18.12.19

7500

BRD, Österreich 2019 Regie: Patrick Vollrath, mit Joseph Gordon-Levitt, Aylin Tezel, Omid Memar 92 Min.

Die Zahl „7500" steht in der Luftfahrt für eine Flugzeugentführung. Es ist also klar, wohin der Flug von Berlin nach Paris steuern wird. Doch intensiv ist diese Inszenierung schon vor dem Abheben. Die einzelnen Schritte vom Checken des Flugmaterials bis zum Bestellen des Menüs, das Gespräch vom amerikanischen Ko-Piloten Tobias Ellis (Joseph Gordon-Levitt) mit seinem Kapitän und der heimlichen Freundin hinten im Passagierabteil ... alles, was im Cockpit passiert, packt bereits bevor Außergewöhnliches passiert.

„Alles, was im Cockpit passiert" ist dann auch der ganze Film. Denn er verlässt - bis auf Überwachungsvideos am Anfang und den Monitor zum Passagierraum - nie diesen engen Raum, diese Hochdruckkammer der Spannung. Regisseur Patrick Vollrath intensivierte diese dichte Kammerspiel-Wirkung schon beim Dreh: Er ließ die Kamera 20, 30, manchmal 60 Minuten am Stück laufen. Und diese immense Anspannung ist im Film spürbar.

Mit dem Essen für die beiden Flugzeug-Führer brechen Gewalt und Action in die Kabine ein. Zwei Männer versuchen, in die Kanzel einzudringen, verletzten den Kapitän schwer und den Ko-Piloten am Arm. Doch Tobias drängt einen wieder hinter die Sicherheits-Türe und schlägt den anderen ohnmächtig. Während weitere Entführer enervierend auf die Türe hämmern, drohen sie über Kamera und Sprechanlage, Passagiere zu ermorden, wenn man sie nicht in die Kabine lässt. Derweil steuert Tobias Hannover für eine Notlandung an...

Bei allen Unterschieden zu den üblichen Flugzeug-Entführungen, bei denen Präsidenten („Air Force One") oder Jodie Foster („Flightplan") in erstaunlich weitläufigen Maschinen die Kontrolle zurückgewinnen, hat „7500" vor allem eines mit ihnen gemeinsam: Er ist extrem spannend! Der entscheidende Unterschied neben der Konzentration auf engen Raum liegt im Fokus auf der Psychologie statt auf Action. Gemäß des Film-Mottos „Auge um Auge, bis die ganze Welt erblindet" (Gandhi) kämpft Tobias Ellis nicht so sehr gegen seine Gegner, sondern für das Überleben aller, selbst seiner Gegner. Dazu gehört auch, das Überwinden niederer Rachegefühle, die 99% solcher Filme befeuern. Verständigung im weiteren Sinne ist ein Thema in den Gesprächen zwischen Tobias und einem jungen Entführer. Vollrath hält sich ebenfalls bei der Darstellung drastischer Momente angenehm zurück. Intensiv dagegen die Darstellerleistung von Joseph Gordon-Levitt („Snowden", „The Dark Knight Rises", „500 Days Of Summer"). Er trägt den Film größtenteils und kann eine entschlossene, energische aber auch kluge Figur glaubhaft rüberbringen. „7500" ist ohne unnötige Gewalt oder Zynismus raffiniert.