30.12.19

Little Joe

Österreich, BRD, GB 2019 Regie: Jessica Hausner, mit Emily Beecham, Ben Whishaw, Kerry Fox 100 Min.

Little Shop of Horror 2.0

Alice (Emily Beecham) ist alleinerziehende Mutter und erfolgreiche Botanikerin. Vielleicht ist es das schlechte Gewissen, weil sie so ganz und gar in ihrem Beruf aufgeht, das sie eine experimentelle Laborpflanze verbotenerweise mit nach Hause nehmen lässt. Denn ihr 13jähriger Sohn Joe (Kit Connor) wirkt nicht wirklich glücklich und die „Little Joe" genannte Blume soll Glückshormone versprühen. Das ist allerdings der Anfang einer ganzen Reihe seltsamer und sogar tödlicher Ereignisse...

Mit „Little Joe", für den Emily Beecham in Cannes den Darstellerinnen-Preis erhielt, scheint die Österreicher Regisseurin Jessica Hausner ihre Bestimmung gefunden zu haben: Schon ihre speziellen und hoch interessanten Filme „Lovely Rita", „Amour Fou", „Lourdes" und vor allem „Hotel" atmeten eine besonders unterkühlte Atmosphäre. (Und damit eine stilistische „nationale" Verwandtschaft mit Ulrich Seidl und Michael Haneke.) „Little Joe" ist nun eine labortechnisch gekühlte Version von „Der kleine Horrorladen" („Little Shop of Horrors") um eine Pflanze mit gefährlichem Eigenleben. Dass die anderen Pflanzen im Labor eingehen, könnte ein erstes Zeichen von Eifersucht sein.

Die knallrote Blume, die mit den roten Haaren ihrer Schöpferin korrespondiert, ist sehr pflegeintensiv: Man muss mit ihr reden, sie am besten lieben wie das eigene Kind. Und es sie keinesfalls anmerken lassen, wenn man misstrauisch wird. Alice und die Pflanze werden nie richtige Freunde werden. Denn die Pflanze macht nicht wirklich glücklich, sie blockiert nur alle Gefühle. Den Infizierten ist alles egal. Klingt wie ein Werbespruch für das entsprechende Medikament der Wahl.

Dieser sehr bodenständige Science Fiction erzählt wie alte US-Horrorfilme - nur in modernster Umgebung. Das scheinbar steril wissenschaftliche Thema entwickelt sich von Anfang an hoch spannend, vor allem das bei aller Zurückhaltung intensive Spiel packt. Sehr passend sind die für Jessika Hausner typischen kühlen Kulissen. Nur die Geräusche auf der Tonspur sind echt Horrorfilm. „Little Joe" - ein gutes Rezept für filmisches Glück.