2.12.19

Nome di donna

Italien 2018 Regie: Marco Tullio Giordana, mit Cristiana Capotondi, Valerio Binasco, Bebo Storti 98 Min.

„Nome di donna" startete in Italien 2018 zum Höhepunkt der #metoo-Bewegung, hat aber bis heute nichts an Dringlichkeit verloren: Eine Altenpflegerin weigert sich, dem Direktor der kirchlichen Pflegeeinrichtung wie in feudalen Zeiten sexuell zur Verfügung zu stehen.

Die Restauratorin Nina (Cristiana Capotondi) verliert in Mailand ihren Job. Deshalb zieht die junge alleinerziehende Mutter aufs Land, um im Institut Baratta, einem kirchlichen, luxuriösen Pflegeheim, zu arbeiten. Schon bei der Einstellung gibt es überall unverschämt abschätzende und lauernde Blicke der Männer. Ein schmieriger Buchhalter (Valerio Binasco), der als „dottore" die Anstalt leitet, befiehlt immer wieder Pflegerinnen nach ihrer Schicht im Dienstkittel zu sich. Eine extrem unangenehme Situation dreister Erpressung und auch brutaler Vergewaltigung. Doch Nina wehrt sich und ist deshalb für ihn eine „Schlampe". Nach langen Zweifeln zeigt die zurückhaltende und nicht unbedingt mutige Frau ihn schließlich mit Hilfe der Gewerkschaft an: „Ich habe das Recht zu arbeiten, ohne mich begrabschen zu lassen!"

„Nome di donna" (zu deutsch: Eine Frau namens...) zeigt Strukturen dieses Systems sexueller Gewalt am Arbeitsplatz auf: Die Frauen schweigen untereinander, um den Vergewaltiger zu schützen. Und als Nina von dem Verbrechen spricht, wird sie sofort verraten und abgestraft. Das Gerichtsverfahren wird erst einmal eingestellt. Nina muss, wegen „Verleugnung" entlassen, woanders arbeiten. Doch sie gibt nicht auf, forscht nach anderen Frauen, die verschwunden sind und klagt auch die „allwissende" Kirche an. Es gibt nur einen Alibi-Priester, der sich auf die Seite der Gerechtigkeit schlägt. Die anderen sind damit beschäftigt im Namen der Caritas Geld zu verdienen.

Der recht konventionell erzählte Film liefert eine umfassende Übersicht von Mechanismen sexueller Gewalt und anderem Sexismus bis zu den Sprüchen der Freundes, er könne ja für die Frau mitverdienen. Für diese Ausführlichkeit mussten wohl dramaturgische Aspekte zurückgestellt werden. Besonders die Gerichtsverfahren ziehen sich auch im Film. Trotzdem ist „Nome di donna" schockierend, bewegend und wichtig. Und nach zwei Wiederaufnahmen wird der Täter endlich zu sechs Jahren Haft verurteilt, auch ein mitwissender Priester muss ins Gefängnis. Ein Erfolg mit der bitteren Schlussnote, dass die berichtende Reporterin direkt danach von Ihrem Vorgesetzten befummelt wird.