdings wirft ihr der Film auch besonders viele Knüppel zwischen die Beine: Dass sich ausgerechnet an dem Abend, als ein Konzert Geld für ihre Nashville-Reise sammeln soll, ihr Kleiner die Arme bricht, das ist mehr Film als Leben, und mehr Elend, als man sich unbedingt antun will.
Wenn die konventionelle Doch-Noch-Karriere der wandelnden Katastrophe in weißen Cowboy-Stiefeln nach später Erkenntnis trotzdem etwas rührt, ist das den anderen Darstellern zu verdanken. Wie eigentlich die aufopferungsvolle Mutter und Susannah die interessanteren Figuren sind; kleine große Helden, die über sich selbst hinaus wachsen. So wie Johnny Cash im Gegensatz zu Roses Meinung nie mehr als eine Nacht in Haft war, so ist „Wild Rose" ein Feel Good-Film, bei dem man sich nur begrenzt gut fühlt.